1190. Teufel muss Geld bringen.

[101] Arme Mönche hätten gerne ihr altes, baufälliges Klösterchen neu aufgebaut, aber es fehlte am Geld und an den nötigen Mitteln. Da dachte der Obere, das könne doch keine Sünde sein, wenn er den Teufel beschwöre, ihm zu diesem guten Zwecke Geld zu bringen, das er irgendwo hernehme, wo es niemandem was nützt. Und er machte Ernst. Er nahm einen Pater mit sich in sein Zimmer und begann da zu beten und zu lesen. Endlich kam Einer keuchend daher, bachnass, und brachte einen ganzen Korb voll Geld. Der Obere nahm es und warf dem Bringer einen Groschen auf die Diele. Der las ihn auf und machte sich wieder davon. Der Pater wunderte sich über den kleinen Lohn, aber der Obere belehrte ihn, das sei genug für den Teufel. – Ein Groschen, sagten die Alten, sei das evangelische Geld.


Heinrich Baumann, 75 Jahre alt, Attinghausen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 101.
Lizenz:
Kategorien: