[351] Es waren einmal zwei schöne und fleißige Mädchen, die nahmen sich je ein Kornfeld zum Schneiden. Die eine sagte: »Ich muß heute mit diesem Feld fertig werden, sei es, wie es sei, ich muß fertig werden.« Die andere sagte: »Auch ich möchte gerne fertig werden, aber es wird ja sein, wie Gott will, nur mit seiner Hilfe geht die Arbeit.« Beide bemühten sich, was sie konnten. Gott und der heilige Petrus hatten ihnen zugehört und kamen beide zum ersten Mädchen. Und Gott sprach: »Kannst du noch, meine Tochter?« – »Immer ein wenig, Großvater.« – »Würdest du nicht so gut sein und uns ein wenig Wasser geben, wir sind durstig?« – »Ich kann nicht, ich muß fertig werden.« – »Du wirst fertig werden, wenn Gott will.« – »Ob Gott will oder nicht, ich muß.« Sie gingen zur andern: »Kannst du noch, meine Tochter?« – »Immer ein wenig, Großvater.« – »Hast du nicht, mir ein wenig Wasser zu geben?« – »Wie sollt ich nicht haben, ich gebe euch gleich, aber es wird warm geworden sein im Krug, wartet nur ein wenig, ich hol' gleich von der Quelle frisches.« Schnell lief sie und brachte, trotzdem Gott sagte, das gestandene sei gut. Er trank und sprach: »Gott helf dir.« Es war grade, als ob Gott neben ihr arbeite, sie war so fröhlich und wußte nicht warum. Als sie sich wieder an die Arbeit machte, waren immer, wenn sie eine Garbe fertig geschnitten, noch zehn fertig. Bis mittags war das ganze Feld[351] geschnitten. Aber das andere Mädchen arbeitete noch, was sie gearbeitet haben wird, aber es kannte sich ihr nichts, wenn sie dachte, sie hätte eine Garbe, war nicht eine halbe fertig. Nur einmal fing ihr der Kopf an weh zu tun, sie fing an zu zittern und konnte nicht mehr arbeiten, sie legte sich bis zum Abend nieder. Dann sah sie, ohne die Hilfe Gottes läßt sich nichts machen.
Aber Gott und der heilige Petrus gingen weiter und kamen an einem Schafhirten vorbei, der hütete auf der Wiese die Schafe, stand barfuß auf seinen Stock gestützt und brütete so vor sich hin. Gott wußte gut, nach welcher Seite der Weg ins nächste Dorf führte, aber er stellte sich fremd und fragte diesen: »Wo zu kommt man in das nächste Dorf?« Dem Hirten war es zu viel, die Hand vom Stock wegzunehmen oder ein Wort zu reden, er hob nur einen Fuß und streckte ihn nach der Seite, wo er ihn eben hatte, grade wie einer, der bei den Schafen groß gewachsen und nicht weiß, was sich für einen Menschen ziemt. Als die beiden weitergegangen, sagte Gott zum heiligen Petrus: »Du Petrus, welchem Mädchen soll ich diesen Burschen geben? Wenn ich ihn dem gebe, welches so unfreundlich redete und nicht nach Gott fragt, wird nichts Gutes herauskommen, ich werde ihn lieber dem guten bestimmen, das glaubt an Gott und kann vielleicht einen brauchbaren Menschen aus ihm machen.« – »Tulai, unser Herr, es wäre Sünde, du solltest dies schöne freundliche Mädchen dem Flegel geben, wirf ihn lieber in den Mond.« – »Du hast ein Wort gesagt, Petrus, grade in den Mond will ich ihn werfen, grade so, wie er den Fuß ausstreckt.« Nur einmal siehe, als der Mond voll war, konnte man den cioban deutlich sehen, wie er herunter auf die Erde blickt, und seither sieht man ihn jedesmal, wenn der Mond sich füllt. Dort wird er bleiben, solange die Welt steht und kann nie eine Frau unglücklich machen.[352]
Aber Gott und der heilige Petrus gingen weiter und gelangten an eine schöne Wiese, auf der mähte ein schöner kräftiger Jüngling, er mähte und mähte sehr eifrig. Gott verlangte auch ihm Wasser. »Komm, Großvater, trink, kommt auch Ihr, Bade (Anrede für einen Mann, der noch nicht sehr alt ist), nehmt Euch ein wenig Brot und Speck, ich habe im Tornister, eßt ein wenig zur Jause, Ihr werdet hungrig sein, da Ihr auf der Straße wandert.« Sie setzten sich alle drei und aßen. Als sie gegessen, sagte Gott, sie gingen jetzt ins Dorf zu dem Mädchen, welches das große Kornfeld schneide, er solle am Abend auch hinkommen und das Mädchen verlangen. »Aber wie soll ich es wagen, zu den reichen Leuten zu gehen?« – »Jetzt reich oder nicht reich, komm du nur, es wird dein Glück sein.« Sie gingen ins Dorf und dort in das Haus der Eltern des schönen Mädchens und baten um Nachtherberge. Diese Leute waren wie auch ihre Tochter ehrenhaft und ließen sie hineinkommen und gaben ihnen Abendessen in der hintern Stube, in der vordern waren drei Freier. Der eine lobte sich, er habe so vieles Vieh wie im ganzen Dorf wäre, der andere lobte sich, er habe so viel Feld wie der ganze Hattert. Der dritte sagte, er habe so viel Geld wie im ganzen Dorf sei.
Jetzt wußten sie nicht, welchen sie zum Schwiegersohn nehmen sollten, und fragten auch den Alten, d.h. Gott. Aber der sagte, sie dürften es keinem von diesen drei geben, sondern nur dem, welcher nach diesen käme, der werde mehr haben als diese, trotzdem er sich nicht so lobe. Der erste mit dem vielen Vieh sei ein Hirte, der mit dem vielen Feld ein Feldhüter, der mit dem Geld Steuersammler.
Die Alten dankten Gott, daß er sie vor den Betrügern behütet, da kam auch unser Bursch, der gefiel dem[353] Mädchen so, daß es nicht nach dem Vermögen fragte, sie hielten gleich Verlobung. Dort war auch ich, aber auf die Hochzeit rief man mich nicht, und ich stand auf einem Nagel und erzähle nichts mehr.
Ioane Bucşe, Alzen