23. Der mensch und der bär.

[115] Der mensch und der bär schlossen freundschaft: sie verhandelten mit einander um gemeinsam rüben zu säen. Der mensch sagte: »Ich nehme die wurzel, du, bär, (nimmst) den oberteil«. Der bär war damit einverstanden. Es wuchsen schöne rüben auf. Der mensch nahm für sich die wurzeln, dem bären aber gab er die stengel. Der mensch isst rüben, der bär fährt ihn nur mit schimpfworten an.

Im folgenden jahre ladet der mensch wiederum den bären zum säen ein. Jetzt aber sagte der bär: »Ich nehme die wurzel, – der oberteil fällt dir zu!« »Gut!« sagte der mensch, und sie säten (jetzt) weizen. Es wuchs ein schöner weizen auf. Der mensch schnitt den weizen, aber dem bären liess er die strohstengel. Neidisch sah der bär an, wie der mensch sein weizenbrot ass, aber der bär hatte nur die untauglichen wurzeln. Zornig sagte der bär zum menschen: »Mit dir werde ich hernach nicht mehr freundschaft schliessen!«, und ging seines weges.

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 115-116.
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