17. Märchen von einem Zigeunerburschen.

[181] Es war einmal eine Zigeunerin, die hatte einen einzigen, schönen Sohn. Der sagte einmal zu seiner Mutter:

»Meine liebe Mutter, geht zum König und bittet ihn für mich um seine Tochter!«

Seine Mutter sagte, es würde ihr gar nicht einfallen zu gehen; denn wie sollte der König seine Tochter einem Zigeunerburschen geben! Aber der Bursche liess sich nicht halten, ging selbst zum König und bat ihn um seine Tochter. Der König sagte:

»Packe dich von hinnen, du garstiger Zigeuner! Wie sollte ich meine Tochter einem Zigeuner geben?«

Aber der Bursche bat so lange, bis der König einst denn sagte:

»Nun gut, ich gebe sie dir, wenn du in der Frühe drei Bäume auf meinen Hof bringst; an dem einen sollen goldene Feigen hängen, am anderen goldene Äpfel und am dritten goldene Birnen.«

Darauf ging der Zigeuner in die Kirche und stahl alles. Als er schon fortgehen wollte, da sah er, dass er noch ein rostiges Schloss zurückgelassen hatte; er dachte bei sich:

»Ich nehme das auch mit; es kann sein, dass mir das noch am meisten nützen wird.«

Und er entschloss sich das Schloss mitzunehmen. Dreimal drehte er es um, und da kamen drei schöne Mädchen heraus und riefen:

»König, was befiehlst du?«[181]

Da befahl er ihnen, dass sie in der Frühe in des Königs Hof drei Bäume aufstellen sollten und auch was für welche, und alle drei verschwanden.

Aber in der Frühe, als der König auf den Hof schaute, sah er, wie dort drei solche Bäume waren, wie er befohlen hatte. Was blieb da dem König übrig? Er gab dem Zigeuner seine Tochter und gab ihnen einen garstigen Schweinestall zur Wohnung. Die Zigeunersfrau grämte sich sehr, dass sie nun solch garstiges Haus hatten; aber ihr Mann redete ihr gut zu und sagte ihr:

»Gräm' dich nicht; es wird schon alles anders werden!«

Dann nahm er das Schloss, und wieder sprangen daraus drei Mädchen hervor, und der Zigeuner befahl ihnen, dass sie ihm in der Frühe vor des Königs Haus ein eben solches Schloss bauen sollten, und es wurde auch ein sehr schönes Schloss, und sie zogen dort ein.

Einmal geschah es, dass der Zigeuner von Hause fortging, und da kam zu seiner Frau ein Jude, der allerlei schöne Sachen feilbot, und die Zigeunersfrau nahm auch ein Paar sehr schöne Schuhe und fragte den Juden, wofür er sie geben würde. Da sagte der Jude:

»Anders gebe ich sie nicht, als wenn du mir das rostige Schloss giebst, das am Nagel hängt.«

Na, da gab die Frau es hin. Aber wie der Jude das Schloss dreimal drehte, sprangen wieder drei Mädchen daraus hervor und fragten ihn:

»Meister Jude, was befiehlst du?«

Und er befahl ihnen, dass sie mit des Zigeuners Frau jenseit des siebenten Meerteils sein sollten, und da waren sie auch jenseits.

Nun kommt der Zigeuner nach Hause und sucht seine Frau, aber kann sie nirgends finden. Er fragt alle, ob sie nicht seine Frau gesehen haben. Ein Mann sagt ihm, dass er[182] sie mit einem Juden zum siebenten Meerteil habe gehen sehen. Da entschloss sich der Zigeuner und wanderte drei Nächte und drei Tage, und auf einmal kam er zum siebenten Meerteil und fand dort seine Frau und freute sich sehr. Gleich sagte der Zigeuner:

»Liebe Frau, wirf mir das Schloss herunter; da können wir gleich zu Hause sein.«

Sprach die Zigeunersfrau zum Juden:

»Meister Jude, schlaf ein wenig!«

Und da schlief der Jude ein, und die Frau warf das Schloss hinunter, und der Zigeuner befahl jenen drei Mädchen, dass sie auf einmal zu Hause sein sollten, und sie kamen auch nach Hause, und der Zigeuner wurde gleich König und sagte: »Jetzt ist die Königstochter mein,« und sie lebten glücklich. Wenn sie noch nicht gestorben sind, leben sie jetzt noch.

Quelle:
Sklarek, Elisabet: Ungarische Volksmärchen. Einl. A. Schullerus. Leipzig: Dieterich 1901, S. 181-183.
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