42. Wie die Zigeuner um ihre Kirche gekommen sind

[273] Die Zigeuner besaßen einst zu ihrem Gottesdienst eine schöne, fest erbaute Kirche, während sich die Walachen eine aus Speck und Schinken aufgestellt hatten.

Die Zigeuner besuchten ihr steinernes Gotteshaus nicht eben häufig und sahen dagegen, da sie von jeher schlechte Haushälter gewesen sind und nur ungern für den kommenden Tag sorgen, oft mit lüsternen Augen auf die der Walachen. Wie sie nun einmal auch gar nicht gesorgt hatten und großen Hunger litten, machten sie den Walachen den Vorschlag, gegenseitig ihre Kirchen zu tauschen.

Die Walachen gingen freudig hierauf ein. Die Zigeuner aber waren kaum im Besitz der Speckkirche, so ging es auch schon mit großem Geschrei und Jubel, wie dies bei ihnen üblich ist, an die Abtragung derselben, so daß sie bald nur noch in der Erinnerung blieb. Dadurch ist es gekommen, daß sie sich bis auf diese Stunde genötigt sehen, in den Kirchenbräuchen sich immer an das Volk zu halten, unter dem sie gerade wohnen, an Madjaren, Walachen oder Deutsche.

Quelle:
Schott, Arthur und Albert: Rumänische Volkserzählungen aus dem Banat. Bukarest: Kriterion, 1975, S. 273-274.
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