257. Wunderkind.

[348] Oude Divisie-Cronycke van Hollant etc. Delft 1585. Fol. 158 a.


In dem Jahr 1378 gegen Sankt Martins Tag im Mittsommer ist in der Stadt von Utrecht ein Kind geboren worden, welches ein Knäblein war, und das hat deutliche Worte gesprochen, als es nur vierzig Tage alt war. Also sagte es einmal: »Macht die Thür auf, mein Vater ist hier«, und viel andere Worte.[348]

Zu einer Zeit hat man einen Priester gebeten, daß er heimlich kommen und das Kind beschwören möge, und als der fromme Mann Messe gelesen, hielt er seine Gewänder an und zog darüber einen großen Mantel, daß man's nicht merken sollte, und kam und beschwur das Kind mit vielen Conjuratien. Aber das Kind thät nicht antworten, kehrte aber nach einiger Zeit sein Haupt um und sah den Priester mit grimmigen Geberden an. Als der Priester sah, daß er nichts ausrichten konnte, ging er wieder seinen Gang. Das Kind aber war ein Vorzeichen von einem bösen Abentheuer.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 348-349.
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