438. Der brennende Hirte.

[524] Mündlich von E.E. Stroobant.


In der Gegend von Turnhout lebte ein reicher Herr, der hatte viele Schaafe und einen Hirten, welcher dieselben hütete. Zu einer Zeit verlor der Herr auf der Weide eine Börse mit Geld. Wie er nun wieder nach Hause kam und das Geld nicht mehr in der Tasche fand, da dachte er gleich, er könnte es nicht anders verloren haben, als auf der Weide, denn er war nirgend anderswo gewesen. Darum ging er alsbald zurück und fragte den Hirten, ob er keine Börse gefunden hätte. Der Hirte sprach: »Nein, ich habe nichts gefunden«, und als der Herr noch mehr in ihn drang, da verschwur er sich und sagte: »Wenn ich die Börse gefunden habe, dann will ich ewig brennen in lichter Flamme.« Er hatte sie aber doch gefunden, und darum strafte ihn Gott, und er loderte in lichter Flamme auf und brannte; und also mußte er umwandeln und wandelt noch bis zum heutigen Tage.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 524-525.
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