1151. Der erlösende Kindestod.

[77] Ein Bursche von Attinghausen ging fleissig über den hohen Weg nach Erstfeld z'Stubeten, und jedesmal hörte er[77] bei einem Tännchen erbärmlich weinen. Er sann und dachte darüber hin und her und vermochte doch gar nicht herauszufinden, was das sein könnte. Nach einiger Zeit heiratete er. Das erste Kind starb bald nach der Geburt. Da kaufte der Schreiner jenes Tännchen und machte daraus das Totenbäumchen für das Kind. Seit dieser Stunde hörte der Attinghauser das Weinen nicht mehr. Da hat jedenfalls eine arme Seele auf den Tod des Kindes blanget. Jedes unschuldigen Kindes Tod erlöst eine arme Seele, das hend Vatter und Müetter mängs dutzedmal gseit.


Maria Ziegler, Bauen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 77-78.
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