1236. Der Unbekannte auf dem Hag.

[130] In der Alp Baberg ist das Hell-Loch (Hell=Hölle), das furchtbar tief in den Erdboden hineingeht und mit einem Hag umgeben ist. Eines Tages sass auf diesem Hag ein Unbekannter, der einen Salzkübel – Miätsack seit mä gwehnlich – bei sich hatte und den Kühen lockte. Und die Kühe kamen, um zu lecken. Das ersah der Senn, der soeben käsete, liess den Käse fallen, sprang eiligst vor die Hütte und rief laut: »Und[130] das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.« Jetzt purzelte der Unbekannte in das Loch hinunter. Hätte der Senn nicht so gerufen, so wäre das Vieh alles dem Loch zugerannt und darinnen zugrunde gegangen. »Das sind äso alti Sagä; jetz seitä-mä, äs syget Märi.«


Josefa Imhof-Aschwanden, 85 Jahre alt, Isental.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 130-131.
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