Das Zeichen des Adels

Ein armer Mann näherte sich einer reinlich aussehenden Person und sagte, während er deren Hals anschaute: »Gestatten Sie, daß ich Ihnen einen Floh entferne.« Der andere willigte ein, und sowie er den Floh erblickte, steckte er die Hand in die Tasche und gab dem Armen einen Pinto (altes Geldstück) zur Belohnung. Ein anderer Armer, der dies beobachtet hatte, meinte bei sich, wenn jene Person demjenigen, der ihr einen Floh entfernte, einen Pinto gab, was würde sie dann erst dem geben, der eine Laus auf ihr finden würde.[212]

Er näherte sich ebenfalls jener Person und sagte: »Gestatten Sie, meim Herr, daß ich eine Laus von Ihrem Mantel nehme.« Tatsächlich zog er eine Laus hervor, aber der Mann gab ihm nichts und stieß ihn zurück. »So, dann geben Sie dem, der Ihnen einen Floh wegnimmt einen Pinto, und jagen den, der Ihnen eine Laus fängt, fort?« »So ist es. Wißt, daß Flöhe zu Hunden gehören, und Läuse zu Edelleuten.« Und er ging fort wie jemand, der sich seines Adels sicher ist.

Quelle:
Braga, T.: Contos tradicionaes do povo portuguez. [I:] Contos de fadas - Cassos e facecia - Notas comparativas. 2. Auflage, Lisboa 1914, S. 208-209,212-213.
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