1196. Das starke Teufelchen.

[104] Zwei baumstarke Burschen gingen selbander eines Abends z'Stubeten und durchwanderten dabei einen Wald. Auf einer Tanne erblickten sie so einen Schnuderbub, der unbändig lachte. »Der lacht uns aus«, meinte der eine und rief ihm, er solle nur zu lachen aufhören. Aber er lachte nur noch ärger. Jetzt ging der eine auf ihn zu und wollte ihn herabzerren. Aber der Schnuderbub hielt sich an den Ästen fest. Alles Zerren und Ziehen des baumstarken Jünglings fruchtete nichts. Die Tanne bog sich, aber der Schnuderbub blieb fest auf seinem Posten. »Du bist für nichts«, rief der Begleiter, schob ihn beiseite und packte selber den Kleinen an. Die Äste krachten, der Baum wankte, der Angegriffene wich keinen Zoll. Plötzlich aber packte er den baumstarken Angreifer und fuhr mit ihm durch die Luft einem Tobel zu. Erschrocken schaute der Begleiter hinunter und sah, dass der vermeintliche Schnuderbub einen Schwanz hatte. Er holte Leute zu Hilfe herbei. Sie fanden den Freund schon halbtot, der Teufel aber war verschwunden. In wenigen Stunden war der Kiltgänger eine Leiche.


Josef Walker, Flüelen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 104.
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