Barclodiad y Gawras, der Riesin Schürzenfall.

[145] In den Gebirgen von Capel Curig unter dem Snowdon finden sich auch zwei riesige Felsblöcke und dazwischen breite und hohe Haufen kleinerer Steine, davon folgende Sage geht: Ein gewaltiger Riese reiste vordem in Gesellschaft seines Weibes der Insel Mona zu, um sich dort unter den andern Ansiedlern niederzulaßen. Da er nun vernommen hatte, daß da nur ein schmaler Canal zwischen Festland und Insel sei, so nahm er zwei große Steine, unter jeden Arm einen, mit sich, um sie zum Brückenbau über diese Meerenge zu benutzen. Sein Weib füllte gleichfalls ihre Schürze mit kleineren Steinen. Aber als sie eine Weile gegangen waren, begegneten sie einem Manne, der ein großes Bündel alter zerrißner Schuhe auf der Schulter trug.

Der Riese fragte ihn: »Wie weit ist es noch nach Mona?«

Der Mann antwortete: »Es ist noch so weit, daß[145] ich auf der Reise von Mona hierher alle diese Schuhe aufgetragen habe.«

Als der Riese das hörte, da warf er die Steine nieder, auf jeder Seite einen, wo sie nun noch aufrecht stehen, ungefähr hundert Ellen oder mehr von einander entfernt, da der Raum dazwischen von des Riesen Körper eingenommen ward. Da öffnete auch des Riesen Weib seine Schürze und leerte sie aus, wodurch die Steinhügel entstanden, die noch am heutigen Tage Barclodiad y Gawras, der Riesin Schürzenfall heißen.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 145-146.
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