[498] Caesar. heisterbac. dial. mirac. dist. VIII, cpp. 56 u. 61.
Es ist ein sehr verbreiteter Gebrauch (besonders unter den Frauen in Belgien [wenn auch jetzt nicht mehr]), daß sie sich auf folgende Weise einen Apostel wählen. Auf zwölf Kerzen schreiben sie die Namen der zwölf Apostel; dann werden die Kerzen geweiht und zugleich auf den Altar gestellt. Die Frauen treten hinzu und wählen blindlings eine Kerze, und der Apostel, dessen Name daran hängt, wird von ihnen besonders verehrt.
Es geschah aber einmal, daß eine Frau sich also den heiligen Andreas herauszog. Dieser gefiel ihr nicht, sie setzte die Kerze wieder hin und zog noch einmal, und sie bekam wieder den heiligen Andreas. Als sie das noch einige Male wiederholte, kam sie endlich dennoch dazu, einen andern Apostel zu bekommen, und diesen verehrte sie auch ihr ganzes Leben lang.
Als sie aber auf dem Todesbette lag, da siehe, stand mit einem Male der heilige Andreas vor ihr und sprach: »Siehe, ich bin der heilige Andreas, von dem du nichts wissen wolltest, den du so sehr verachtet hast.«
Man kann daraus abnehmen, daß es den Heiligen zuweilen gefällt, gerade von diesem oder jenem verehrt zu werden.
Eine andere Frau hatte auf gleiche Weise den heiligen Judas gezogen und die Kerze wieder hingesetzt, weil sie einen von den berühmten Aposteln haben wollte, wie Sankt Johannes den Evangelisten oder Sankt Jacobus. Da erschien ihr aber Judas im Traume und[499] strafte sie darüber mit harten Worten, und die Frau wurde gichtisch und blieb es ein ganzes Jahr lang.