511. Die gesperrte Thüre.

[610] Mündlich von M. van der Voort.


Bei Blankenberg am Gestade strandete einmal ein Schiff bei einem großen Unwetter, und es lief auf einen Felsen und blieb da fest sitzen. Es war noch nicht lange an der Stelle, als ein Mann aus dem Wasser stieg und den Schiffleuten zuschrie: »Was habt ihr hier zu thun? Macht euch weg.« Da sprach der Bootsmann: »Ihr habt gut schwätzen, Freund, wer ihr auch seid; wir können nicht. Wollt ihr aber durchaus das Schiff weghaben, je nun, dann bringt es selbst weg.« – »Das kann geschehen«, sprach der Mann, sprang in das Schiff, nahm einen Haken und drückte so stark gegen den Felsen, daß das Schiff krackrack losfuhr und wieder flott wurde. »Wie hat euch das Schiff denn lästig sein können, Freund?« frug nun der Bootsmann. »Ei«, sprach der Mann, »da guckt doch nur vor euch ins Wasser; ihr lagt gerade vor meiner Thüre, und meine Frau, die eben zur Messe gehen wollte, da heute gerade ein großer Festtag ist, konnte nicht heraus noch herein.« Und damit sprang der Necker plumps ins Wasser und war verschwunden; die Schiffer fuhren erstaunt ihres Weges weiter.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 610.
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