Die Hexe in der verbrannten Juppe.

[57] Eine Hausfrau in Montbiel hatte eine Schaar Hennen, die täglich Eier legten und ihr dadurch große Freude machten. Auf einmal geschah es aber, daß die Hausmutter keines einzigen Eies mehr ansichtig werden konnte, und doch mußten sie schön gelegt haben, weil sie täglich »gatzgeten.« In bitterm Verdrusse ergriff dann einmal die gute Frau eine Henne, die eben »gatzgete,« und warf sie in den Ofen hinein. Kaum hatte sie das gethan, so stand »a Wîbli in 'r'a verbrennta Juppa« neben ihr in der Küche, das sich dann eilig davon machte. – Das Wîbli war eine Hexe, und von der Zeit an haben die Hennen der Frau nicht mehr »verlegt.«

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 57-58.
Lizenz:
Kategorien: