[431] Van der vryheyt van Doerne. Chronik aus dem 14. Jahrhundert. S. Biblioth. des antiquités de la Belgique. T. I, p. 72.
Nachdem die Hunnen in Cöln die heilige Ursula mit ihren Gefährtinnen gemartert hatten, zogen sie den Rhein hinab und verwüsteten alles, wohin sie kamen. Also gelangten sie eines Tages auch bis Lieu, wo ein Nonnenkloster bei der Kirche des heiligen Gommarus gelegen war; jetzt ist es gen Norden gebaut, wo man die Kapelle sieht. Dort war der Körper des heiligen Gommarus begraben, aber es wußte es kein Mensch in der Welt, ausgenommen die Aebtissin und die Priorin des Klosters. Als die Hunnen kamen, wollten sie die Nonnen schänden und alsdann mit Martern tödten; aber kaum hatten sie Hand an dieselben gelegt, als sie plötzlich mit grausamen Schmerzen gestraft wurden. Diejenigen von den Barbaren, welche das Wunder schauten, erschraken darob also, daß ihnen, als sie von großem Schrecken getrieben, ihre Nothdurft verrichten wollten, all ihre Eingeweide aus dem Leibe weggingen. Also wurden sie gestraft und gedtötet durch die Fürbitte des heiligen Gommarus. Gleich darauf aber läuteten alle[431] Glocken der Stadt auf wunderbare Weise, ohne daß ein Mensch an sie rührte. Zum Andenken daran läutet man noch alle Jahre am Donnerstag vor Andreas, wo das Fest des heiligen Gommarus gefeiert wird, von fünf Uhr Nachmittags bis zehn Uhr Abends.