Alpgeister.

a) Das Sennentunschi und die sakrilegische Taufe.

869. Der getaufte Toggel in der Gorneralp.

[244] In Gornern oder einer andern Alp im Reusstale hätten die Älpler gerne einen Viererjass gemacht. Da aber ihrer nur drei waren, so machten sie aus Blätzen ein Ditti, setzten es auf einen Stuhl an den Tisch, gaben ihm die Karten in die Hand, und sein Partner spielte sie aus. Nach und nach gaben sie ihm auch zu fressen, tauften es und trieben Spott. Es wurde lebendig, redete, spielte und frass selber. Aber im Herbst bei der Abfahrt sagte der Toggel, der Senn müsse da bleiben. Er blieb, und die anderen Älpler fuhren ab. Als der Senn nicht nachkam, ging einer zurück; er fand ihn tot, geschunden, mit dem Kopf nach unten an der Hüttenwand aufgehängt. Der Toggel packte auch ihn und machte es ihm ebenso und auf die nämliche Art dem dritten Älpler, als er zurückkehrte, um zu sehen, was los sei. Als am nächsten Tage Leute vom Tale her in die Alp kamen, waren die Felle der drei Älpler auf dem Hüttendach ausgebreitet. – »So haben's die Buben in der Schule erzählt.«


Leo Jauch; Melchior Zgraggen, Gurtnellen; Fr. Tresch-Loretz, Meiental.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 244-245.
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