427. Der brennende Wagen.

[508] Mündlich; mitgetheilt von J.F. van Kerckhoven.


In dem Dorfe Luitagen unweit Antwerpen lebte vor langen Jahren ein Bauer, der, wie man zu sagen pflegte, weder Gott noch Gebot kannte; keiner im ganzen Orte konnte sich erinnern, ihn je in der Kirche gesehen zu haben. Sein größtes Vergnügen war, nicht nur durch Worte, sondern auch durch Werke Spott mit der Religion zu treiben. Er arbeitete dreihundert fünf und sechzig Tage im Jahr, den Sonntag kannte er gar nicht. Ja einmal trieb er die Gottlosigkeit so weit, am heiligen Christtage mit einem zweiräderigen Wagen nach dem Walde zu fahren und mehre Bäume, welche er am Tage vorher abgehauen, nach Hause zu schaffen.[508]

Bald nachher starb der Bauer eines plötzlichen Todes. Seitdem sieht man ihn jahrjährlich in der Christnacht über das Feld fahren. Er und der Wagen und die Pferde glühen und sprühen in höllischen Flammen, und das währt so lange, bis der Tag anbricht.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 508-509.
Lizenz:
Kategorien: