Der Zauberritt.

[66] Ein Oberländer stand als Schildwache vor dem königlichen Schlosse zu Paris. Er ging auf und ab und dachte an die Seinigen zu Hause und an das heimathliche Kirchweihfest (perdonanza), das an eben diesem Tage gefeiert wurde. Da kam ein altes Weib des Weges und fragte ihn, ob er nicht ein Weilchen daheim sein möchte?[66] Er bejahte die Antwort, worauf das Weib ihm rieth, auf das erste beste Schwein sich zu setzen, das ihm begegnen werde. Der gute Mann that wie ihm gerathen wurde, und befand sich im Umsehen in seinem Heimathsdorfe, wo er eine gute Zeit aß, trank und tanzte, dann aber auf die Uhr sehend, seinem Reitpferd gebot, ihn wieder nach Paris zurück zu bringen, wo er eben recht zur Ablösung kam.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 66-67.
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