1099. Das Balanke- und Bockitobel und die gespenstigen Reiter.

[51] Das Bockitobel sei voll armer Seelen oder voll Gespenster. In frühern Zeiten sahen die Leute gar oft feurige Reiter auf feurigen Rossen dem Bockitobel zueilen, wo sie sich mit einem erschütternden, Mark und Bein durchdringenden Geschrei in den Abgrund stürzten; es waren nicht selten ganze »Trupplä«.

Einst tränkte ein Erstfelder Büebli in Waldnacht die anvertraute Herde; es war so zwischen Tag und Nacht. Da sah es auf einmal einen Reiter hoch zu Ross durch den Waldnachter Boden dahersprengen; es glaubte seinen Götti zu erkennen, und weil dieser dem Bockitobel zueilte, also dem sichern Verderben entgegen, so rief es ihm warnend zu: »Getti, Getti, – ärddoch und ärddoch nit da üsä!« Doch der dahinsausende Reiter drohte ihm finstern Angesichts mit dem erhobenen Finger und stürzte sich mitsamt dem Pferde in den schwarzen Abgrund, wo nun ein furchtbares Gejammer aufging. – Das isch äsoo äs Zelli, äs cha sy wie nit.


Anton Brücker, Jos. Anton Imhof und a.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 51.
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