Erinnerung an Echternach.

[130] Wohl gibt's im Luxemburgerlande

Der Städtchen und der Dörfchen viel;

Jedoch von allen, die ich kannte,

Mir keins wie Echternach gefiel.

So freundlich in dem stillen Thale

Schaut's in den muntren Sauerfluß;

Und Weh ergreift mich allemale,

Wenn ich aus diesem Städtlein muß.


Von sieben Bergen rings umgeben

Das Städtchen friedlich froh daliegt;

Auf sonn'gen Hügeln blüh'n die Reben;

Im Thal die Ähre voll sich wiegt.

Die dunklen, schatt'gen Wälder winken

Und laden zum Besuche ein.

Der Sauer klare Wellen blinken

Und glitzern in dem Sonnenschein.


Des Ernzerberges Seiten tragen

Die schönste, reichste Pflanzenwelt;

Mit seinen Felsen, die da ragen,

Scheint er zum Schutz der Stadt bestellt.

Und traurig stumm die Klause schauet

Vom Stein ins tiefe Thal hinab;

Der Klausner, der sie einst erbauet,

Ruht längst schon in dem kühlen Grab.[131]


Dort ruht seit mehr als tausend Jahren

Im Grabe auch Sankt Willibrord;

Und später seiner Jünger Scharen

Dort predigten des Heilands Wort.

Alljährlich viele Pilger wallen

Zu des Apostels Grab hinan;

Und aus des Tempels Säulenhallen

Erhebt sein Lob sich himmelan.


Auch mehr, als sonst ein Städtchen, bietet

Dem Gast das kleine Echternach,

Wenn er nach langem Werk ermüdet

Zur Ruh im Städtchen weilen mag.

Bei Kirchen, Hospital, Kapellen

Steht noch die alte Mönchsabtei.

Auch gibt's romantisch schöne Stellen:

Lann, Esbach, Deiwelsschoârt, Hohl-Lei . ....


Schon schimmert von den nahen Höhen

Der Abendsonne letzter Strahl;

Vom Ernzerberg die Felsen sehen

Herab ins weite, dunkle Thal;

Geheimnisvoll die Wasser rauschen

Und düster steht die Römerbrück. –

Du, Dichter, willst du Sagen lauschen,

So kehr' nach Echternach zurück!


19. September, 1880.

Erakegli.

Quelle:
Warker, N.: Wintergrün. Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg. Arlon: Willems, 1889/90, S. 130-132.
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