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Mündlich.
Jaek van de Velde in der Wodana. I, S. 29.
Peter von Wetteren ging mit dem Teufel um, dem er auch seine Seele verkauft hatte; er stand so genau mit dem Bösen in Verbindung, daß er zu den geheimen Berathungen der Hölle, die in Egypten irgendwo stattfanden, zugelassen wurde, und das nur auf die einzige Bedingung, den Mund so lange zu halten, als die Versammlung dauerte. Die Reise dahin machte er so schnell, daß, wenn er ein Viertel vor zwölfe von Wetteren wegzog, er just um zwölfe in Egypten ankam.
Einst saß er mit einem Freunde in der Schenke, und es war spät geworden, ohne daß beide es wußten. In der Mitte des Gespräches zog Peter die Uhr aus dem Sacke und sah zu seiner großen Verwunderung, daß es nur noch zehn Minuten vor zwölfe war. »Nehmt mir es nicht übel, Freund«, sprach er dann, »ich muß weg, es ist Zeit.« – »Zu eurer Frau?« fragte der andere, aber Peter sprach: »Nein, die sieht mich nicht vor Tagesanbruch.« – »Wo treibt ihr euch denn so lange herum?« – »Ich gehe nach Egypten.« – »Was, nach Egypten?« – »Ja, ja, und ich habe keine Zeit zu verlieren, lebt wohl.« – »So geht es nicht, Freund«, sprach der andere darauf, »ich verlasse euch nicht und gehe jedenfalls mit.« – »Nun, wenn ihr nicht anders wollt«, entgegnete Peter, »dann kommt«, und so gingen[645] beide aus der Schenke und nach dem ersten Kreuzwege zu: da lag ein Strohbüschel und beide setzten sich darauf, nachdem Peter seinen Freund noch vorher gewarnt hatte, nur ja nicht zu sprechen. »Ueber Busch, über Berg und über Thal!« rief Peter, und sie flogen durch die Luft hin und waren in Zeit von einer Viertelstunde in Egypten, wo die Versammlung bereits ihre Berathungen begonnen hatte. Als alles Gerede zu Ende war, wurde ein köstliches Mahl aufgetragen und Peter und sein Freund hielten ihren leeren Magen eine kräftige Seelenmesse. Zum Nachgerichte kam eine Schüssel auf die Tafel, deren Geruch höchst unangenehm war. Der neue Gast prüfte ein wenig davon, spuckte es aber alsbald wieder aus und rief mit Abscheu: »Peter, das ist ja Menschenfleisch!«
Diese Unvorsichtigkeit kam ihm theuer zu stehen: in einem Augenblicke verschwand der Saal mit den Teufeln, und Peter lag zu Hause in seinem Bette, während sein Freund in Egypten saß. Der ganze folgende Tag verging dem armen Peter in Angst und Noth, denn er wußte, daß sein Freund in der Versammlung der kommenden Nacht als Uebertreter der Gesetze mußte hingerichtet werden. Gegen halb zwölfe schon ging er nach dem Kreuzwege und setzte sich auf sein Strohbüschel. Einige Stunden von Egypten ab, sah er schon, wie alles zur Enthauptung bereit war und selbst, wie einer von den Teufeln schon das Schwert hob, um seines Freundes Haupt abzuschlagen. »Ju! Ju!« schrie er seinem Büschel zu, und in einem Fluge schoß dieser mit den Aehren auf den Hals des Verbrechers und das sinkende Schwert hatte seine Kraft verloren. Der Gerettete sprang zu Peter auf das Strohbüschel und beide zogen nach Wetteren zurück. Gottesfürchtiges Zureden des Freundes brachte Peter bald auf einen andern Weg, und der Bund mit dem Teufel wurde für immer gebrochen.