1146. Jetzt bin ich erlöst.

[75] Jeden Tag trug ein Mädchen aus dem Ebnet zu Spiringen Milch zu Boden. Einst schlipfte es auf einer Baumwurzel aus, verschüttete die Milch, und ein Fluchwort entwischte ihm. Bald nachher starb es. Nach vielen Jahren stürzte an der nämlichen Stelle wieder ein Mädchen und verschüttete die Milch; es sprach: »Tröst Gott und erlös Gott die armen Seelen!« Da erschien das erste Mädchen ganz weiss und dankte und sagte: »Mit diesem Worte hast du mich erlöst.« Und verschwand wieder.

Mehrere Reusstaler ergänzen: »Das hend Vatter und Müetter eisster gseit, wemmä Milch üssghyi, sell-mä die armä Seelä treeschtä.«


Jos. Maria Müller, Unterschächen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 75.
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