393. Hexe verbrannt.

[477] Mündlich; mitgetheilt von Lehrer Heinr. Coppens.


Auf der Burg zu Erendegen spukte es ehedem sothanig, daß man keinen der Bauern des Dorfes mit allem Golde der Welt dahin hätte bringen können, auch nur eine Nacht auf dem Schlosse zu schlafen. Endlich kam einmal ein Kerl ins Dorf, der nannte sich der kühne[477] Jan, und der erbot sich, auf die Burg zu gehen und da zu bleiben, so lang man wollte, nur müsse man ihm alles Nöthige geben, um Kuchen backen zu können. Das wurde ihm zugesagt, und Jan zog am Abende nach der Burg.

In einem der schönsten Zimmer machte er alsbald Feuer und begann lustig zu backen. Als er damit eben im Gange war, ging die Thür auf und eine schwarze Katze kam hinein und setzte sich neben das Feuer, als wenn sie sich hätte wärmen wollen. Dann frug sie den kühnen Jan, was er mache. »Ich backe Kuchen, Freundchen«, sprach Jan, und als er kaum das Wort aus dem Munde hatte, kamen noch sieben Katzen auf einmal durch die Thüre; eine von denselben schien die Oberin zu sein. Sie fragten Jan gleichfalls, was er da mache, und Jan antwortete wieder: »Ich backe Kuchen.« Da faßten sich die Katzen mit den Pfoten und begannen zu tanzen, immer rund herum. Jan aber füllte die Pfanne mit Butter und ließ die schmelzen und recht heiß werden, und alsdann warf er sie den Katzen aufs Fell, und zur Stunde verschwanden sie allesammt.

Am andern Tage hieß es im Dorfe, des Schuhmachers Frau sei am ganzen Leibe schwarz verbrannt, und der Soldat wußte genug und versicherte die Bauern, daß es fortan auf der Burg nicht mehr spuken werde. Und so war es auch, denn die Katzen wagten nun nicht mehr wiederzukommen.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 477-478.
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