538. Ubbo.

[631] Winsemius, Chronyke van Vrieslandt. Fol. 13.


Nachdem Friso, der Stammvater des friesischen Volkes, gestorben war, folgte ihm sein ältester Sohn Adel in der Regierung. Diesen bildete man ab mit einer Schüssel und einem Horne in den Händen, weil er die Gastmahle zuerst bei den Friesen eingeführt hatte. Nach seinem Tode fiel Frießland seinem Sohne Ubbo zu, der mit einem Buche in der Linken gemalt wird, weil er zuerst die Kenntniß der Buchstaben unter dem Volke verbreitete und auch seiner Väter Thaten beschrieb. Nicht minder war er in Kriegssachen erfahren und er war gewaltig in Handhabung der Waffen; darum trägt er auf den Bildern in der rechten Hand eine Art von Dreschflegel.

Um nach der Weise seiner Vorfahren freundschaftliche Verbindungen mit fremden Königen und Fürsten anzuknüpfen, reiste er auf Anrathen seiner Mutter und auf Bitten seiner Unterthanen zu seinem Großvater von mütterlicher Seite, dem Könige der Sueven, und von da weiter durch ganz Deutschland umher. Eine große Menge Volkes schloß sich dem Helden an, und mit dieser kam er an den Rhein und hinterließ daselbst eine Colonie, die sich nach seinem Namen die Ubber nannten, woraus die Römer Ubier machten. Sie hatten sich an der Stelle[631] festgesetzt, wo nun die Stadt Cöln steht, welche darum auch Colonia Ubiorum genannt wurde.

Später heirathete Ubbo, und dieser Ehe entsprossen zwei Kinder, ein Sohn, der berühmte Asinga Ascon, und eine Tochter, die Frouwa hieß und später Friso den Jüngern heirathete, welcher mit Heeresmacht nach dem andern Ufer der Vlie zog und das Land daselbst nach seinem Namen Frießland oder Neu-Frießland nannte. Er baute auch eine Stadt und hieß sie seiner Frau zu Ehren Vrouwgeest oder Vrougast, woraus die Römer später Verona machten, um an das italische Verona zu mahnen.

Nach Ubbo's Tode kam der mächtige Held Asinga Ascon an die Regierung.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 631-632.
Lizenz:
Kategorien: