87. Drei Spieler

[416] Ein König hatte drei Söhne, und da er drei Söhne hatte, wuchsen alle groß, und als sie groß waren, wollte der König, sie sollten auf die Schule. Er gab ihnen 100 Gulden. Aber[416] sie waren Betrüger und lernten nichts, als daß sie immer nur Karten spielten, und wenn sie das Geld verspielt, verlangten sie noch 200 Gulden, sie sollten noch mehr lernen. Der König gab sie ihnen, und als er sie ihnen gegeben, gingen sie und verspielten auch diese und kamen noch einmal und verlangten 500 Gulden, sie sollten das Lernen abschließen. Der König gab ihnen noch einmal 500 Gulden. Die Söhne spielten immer ärger, und gleich hatten sie auch dieses Geld verspielt. Jetzt wagten sie aber nicht mehr zu verlangen und gingen in die Welt ohne einen Kreuzer Reisegeld.

Als sie in der Welt waren, kamen sie an eine Türe, da stand etwas geschrieben. »In einem halben Tag lese ich, was da geschrieben steht.« sagte der älteste. »Oh, ich lese es in drei Stunden«, sagte der mittlere. »Laßt mich, ich lese es in einer Stunde.« Gut. Dort stand geschrieben: »Wer diese Worte lesen wird, kann in das Haus hineingehen.« Als er diese Worte gelesen, ging die Türe auf, und alle drei gingen hinein, aber es war eine Stube ohne Fenster, dunkel wie in einer Büffel. Sie zündeten ein Zündholz an, da sahen sie wieder eine Türe, oberhalb stand wieder etwas geschrieben. Der älteste wollte es in einem halben Tag lesen, der mittlere in drei Stunden, der jüngste las es in einer Stunde. Es stand geschrieben: »Bis du dies liest, wird sich die Türe öffnen, und wer hineingeht, kann sich etwas wünschen.« Diese drei Brüder gingen hinein. In der Mitte des Zimmers standen ein Tisch und drei Stühle, auf dem Tisch lagen Karten und 100 Gulden. Als diese die Karten sahen, setzten sie sich gleich und fingen an zu spielen und spielten, bis sich der Hunger regte, da sagte der größte: »Wenn ich einen großen Paluckes und eine Schüssel voll Sauermilch hätte, wie würde ich essen!« Er hatte noch nicht ausgeredet, so standen der Paluckes und die Sauermilch auf dem Tisch. Diese fingen an zu essen und aßen, bis nicht ein Bröckchen[417] mehr übrig blieb. Dann sagte der mittlere: »Wie würde ich ein Glas Wein trinken!« Er hatte noch nicht ausgeredet und die Flasche mit dem Wein und dem Becher stand auf dem Tisch. Diese grüßten sich und tranken, bis die Flasche leer war. Nun, über der Türe war keine Lüge gestanden. Jetzt sprach der jüngste: »Wir haben gut gegessen und genug getrunken, wenn jetzt auch ein schönes Mädchen käme, daß wir mit ihr Karten spielten.« Er hatte das Wort nicht ausgeredet, da stand ein schönes Mädchen neben ihnen. Jetzt spielten sie, bis sie das Geld verspielt hatten, aber es war auch Abend, und das Mädchen machte sich fertig zum Nachhausegehen. Wie sie »gute Nacht« sagte, schenkte sie dem ältesten einen Sattel, wer auf den saß, konnte reiten, wohin er wollte, dem mittleren einen Bobo (Mantel), wer den umnahm, den sah niemand, dem jüngsten einen mit Dukaten gefüllten Beutel, der nie leer wurde. Die beiden älteren Brüder trennten sich vom jüngsten und gingen in die Welt. Aber der Jüngste ging nicht weit, er ging nur bis in die Königsstadt, trat dort in ein Wirtshaus und begann wieder zu spielen. Die Leute verwunderten sich über den Menschen, er arbeitete nichts und hatte doch immer so viel Geld, daß er den ganzen Tag Karten spielen konnte. Die Königstochter hatte auch von diesem gehört und kam ins Wirtshaus, um zu sehen wie und was. Sie ließ einen Liter Wein bringen und trank mit dem Jüngling, und als sie sah, dieser hatte genug getrunken und noch zuviel, gab sie ihm noch eine Maß und trank ihm zu, bis ihm der Kopf auf den Tisch fiel und er schlief wie ein betrunkener Mensch. Darauf stahl ihm die Königstochter den Beutel und ging nach Hause. Gut.

Als der Jüngling wieder zu sich kam, fand er seinen Beutel nicht mehr. »Na, was soll ich jetzt anfangen?« jammerte er. Ohne Geld spielte niemand mehr mit ihm, und zu essen gab ihm auch niemand. Aber er brach auf und ging gradaus[418] und ging immer vorwärts, bis er in einen Wald kam. Im Walde stand ein Apfelbaum mit so schönen Äpfeln, wie du noch nie gesehen. Er war hungrig, bückte sich, nahm einen und fing an zu essen, nur zwei Bissen aß er, da wuchsen ihm zwei Hörner aus dem Kopf, zehnmal größer als die eines Ochsen, daß er sich kaum im Walde bewegen könnte. Als er sich etwas weiter schleppte, kam er an einen Birnbaum, der auch schöne Birnen hatte, er nahm eine und fing an zu essen, und als er aß, fielen die Hörner ab. Die Freude, die er hatte, war groß, er dachte gleich an die Königstochter, nahm sich einige Birnen und Äpfel in den Busen und wandte sich um und stellte in das Tor der Königstochter ein Tischchen und die Äpfel darauf und rief: »Kommt, ihr guten Leute und kauft schöne Äpfel.« Die Königstochter hörte es, öffnete das Fenster, um zu sehen, ob sie schön wären. Er gab ihr einen zum Kosten, und als sie gekostet, wuchsen ihr die Hörner so groß, daß sie den Kopf nicht mehr aus dem Fenster herausziehen konnte. Die Schalen hatte sie weggeworfen. Die Dienstmagd nahm sie in den Mund, nur einmal wuchsen auch ihr die Hörner, aber nicht so groß.

Er ging und kleidete sich wie ein Arzt und kam zum König und sprach, er verstehe die Hörner zu vertreiben, er wolle an der Dienstmagd probieren. Als er ihr einen Bissen von der Birne gegeben, fielen die Hörner ab. Der König freute sich und sagte, er möchte auch seiner Tochter helfen. Der Doktor versprach, er wolle helfen, aber ihre Hörner wären zu groß und würden schwer abfallen, der König müsse auf eine Woche fortziehen. Er setzte sich gleich auf seinen Wagen und zog fort. Als er fort war, fing dieser gleich an, in allen Zimmern zu suchen, bis er auch in die Kammer der Königstochter gelangte, hier warf er auch das Bett durcheinander und fand den Beutel. Dann ging er zur Königstochter und sprach: »Nun will ich anfangen dich zu heilen,[419] aber du darfst nicht jammern, wenn du jammerst, hilft es dir nicht.« Er nahm sich einen Stock und schlug sie und schlug sie, daß das Blut floß. Darum hatte er ihren Vater weggeschickt, damit er nicht sehe, was er mit ihr mache, und darum hatte er ihr gesagt, sie dürfe nicht jammern, damit sich die Leute nicht vor dem Fenster versammelten. Als er sie genug geprügelt, sagte er: »Kennst du mich nicht mehr? Ich bin der, dem du den Beutel gestohlen hast. Und darum heile ich dich nicht, du sollst im Fenster stehen, bis zu stirbst.« Er nahm sich den Rock und den Hut und ging in die Welt hinter seinen Brüdern. Aber die Königstochter steht noch immer mit den Hörnern im Fenster, wenn du sie sehen willst, gehe in die Stadt des Königs.


(Von einem Glaser jenseits des Alts ins Harbachtal gebracht.)

Quelle:
Schullerus, Pauline: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal. Bukarest: Kriterion 1977, S. 416-420.
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