Schayes, Essai historique sur les moeurs etc. des anciens Belges.
In einem Dorfe bei Mecheln konnte ein Müller einmal Abends nicht mit dem Durchsieben seines Mehles fertig werden und verschob darum den Rest der Arbeit auf den folgenden Tag. Da er müde war und eilte, vergaß er ein Butterbrot mitzunehmen, welches er den Mittag auf[308] die Mühle mitgebracht hatte. Als er aber am andern Morgen die Thüre öffnete, fand er zu seinem Erstaunen alles Mehl durchgesiebt, das Butterbrot jedoch war verschwunden. Das däuchte dem Müller wunderbar, und er versuchte am Abend dasselbe, fand auch den folgenden Morgen wieder alles in schönster Ordnung, nur sein Butterbrot nicht. Darob wurde er gar neugierig, den also leicht zufriedenen Arbeiter kennen zu lernen, und barg sich am Abende des dritten Tages hinter einige Mehlsäcke. Bis Mitternacht hatte er schon gewartet, ohne daß sich etwas geregt hätte, da öffnete sich plötzlich die Thüre der Mühle und ein nackter Zwerg trat ein und setzte sich, nachdem er das Butterbrot verzehrt, fleißig hinter die Arbeit.
Der Müller aber war ein züchtiger Mann und hatte auch ein gar mitleidiges Herz, darum that es ihm in der Seele weh, den armen Zwerg nackt zu sehen. Er fügte also am folgenden Abende dem Butterbrote einen vollständigen Anzug bei, und hatte die Freude, seitdem den kleinen Mann immer in seinem Röckchen und Höschen zu sehen, wenn derselbe seine nächtliche Arbeit zu verrichten in die Mühle kam.