Die Legende vom Paradies

[251] Gott erschuf den Menschen und setzte ihn ins Paradies. Nach einiger Zeit erschien er vor ihm und fragte: »Nun, wie gefällt es dir hier?« »Der Wind bläst von Norden und mir ist sehr kalt.« Gott gab ihm eine Mauer, die ihn vor den Nordwinden schützte. Einige Tage später erschien er ihm wieder und fragte: »Nun, wie gefällt es dir hier?« »Der Wind bläst von Süden her und mir ist immer noch kalt.« Gott baute ihm noch eine Mauer. Einige Tage später erschien er ihm und stellte die gleiche Frage. »Jetzt regnet es auf mich.« Gott überwölbte die Mauern mit einem Dach, um ihn vor dem Regen zu schützen. Darauf erschien er ihm erneut: »Wie gefällt es dir jetzt?« »Ich bin zwischen diesen vier Wänden ganz allein. Ich bin ganz traurig, weil ich so allein bin.« Da verschaffte Gott ihm eine Gefährtin. Wiederum erschien er ihm:[251] »Ich habe nichts zu essen und kann meiner Gefährtin nichts geben.« Gott sprach zur Erde, damit sie dem Menschen zu essen gäbe. Die Erde erwiderte: »Ich gebe ihm nur dann zu essen, wenn mir der Mensch zurückgibt, was er von mir empfängt.« So geschah es, daß der Mensch dazu verurteilt wurde, seinerseits von der Erde verschlungen zu werden.

Quelle:
Braga, T.: Contos tradicionaes do povo portuguez. [I:] Contos de fadas - Cassos e facecia - Notas comparativas. 2. Auflage, Lisboa 1914, S. 251-252.
Lizenz:
Kategorien: