1212. Der Teufel im Spiele.

[113] Übermütiges junges Volk, Buben und Mädchen, machten sich eines Abends in einem einsamen Bauernhaus lustig. Sie waren ihrer fünf und hätten gerne einmal »gekaisert«; aber[113] spielten ihrer vier, dann musste einer zuschauen, und das war keinem lieb. Zu sechsen zu spielen, dazu fehlte der Eine. Da trat ein frecher, unwitziger Bursche vor die Haustüre und rief in die dunkle Nacht hinaus: »Isch Einä-n-ummä, wo nu will mid-is spielä, sä sell-er chu!« Grell widerhallte sein unbesonnener Ruf in den Flühen des engen Tales. Vom nächsten Gütsch herab erscholl ein schriller Jauchzer. Heillos bald erschien ein Spielgefährte in langen grünen Hosen, deren Saum den Boden streifte, in der Stube und setzte sich zur fröhlichen Gesellschaft, die ihn bewillkommte, an den eichenen Tisch mit der in der Mitte eingefügten Schiefertafel. Der verstunds aber, freundlich und lustig zu tun, und spielen konnte der! potztausend! keine einzige Partie verlor er. Da fiel endlich eine Karte auf den Boden; man suchte sie und zündete auch mit dem Öllichtlein unter den Tisch. O Verdammts! streckt der schöne, lustige Grünhösler nicht zwei wohlgeformte Bocksfüsse unter die Tischrahmen? »Büebä, miär wennt da gah, äs g'fallt mer nitt!« ruft einer, und alle andern sind einverstanden, werfen die Karten auf den Tisch, bekreuzen sich und machen sich aus dem Staube. Der Grüne verduftete ebenfalls, aber mit einem so entsetzlichen Schwefelgestank, dass es die zwei Meitli des Hauses zu Boden warf.


Frau Wipfli-Herger, 80 Jahre alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 113-114.
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