Mündlich; mitgetheilt von Lehrer Leonh. Eeckhoute in Segelsem.
Ein Reisender kam eines Tages in die Gegend des Dorfes Flobeck (Provinz Hennegau), welches unfern Krekelberg liegt. Auf einer übrigens einsamen Ebene fand er ein Schloß, von dem her Musik ertönte und überhaupt ein gar freudig Treiben war. Er zögerte nicht lange und ging darauf zu und durchwanderte alle Säle, welche von einer unbeschreiblichen Pracht waren; aber er sah keinen Menschen darin. So kam er endlich auch auf den Hof und traf auf demselben eine ziemlich zahlreiche Menschenmenge, welche sich weidlich ergötzte.
Bald lockten ihn die Töne einer Orgel, welche so entzückend klangen, daß er in seinem ganzen Leben nichts ähnliches gehört hatte; es war, als hätte eine ganze Regimentsmusik gespielt, und doch blieb der Ton so sanft, daß es einem ganz wohl wurde, wenn man es nur hörte. Einer von der Gesellschaft trat auf den Reisenden zu und lud ihn ein, Platz zu nehmen, und das that er[464] gern, und er setzte sich neben den, der die Orgel drehte. Das Spiel gefiel ihm aber so sehr, daß er für sein Leben gern auch einmal die Orgel gedreht hätte. Das gestand der Spielmann ihm mit der größten Freude zu, und er lud die Orgel auf seine Kniee und begann zu drehen. Kaum hatte er ein paar Mal gedreht, als die Wundertöne begannen und der Reisende, hingerissen von der Milde derselben, ausrief: »Jesus Christus, was ist das schön!« Zur Stunde war alles verschwunden, und der Reisende sah eine große Katze, deren Schwanz er gedreht hatte, statt der Orgel auf seinem Schooße, und das Thier miauzte auf eine ohrenzerreißende Weise. Wo das Schloß gestanden hatte, lag ein großer Düngerhaufen.