X

  • [83] A b c; die Namen der Buchstaben dürfen in einer solchen Liste nicht fehlen; entlehnt ist bei vielen Buchstaben der Name, bei allen die äußere Form, und oft hat die Entlehnung der Form auf die Aussprache nachgewirkt (man denke besonders an u, v und w); entlehnt ist natürlich auch die Reihenfolge wie die Zahl der Buchstaben, entlehnt die Bezeichnung Alphabet;
  • abberufen, in der älteren Rechtssprache = appellieren; wie heute noch allg. üblich Berufung;
  • Abend, angelehnt an das spätlat. vigilia = Vorabend, weil bei den Juden der Festtag mit dem Sternenaufgang des Vorabends begann, daher Weihnachtsabend, heiliger Abend, nordd. das abscheuliche Sonnabend; Abendland frei nach Okzident (Gegensatz zu Morgenland = Orient);
  • abgerissen = abrupte;
  • Abgeschmack, früher = dégout; =
  • Abgott, heute etwa soviel wie Götze, einst als Abgötter und schon im Got. in Form und Bedeutung Übersetzung von atheos
  • abkürzen = abbreviare;
  • ablehnen = decliner, une invitation;
  • Abmessung, von Lessing und Kant für Dimension gebraucht;
  • abordnen, genau = deputare;
  • Abrede (in Abrede stellen) = dédire;
  • abschätzig = déprécié;
  • Abschlag = rabat;
  • abstimmen, bei Goethe zuweilen ein Gegensatz zu beistimmen, nach dem untergegangenen déchanter;
  • Absud, nach decoctum;
  • Abteil, offiziell für coupé eingeführt, aber schwer durchdrungen;
  • abtreiben = abigere (fructum);
  • abtun = défaire;
  • abziehen, im 18. Jahrh. häufig für abstrahieren;
  • [83] Abzucht, Umdeutschung von aquaeductus, wobei vielleicht einiges Mißverständnis mitsprach;
  • Adamsapfel, in vielen christlichen Sprachen nach gemeinsamer Legende der bekannte Teil des Kehlkopfes;
  • albern, sicher aus al und wâr, ganz aufrichtig, schon mhd.= einfältig, das wieder vollkommen = simple;
  • allmächtig = omnipotens, und viele andere Zusammensetzungen mit all;
  • anbeißen, noch bei Luther im Sinne von einen Imbiß nehmen, ist in die slaw. Sprachen übersetzt worden, z.B. russ. zakuska (sollte das so schwer erklärliche schwed. sexa nicht dieses slaw. Wort sein?);
  • anbeten, adorer;
  • ander, im 18. Jahrh. häufig dem franz. nous autres nachgebildet, z.B. uns andere Laien; ändern, frei nach alterare;
  • ansehen, es geht an, wohl = ça va;
  • Angelstern, früher, noch bei Schiller, Übersetzung von Polarstern;
  • anhängig, vom Prozeß schon altlat.; judicio, causa pendente, reus pendet;
  • Anhang = appendix;
  • Anmerkung genau = adnotatio;
  • Anpassung = adaptio;
  • anschauen usw. = intueri usw.;
  • Ansicht, zuerst mhd. anesiht, dann im 18. Jahrh. wieder nach inspectio, inspicium gebildet;
  • anspielen, Anspielung = allusio,
  • Ansprache, Anspruch, wohl aus einer juristischen Bedeutung von indictio;
  • Anstalt = institutio, institutum;
  • Antlitz, doch wohl nicht ohne Anklang an prosôpon
  • antworten, von Leibniz und dann auch von Goethe im Sinne von entsprechen wie répondre;
  • anwünschen, Versuch einer Übersetzung von adoptieren;
  • anzeigen, vielfach im Sinne von indizieren: das ist nicht indiziert = es empfiehlt sich nicht;
  • Anzeige, im 18. Jahrh. frei nach indicium, wofür jetzt aber Anzeichen;
  • anziehende: franz. attirant, man vergleiche attrait;
  • Apelsine = pomme de Sine;
  • Armutszeugnis = testimonium paupertatis;
  • ärschlings, schon bei Hans Sachs, woher es Goethe übernahm; auch ärschen entsprechend franz. à recule, reculer; auch die durch Goethes Götz literarisch gewordene, sonst überaus gröbliche Aufforderung schon altfranz. je li ferai mon cul baisier;
  • artig = gentil, von gentilis = von eben der Art;
  • Aufenthalt, im Sinne von Unterhalt (auch Trost), offenbar nach sustentio gebildet; diese Erklärung aus Lehnüb. belehrt uns darüber, daß die Bedeutung Unterhalt die ältere ist und nicht (Grimm) »der Ort, wo einer sich aufhält«. Schon bei Adelung richtig geordnet: 1. Aufrechthaltung,[84] 2. Unterhalt, 3. Verweilen. Mit einem andern Blickpunkt des gleichen Bildes (ähnlich in andern rom. Sprachen) franz. soustenir, woraus dann mit neuer Lehnüb. unterhalten (unser Fremdwort war nicht das franz. soutenance, weil dieses die besondere Bedeutung von Alimenten angenommen hatte, sondern das lat. Sustentation);
  • auffassen geht auf capere zurück;
  • aufheben, in der Redensart: die Tafel aufheben wie in andern modernen Sprachen aus der Zeit, wo die Tischplatte wirklich nach dem Essen weggeräumt wurde.
  • aufklären, mit seiner ganzen kleinen aber einflußreichen Sippe, entspricht dem franz. éclairer; la raison éclairée = Aufklärung; die deutsche Überschätzung des Wortes führte dann nur bei uns zu dem Hohnworte Aufkläricht;
  • auflegen, veraltet steuern, eine Schuld auflegen; Auflage = impôt, russ. nalog; aufgelegt frei nach disponiert;
  • Auflösung, von Sterbenden nach dissolutio = Abspannung der Seele;
  • Aufnahme, im Sinne von Gedeihen doch wohl = inceptio, wobei der Gegensatz Abnahme mitwirkte;
  • aufziehen, (eine Uhr) nach rémonter, aus der Zeit, wo noch Gewichte wieder hinaufgezogen wurden;
  • Auge, vielfach international für Augen des Würfels, der Pflanzen, auch Fettaugen der Suppe;
  • Ansbruch = eruptio;
  • Ausdruck, früher noch genauer Ausdrückung = expressio, ebenso Eindruck = impressio; ausdrücklich = erpresse;
  • Ausflucht = effugium;
  • aushalten = entretenir,
  • auslegen, genau = exponere,
  • ausnehmend, genau = eximie;
  • ausschließen = excludere,
  • außerordentlich, genau = extraordinarius;
  • Ausstellung = expositio, slaw. wystawka,
  • Auswicklung, noch bei Kant für Entwicklung = evolutio,
  • Auswurf = ejectamentum;
  • Auszug, wie vieles in der Lotterie aus dem Italienischen = estratto; früher auch Verdeutschung für Extrakt im Sinne von Quintessenz: »du Auszug aller tötlich feinen Kräfte«;
  • Bahn, im Sinne eines breiten Tuch- oder Zeugstreifens (franz. pan, aus dem Dtsch.), wohl Übersetzung von Tapet: auf die Bahn bringen = auf das Tapet bringen;
  • Bankbruch, brankbrüchig (das Adjektiv schon im 16. Jahrh., das Substantiv neuerdings von Campe vorgeschlagen) = ital. bancorotto;
  • barmherzig, dessen erster Teil höchstwahrscheinlich auf biarmen zurückgeht, barmen = miserere (arm = miser); jedenfalls gibt es schon ein got. armahairts, das genaue Übersetzung von misericors ist;
  • Barte, neu über das ndl. = franz. les barbes de baleines, oder dtsch. und franz. aus dem Ndl., ebenso Bart des Schlüssels = franz. barbe;
  • [85] befinden, sich = se trouver;
  • befriedigen, eigentlich pacare = pagare;
  • begehen, von kleinem Tieren, nach coire gebildet;
  • begeistern, früher begeisten = inspirare;
  • beglaubigen, früher beglauben von accredere, franz. accrediter;
  • begnadigen, früher begnaden = gracier;
  • begnügt, bei Goethe = satisfait; Genugtuung noch genauere Übersetzung von satisfactio;
  • begreifen, seit Wolff eingebürgerte Übersetzung von concipere, mit der ganzen Sippe; Begriff = conceptus;
  • begründen, häufig dem Sinne von fundare nachgebildet;
  • Beichte, ursprünglich bijiht, aus be (bi) und jehen, behaupten, bekennen, also Übersetzung von confessio;
  • Beischläferin = concubina;
  • beiseite = aparte;
  • Beisitzer = assessor;
  • belieben, in der Redensart wenn' s beliebt u. dergl. = plaît-il;
  • bequem, eigentlich = kömmlich, bekömmlich entspricht genau dem lat. conveniens;
  • Beruf = vocatio;
  • beschaulich übersetzt genau die vita contemplativa;
  • Bescheid, früher jedes gerichtliche Urteil = resolutio;
  • Beschluß = conclusio;
  • beschuppen im Sinne von betrügen möchte ich lieber als Nachbildung von fr. escamoter (auch sp., von lat. squama) auffassen, nicht als eigene unerklärte Metapher; im gleichen Sinne bescheißen = franz. conchier;
  • Besitz = possessio; im 18. Jahrh. gern sich besitzen im Sinne von sich beherrschen, nach se posséder;
  • besitzen wird zwar mit großem Scharfsinn für ein nationales Wort erklärt, ist aber doch wohl alte Lehnübersetzung von possidere, bisizzan schon in der ahd. Urkundensprache; Besitz = possessio, die Übersetzung noch deutlicher in der altern Form Besess;
  • beschränkt = borné;
  • Besuch, im 18. Jahrh. einen Besuch geben nach früherem donner une visite;
  • betagen, bis ins 18. Jahrh.= ajourner;
  • beträchtlich, früher mit einer ganzen Sippe nach respectabilis;
  • Beugung = flexio;
  • bewegen, früher sehr häufig in der übertragenen Bedeutung von movere; Beweggrund = Motiv; man beachte auch in der Mechanik die Proportion: kinêsis, motus, Bewegung;
  • bewußt = conscius, dazu die Sippe;
  • bißchen, von Bissen, franz. morceau vom spätlat. morsellus (morsellus terrae = un morceau de terre);
  • Blatt, in der Übertragung auf Papier u. dergl. dem lat. folium nachgebildet;
  • blau, in mancherlei Bedeutung (blaues Wunder, auch wohl die[86] blaue Blume der Romantik) dem franz. Gebrauche (contes bleues) nachgebildet; Blaustrumpf, bas-bleu, blue stocking ist international;
  • Blumenkohl = cavoli-fiori = choux-fleurs steht hier nur als Beispiel unzähliger Übersetzungen küchenlateinischer Neubildungen;
  • Blumenlese = florilegium= anthologia
  • Blut, die ganze Sippe aus der Humoralpathologie wie warmes, kaltes, leichtes, schweres, böses Blut ist aus dem Galenos übersetzt;
  • Bock, noch bei Luther Übersetzung für lat. aries, wofür jetzt etwa Sturmbock; Ramme geht auf älteres Ramm (Schafbock) zurück;
  • Bofist wenigstens mit dem zweiten Teile genau nach lykoperdon gebildet; völlige Lehnüb. ist franz. vesse-de-loup (vesse = fist, ein leiser Furz);
  • Bohemerweib bei Schiller für Zigeunerin = bohémienne;
  • Branch = usus,
  • brennende Frage = question brûlante;
  • Brief, bekanntlich eine kurze Urkunde, aus lat. breve; in der Bedeutung epistola herrschte lange die angelehnte Übersetzung Sendbrief, Sendschreiben;
  • Bruch, in vielen Bedeutungen, bes. medizinisch Übersetzung von fractura; aber Bruchstück nach fragmentum;
  • Bruder, nach der Mönchsanrede frater Titelübersetzung; von den Mönchsorden weiter und weiter auf Verbindungen ausgedehnt wie Freimaurer, Geistliche (Amtsbruder), Soldaten (Waffenbruder), Studenten (Saufbruder, Korpsbruder);
  • brüsten, sich = se rengorger;
  • Bube, im Kartenspiel die gleichen Bezeichnungen: franz. valet, engl. knight; Bube = Knecht; seltsamerweise die Bedeutung Schurke ähnl. im engl. knave;
  • Bürger macht als Übersetzung von civis alle Wandlungen des politischen Begriffs durch, von civis romanus bis citoyen; die ganze Sippe ist reich an Lehnübersetzungen: bürgerliches Recht = jus civile, Bürgerkrieg bellum civile usw.;
  • Busen, in Meerbusen wohl an das lat. sinus angelehnt; Busen hängt wohl enge mit Bausch zusammen;
  • Credo; das Anfangswort des Bekenntnisses ist zu einem Substantiv für das Bekenntnis geworden und als Fremdwort von uns übernommen wie andere substantivierte Anfangsworte: Dies irae, doremi, Stabat mater, Paternoster (Vaterunser);
  • darlegen, darsetzen = exponere,
  • Darre (Rückenmarks-), ital. seccatojo, lat. tabes;
  • Dasein, seit Wolff für existentia, to ti einai
  • deutsch (von ahd. diot) entspricht völlig dem lat. vulgaris (von vulgus) und bedeutet genau wie ital. volgare die Volkssprache; und ist wohl Übersetzung, weil die Italiener ihre Mundart so vom Latein zu unterscheiden Ursache hatten, die Deutschen nicht. (Sehr merkwürdig, daß Ulfilas mit dem Worte heidnisch wiedergab, Luther mit undeutsch barbaros Sinne von ausländisch, unverständlich, undeutlich.);
  • [87] Ding; die Proportion Ding (eigentlich Verhandlung): Sache = causa: chose ist offenbar; sehr merkwürdig die Ähnlichkeit von Dingsda und chose;
  • Doppellaut = diphthongus;
  • Dreieck; und ähnlich sehr viele andre Ausdrücke der Geometrie (»Erdmessung« ist aber ganz was andres geworden) aus triangulum (früher Dreiangel), das wieder trigônon übersetzt;
  • durch = lat. per in Verbindung mit Adjektiven die Bedeutung sehr: durchschön (perbelle), durchnaß, durchwarm; seit dem 16. Jahrh. abgestorbener Gebrauch;
  • Durchmesser = Diameter (diametrossc. grammê);
  • echt (von ehe = Gesetz) war ursprünglich eine genaue Übersetzung von legitimus, z.B. ein echter Sohn;
  • Einbildung = imaginatio;
  • Einfluß usw. = influxus usw.;
  • einführen, einleiten = introducere;
  • eingefleischt (incorporatus); »das Wort, so Fleisch worden ist«, oder, wie wir deutlicher reden möchten, »das eingefleischte Wort« (Luther);
  • einhellig = consonans;
  • Einherrschaft, von Goethe für Monarchie versucht;
  • einscheiden, im 18. Jahrh. für engainer, »wieder in die Scheide stecken« gewagt; rengainer sagen die Franzosen bildlich für: ein Wort, das schon auf der Zungenspitze sitzt, unterdrücken;
  • Eisenbahn = chemin de fer = ferrovia;
  • Elend, sehr schön eigentlich die Fremde; und elend könnte recht gut eine uralte Übersetzung von captivus sein, das mit chétif genau den gleichen Bedeutungswandel durchgemacht hätte; aber captivus hat bei spätem Autoren schon die Bedeutung verkrüppelt, schlecht;
  • empfangen für die Befruchtung des Weibes genau nach concipere gebildet;
  • empfehlen = commendare von mandare, anvertrauen, befehlen;
  • empfindsam, findet sich schon früher; ist aber zuerst mit Bewußtsein von Lessing für Bodes Übersetzung des Sterneschen sentimental (journey) vorgeschlagen und so eingebürgert;
  • endlich hat mit Ende die Übertragungen des Begriffs vom Räume auf die Zeit (nicht umgekehrt) mitgemacht, übersetzt im 18. Jahrh. das Adjektiv finitum, fini (unendlich = infinitum); endlich = enfin;
  • Endursache = causa finalis;
  • entarten = degenerare, schon vor Darwin völlig in unserm Sinne;
  • entdecken = découvrir,
  • entfalten = erplicare;
  • entgegnen, von Goethe gern, wie sonst begegnen, nach franz. rencontrer, im Sinne von entgegengehen gebraucht;
  • enthaupten = décapiter,
  • entscheiden, von Goethe einmal für franz. dégaîner gewagt;
  • entsetzen = destituere,
  • [88] entsprechen, uns ganz geläufig; aber Wieland wird von Lessing (im 14. Literaturbriefe) belobt, weil er diese schweizerische Übersetzung für respondere, répondre gebraucht (das spondere, in respondere, empfanden schon die Lateiner als sprechen, trotzdem die Ähnlichkeit mit versprechen natürlich nur deutsch ist; man beachte eine Stelle in den Briefen des Seneca: tibi non rescribam, sed respondeam, ich werde nicht schriftlich, sondern mündlich antworten);
  • entstirnt, von Klopstock nach effronté gewagt, ohne Erfolg; eiserne Stirn;
  • entwerfen, nach projicere (projeter) über projectare erst gebildet, als das Wort in der Geometrie den Sinn von projizieren angenommen hatte;
  • entwickeln = evolvere;
  • erfahren, nach experiri (natürlich nicht von perire, sondern aus dem griech. peira entstanden) in sehr alter Zeit gebildet, als fahren noch die allgemeine Bedeutung sich bewegen hatte;
  • Erfindung = inventio (seit Opitz);
  • Erfolg, doch wohl Übersetzung von successus, das schon lat. die zeitliche Aufeinanderfolge und den guten Fortgang bedeuten konnte;
  • erhaben, erst im 18. Jahrh. nach excelsus gebildet, obgleich celsus den gleichen Sinn hatte; aber erheblich, unerheblich in der Kanzleisprache nach relevant, irrelevant übersetzt;
  • erhören, unerhört = inauditum;
  • erkennen, 1. im Sinne von beischlafen nach dem Hebräischen, 2. im Sinne von dankbar anerkennen, auch erkenntlich nach dem franz. reconnaître;
  • erobern, man denke an superare und beachte die Gleichung ober = super;
  • erörtern, hängt jedenfalls mit topos zusammen;
  • Errungenschaft, ein 1848er Wort, nach acquisition; schon im Lat. bezeichnete acquirere besonders ein mühevolles Erwerben;
  • erscheinen usw. = apparere;
  • erschöpfen, in wirklichem wie in figürlichem Sinne = exhaurire, épuiser;
  • unerschütterlich = inébranlable;
  • erst; man beachte, daß es von eins ebensowenig eine Ordnungszahl gibt als von unus; daß erst ebenso eine Art Superlativ von ehe ist, wie primus von einem alten Adverb pris; dann wird die Vorstellung nicht mehr befremden, daß erst eine sehr frühe Übersetzung von primus sein könnte; dazu halte man noch die Sippe: Fürst und princeps, Erstling und primitiae (engl. firstling), Erstgeborener und primogenitus usw.;
  • erstrecken, sich = porrigere, extendere, s'étendre,
  • ersuchen = requirere, engl. to request;
  • erteilen = impertire, von in-pars, engl. noch to impart;
  • erübrigen = reliquum habere, facere;
  • erwägen = perpendere; die ganze weit verzweigte Sippe ist in Erwägung zu ziehen: lat. pensare, wovon franz. penser, ponderare, wovon engl. to ponder; auch deliberare;
  • [89] erweichen, nach mollire, molliare (mouillé), besonders: Weichtier für molluscum,
  • erzählen, entspricht dem ital. raccontare, franz. raconter, dessen conter von computare, zusammenzählen (putare in putzen als Lehnwort erhalten), nur im Franz, als compter und conter getrennt, nicht in der Aussprache; man halte dazu zurechnen = imputare;
  • erziehen = educare, von ducere, ziehen, wie auch Herzog = dux usw.;
  • Eselsbrücke = pons asini, pont aux ânes, zu der Eselsschelte des mittelalterlichen Schulunterrichts gehörig; wenn wirklich zuerst ein Buch Buridans so genannt wurde, wäre es eine Bosheit der rückständigen Wortrealisten gegen den kühnen Schüler des Nominalisten Occam gewesen;
  • Fall, als Übersetzung von casus in der Grammatik;
  • Falte; vervielfältigen = multiplicare; einfältig = simplex;
  • Feder, international für Stahlfeder: plume, pen;
  • Fegeteuer, purgatorium; fegen = reinigen, läutern;
  • feien, erst vor etwa 100 Jahren gebildet, nach it. fatare, franz. féer;
  • Feige zeigen (man denke an Ohrfeige), nach faire la figue; bekannter ist ital. far la fica;
  • fein, im neueren Sprachgebrauch von franz. fin, ital. fino beeinflußt;
  • fern, in Zusammensetzungen für tele-;
  • Finsterling = Obscurant;
  • Fliegengott = dem Baalsebub der Septuaginta;
  • Flügel, als Seitenteil eines Gebäudes, eines Heeres durch Übersetzungen von ala international;
  • Fluß, früher als Übersetzung von rheuma sehr verbreitet; jetzt noch in den sinnlos gewordenen Zusammensetzungen wie Schlagflus;
  • Flußpferd (pedantischer: Nilpferd = Hippopotamus);
  • folgen, in vielen logischen Anwendungsweisen (Folgesatz, folglich, folgerecht für konsequent, folgern) nach lat. sequi;
  • Frau, vielfach angelehnt an dame, domina, weil das Wort ursprünglich den Sinn Herrin hatte; alte Übersetzung z.B. unsere (liebe) Frau = notre Dame;
  • fromme Wünsche = pia desideria; Goethe gibt einmal pietas oder Pietät mit Frömmigkeit wieder;
  • Fronleichnam genau = corpus Domini;
  • Fruchtnießung, Nießbrauch = ususfructus;
  • Füllhorn = cornu copiae;
  • Fürwort = pronomen;
  • schwarzgallig = melancholisch; früher auch substantivisch: Schwarze Galle;
  • gebrechlich; schon im Adjektiv mischen sich wenig bewußt die Bedeutungen: 1. zerbrechlich von brechen, fragilis, 2. mangelhaft, kränklich, unvollkommen, von Gebrechen. Gebrechlichkeit, fragilitas, zumeist im Sinne von Unvollkommenheit, schon bei Eckhart und Kaisersberg. Kant gebrechliche Erkenntnis (der Menschen von der Gottheit), Gebrechtichkeit[90] der menschlichen Natur. Wohl nach ihm Kleist: »um der gebrechlichen Einrichtung der Welt willen«. Rückert: »unserer Sprache Gebrechlichkeit machte gar oft mich stutzen«. Frailty, thy name is woman (Schlegel: Schwachheit, dein Nam' ist Weib), hatte Wieland übersetzt: Gebrechlichkeit, usw.;
  • Gedeck = couvert;
  • Gefahr laufen, nach courir risque gebildet;
  • ist's gefällig? = plaît-il?
  • Gefühl, in ganzen Gruppen nach sentiment gebildet;
  • Gegend, wohl eher nach dem altern contrada, als nach dem jüngern contrée: Gegenfüßler = Antipode; Gegensatz, in der Musik ursprünglich = Antistrophe; Gegenstand, nach vielen bessern Versuchen (Gegenwurf = objectum) Übersetzung eines obstantia; Gegner, ursprünglich im Prozeß, = adversarius; Gegenüber, unter dem Einfluß von franz. vis-à-vis, substantivisch gebraucht, auch grammatisch verändert;
  • Geheimer (anfangs substantivisch gebraucht; erst anh. Adjektiv, bald mit Rat verbunden) = secretarius (vielleicht ursprünglich ein kirchlicher Titel);
  • Gehör geben = Audienz geben;
  • Geist; der Sprachgebrauch übersetzt nacheinander hebr. ruach, griech. pneuma, lat. spiritus, franz. esprit; libre penseur wird zu Freigeist, bel-esprit zu Schöngeist; in Salmiakgeist usw. wieder spätlat. Spiritus im Sinne von Essenz;
  • geläufig = couremment;
  • Gelegenheit, ursprünglich = situation; dann, neuerdings, Übersetzung von franz. occasion im Sinne von Gelegenheitskauf;
  • gemein, wohl nicht verwandt mit communis, sondern daraus entlehnt; später vielfach wieder als Übersetzung benutzt: gemein machen = veröffentlichen (publizieren) = kommunizieren; Gemeinwesen = res publica; Gemeingeist = engl. public spirit; Gemeinspruch (früher Gemeinort) = locus communis;
  • geneigt = inclinatus, penché;
  • Genugtuung = satisfaction;
  • Geschichte, die Einzahl unter dem Einfluß von historia; besonders aber Naturgeschichte, jetzt sinnlos geworden, nach historia naturalis;
  • Geschlecht, oft Übersetzung von genus;
  • Geschmack, als term. techn. der Ästhetik Übersetzung von franz. goût;
  • Geselle, wer mit dem andern den Saal (eigentlich: den Flur) teilt, also genaue Übersetzung von ital. camerata, franz. camarde, engl. comrade; es ist also von seinem Modellwort Kamerad verdrängt worden;
  • Gesicht, vielfach mit vue übereinstimmend (en vue); zweites Gesicht übersetzt second sight;
  • Gesinde (von mhd. sint = Weg) hat eine überraschende Proportion zu comitatus; comes (der desselben Weges geht) hatte schon im Altertum (comites) den Sinn, den wir durch die Lehnübersetzung suite, Gefolge hervorheben; daß der Bedeutungswandel comes zu comte, Graf,[91] gemacht hat, stimmt gar nicht übel zum vornehmen Gebrauch der Lateiner: die comites sind das Gesinde der Könige;
  • Gespenst (auch Gespän) wahrscheinlich geradezu Übers, von Versuchung (des Teufels) aus ahd. spanan = locken; sehr merkwürdig Goethes Meinung, in der Farbenlehre den technischen Ausdruck spectrum nun durch Gespenst wiederzugeben, sicherlich um Newtons Lehre als ein Blendwerk erscheinen zu lassen;
  • Gestirnung, Versuch einer Übersetzung von constellatio;
  • Getreide, doch wohl Übersetzung eines alten ablata, Ertrag, wovon franz. blé herkommt;
  • Gevatter = compater (compére);
  • geviert = quadratus;
  • Gewalt, höhere = vis major = force majeure;
  • Gewerbe, wohl in sehr alter Zeit gebildete Übersetzung von industria; gewerbig südwd. heute noch = betriebsam, industrieux; industrius, eigentlich industarius, inständig;
  • Gewicht, schon im lat. pondus auch figürlich, wonach unser ein Mann von Gewicht; unwägbar = imponderabilis; für die Gewichtseinheit und (engl.) Münzeinheit direkt als Lehnwort übernommen: Pfund, pound; dann wieder Zehnpfünder = tenpounder, auf einem andern Wege engl. wie franz. livre;
  • gewiß, früher auch sicher als Übersetzung von certus, franz. certain, eigentlich einer, dessen Identität mir nicht gewiß ist;
  • Gewissen (mhd. diu gewizzene) nach lat. conscientia gebildet;
  • es gibt = datur;
  • glauben, ursprünglich = credere, kreditieren; in religiösem Sinne dann vielleicht an credo angelehnt;
  • gleichgültig, eigentlich = aequivalent,
  • gleitende Reime (z.B. fliehenden, ziehenden)= versi sdruccioli, aus der italienischen Poetik übersetzt;
  • Glück, bei guten und schlechten Dichtern sehr oft zur Übersetzung der personifizierten Fortuna geworden;
  • Gnadenstoß = coup de grace;
  • gotisch; bemerkenswerter Fall, daß ein deutsches Wort als Lehnwort in die romanischen Sprachen überging, um viel später als französisches Lehnwort ins Deutsche zurückzukehren; oder vielmehr: der deutsche Volksname erlitt im Romanischen einen Bedeutungswandel, der dann als bastardierter Bedeutungswandel zurückkehrte; die Goten waren dem italienischen Mittelalter die Zerstörer Roms; Gotico war barbarisch, roh; zur Renaissancezeit empfand man in Italien insbesondere den Spitzbogenstil, den man für deutsch hielt, als roh und barbarisch, gekünstelt, abgeschmackt, veraltet (im Gegensatz zur damals ganz modernen Nachahmung der Antike), und nannte ihn den gotischen Stil; die Frakturschrift, die eckige Mönchsschrift, die noch vor kurzem die Modeschrift des ganzen gelehrten Abendlandes gewesen war, hieß jetzt, nach Wiederaufnahme der Antiqua, die gotische Schrift, wohl gemerkt, ursprünglich nur bei den Romanen; Fischart beweist in seiner Bearbeitung des Gargantua, da er (1575) die Worte Rabelais »il lui apprenait[92] á écrire gothiquement« mit »man habe ihn gotisch schreiben gelehrt« übersetzt, daß er unter gotisch ganz ehrlich die gotischen Schriftzeichen des Ulfilas versteht. In dieser tadelnden Bedeutung von barbarisch oder abgeschmackt war das Wort in der französischen und englischen Literatur üblich, und Übersetzungen führten es so bis weit ins 18. Jahrhundert der deutschen Sprache zu; so wurde langsam im Deutschen der Name der Altvordern zum Schimpf; trotzdem bestand die Wortverbindung gotische Baukunst weiter fort, und wenn auch der Sinn ursprünglich: barbarische, geschmacklose Baukunst war, so kam der Bezeichnung doch allmählich die Änderung des Kunstideals zugute. Der junge Herder, unter dem Einflusse von Rousseau, empfand schon 1769 das gotische Große. Um dieselbe Zeit bewundert auch Möser das Kühne und Prächtige der gotischen Stücke. Und bald darauf schreibt der junge Goethe (1772) in Straßburg den flamboyanten Aufsatz: »Von deutscher Baukunst«. Zu beachten: Das Wort gotisch war durch den Bedeutungswandel so schimpflich geworden, daß Goethe den Terminus gotische Baukunst nicht glaubte brauchen zu können. Er ist sich dessen bewußt: »Unter die Rubrik gotisch, gleich dem Artikel eines Wörterbuchs, häufte ich alle synonymischen Mißverständnisse, die mir von Unbestimmtem, Ungeordnetem, Unnatürlichem, Zusammengestoppeltem, Aufgeflicktem, Überladenem jemals durch den Kopf gezogen waren. Nicht gescheiter als ein Volk, das die ganze fremde Welt barbarisch nennt, hieß alles gotisch, was nicht in mein System paßte.« Also dürfe das Werk des hl. Erwin nicht gotisch heißen: »Das ist Deutsche Baukunst, unsere Baukunst, da der Italiener sich keiner eigenen rühmen darf, viel weniger der Franzos.« So übersetzt Goethe mit deutsch das doppelt falsch gebrauchte gotisch, um seinen Sinn ins Gegenteil zu verkehren.
  • Gott; ich glaube es überzeugend nachgewiesen zu haben, daß nicht Götze von Gott herkommt, sondern Gott ursprünglich den Sinn von Götze gehabt hat, welches Lehnübersetzung des biblischen conflatile, chôneuton, hebr. pesel, das gegossene Bild ist (vgl. Art. Gott);
  • groß, wo es einen mächtigen Eroberer fast wie ein Titel bezeichnet, eine Übersetzung des Brauchs, der im Abendlande bei Alexander dem Großen beginnt; Karl der Große ist genau nach Alexander Magnus gebildet, franz. Charlemagne wird zum Eigennamen; Alexander selbst erhielt den Eigennamen offenbar in Nachahmung orientalischer Sprache nach dem Titel des Perserkönigs, der griech. megas basileus hieß; großherzig = magnanimus; großsprecherisch = magniloquens;
  • Grund, vielfach an fundus angelehnt; gründen = fundare; von Grund aus = funditus; Großgrundbesitz = Latifundienbesitz; zugrunde gehen = andar a fondo;
  • Grünspan = viride Hispanicum;
  • Sauregurkenzeit, nach niederländ. komkommertijd;
  • gut, im einzelnen schwer zu erkennen, in welcher Sprache das Modell zu suchen; bon (im Bankwesen), abonner, vergüten, Guthaben; Gutsele, bonbon; aber höchstes Gut = summum bonum;
  • [93] Haar, auf ein Haar = to a hair, to a pile; Haarspalterei = hairsplitting; Haarstern = kouêtês = stella crinita;
  • haben; die Verwendung von haben und sein als sog. Hilfsverben, fast gleichmäßig in den romanischen und germanischen Sprachen, muß ein gemeinsames Modell haben;
  • halb, in vielen Zusammensetzungen = hêmi = semi = demi;
  • Halle, neuerdings unter englischem Einfluß für einen geschlossenen Saal;
  • Hals über Kopf, nicht ganz = head wer heels; Halsberge = necklace;
  • Hand, international für Handschrift; kurzerhand = brevi manu; Handstreich = coup de main; Handschrift = manuscriptum (seit Zesen);
  • es handelt sich um... (il s'agit de...);
  • Hang = inclinatio = penchant; klima, die Neigung des Himmels zur Erde, im Lat. ebenfalls durch inclinatio wiedergegeben;
  • harmlos, Nachbildung von engl. harmless;
  • Haupt, wohl Lehnwort, nicht mit caput verwandt; Zählen nach Kopfzahl überall; Hauptgut (Hauptstuhl, Hauptschatz, Hauptsumme) = Kapital; Hauptstadt = Kapitale; Hauptort = chef-lieu; Hauptstück = Kapitel; Hauptstück (oberstes Stück der Säule) = Kapitell; beachtenswert, wie bald Kopf bald Haupt zur Übersetzung benutzt wird (Kopfgeld, Hauptgeld) und wie besonders haupt für beide Bedeutungen des Adjektivs kapital, für »den Kopf betreffend« und für »vorzüglich« eintritt (Hauptschuld, -sünde = Kapitalverbrechen, Hauptmann = Kapitän);
  • Haus, von vornehmen Familien international; Oberhaus, Unterhaus, frei nach englischem Modell, mit der Sache der Name;
  • heben, aus der Taufe, Entlehnung aus alter Zeit, wo noch untergetaucht und gehoben wurde;
  • Heide, ursprüngl. adj. beiden, wohl trotz aller Einreden Lehnübersetzung von paganus, dies wieder vom hebr. am haerez; bezeichnete im spätem Mittelalter besonders die Mohammedaner; daher Heidekorn (früher Heidenkorn), Buchweizen = blé sarrazin;
  • Heiland, uralt für salvator= sôtêr; Heiltum für Sanktuarium, Reliquie, versucht;
  • Heim, als Substantivum dem engl. home nachgebildet;
  • Heischesatz, im 18. Jahrh. für Postulat üblich;
  • es heißt, nicht alt für on dit, si dice;
  • Heißsporn = Hotspur;
  • Held, eines Romans, erst seit dem 18. Jahrh. nach dem Sprachgebrauch der französischen Poetik, die natürlich zunächst an die Heroen des Epos dachte;
  • helldunkel, techn. Ausdruck der Maler = clair-obscur = chiaroscuro;
  • Herkunft usw = Provenienz;
  • Herr, verrät sich durch alten Komparativ als Übersetzung von senior, seigneur; in Titulaturen vielfach entlehnt; herrjemine, wohl aus [94] Herr Je(su Do)mine, wobei irgendein Scherz vergessen oder verloren ist;
  • Herz, die Vorstellung, daß es der Sitz des Mutes ist, international entlehnt, wer weiß woher; Farbe im Kartenspiel = franz. coeur; cor meum (schon bei Plautus) = mein Herz; im Sinne des Innersten (Herz der Salatstaude, des Salatkopfes) auch franz. (coeur d'un choux = die Herzblätter) und engl. core; Herz übrigens wohl Lehnwort;
  • heute, hiu tagu = hodie, hoc die; vgl. auch heuer, hiu jâru;
  • Himmel, aus der antiken Vorstellung die völlig sinnlos gewordenen Redensarten vom dritten, vom siebenten Himmel entlehnt; himmelweit = toto coelo; himmelan = in coelum (meinetwegen caelum);
  • in Hinsicht = au regard = in riguardo;
  • Hintere = le derriére; Hinterwäldler = backwoodsman; Hintergedanke = arriére-pensée;
  • Hirnschale = testa, theka cerebri; und so sind fast alle deutschen Wörter der Anatomie Lehnübersetzungen aus dem Lateinischen, das einst aus dem Griechischen, später aus dem Arabischen übersetzt hatte (vgl. Einleitung S. XLV-LIII);
  • hirnverbrannt, neu für cerveau brûlé;
  • hoch, international und uralt für die Lage der Töne; neu international der Titel Hoheit, Altesse, Highness;
  • Hol, mit der ganzen Sippe nach cour geformt: Hof halten, machen; Gerichtshof; höflich = courtois = ital. cortese, einst der Lieblingsausdruck der feinen Welt (aus höfisch wurde hübsch); Hofmann = courtisan, zu Höfling und im Femininum noch weiter heruntergekommen; hofieren (im Sinne: seine Notdurft verrichten) wohl ein derber deutscher Spaß: zu Hofe gehen;
  • Hölle, da das Wort älter ist als das Christentum der Germanen, doch wohl eine Lehnübersetzung von infernum;
  • Honigmonat = lune de miel; beides nach engl. honeymoon;
  • hören, offenbar Hörensagen = hear-say = oui-dire; hört eine läppische Entlehnung des hear im englischen Parlament; hörig = cliens, im Lat. Lehnwort aus griech. klyein
  • Hübscherin veraltet, einst genau nach courtisane gebildet, wie hübsch (höfisch) nach courtois. (Vgl. Hof.);
  • Humor, Lehnwort aus dem Lat.; aber Betonung aus dem Franz., Bedeutung aus dem Engl. entlehnt;
  • Hund(stern)stage = dies caniculares; eine ganze Menge von Wörtern, die aus der Sternkunde in die Gemeinsprache eingedrungen sind (Wagen, Bär, Tierkreis), sind ebensolche Übersetzungen;
  • Hure; merere entspricht so gut dem nd. heuren, um Sold dienen, daß Hure recht gut eine Übersetzung von meretrix sein könnte;
  • Ich, Ichheit von den Mystikern und dann von Fichte für den erkenntnistheoretischen Egoismus gebraucht; Ichsucht von Jean Paul für den moralischen;
  • ihr als Anrede; die gegenwärtige Höflichkeitsmode verlangt, daß die angeredete Person in der Mehrzahl anstatt in der Einzahl und in der[95] dritten Person anstatt in der zweiten gedacht werde; die Anwendung der Mehrzahl ging im Deutschen, geht noch in andern modernen Sprachen auf einen spätlateinischen Gebrauch zurück, auf den Plural der Majestät, der vielleicht (weil mitunter mehrere Kaiser zugleich regierten) ursprünglich ein Plural der Bescheidenheit war und sich erst später zum byzantinischen Plural ausbildete; zwischen Privatpersonen kam die Mode erst viel später auf; das Ihrzen des Geistlichen z.B. läßt sich aus Beichtformeln erst im 12. Jahrhundert nachweisen; hinter der Anrede in der dritten Person steckt wohl das Mitverstehen eines Titels, wie im Italienischen; Fürstlichkeiten anzureden, ohne die Syntax gröblich zu verletzen, ist im Deutschen eine Kunst, die schwer zu lernen ist;
  • inständig = instans; früher ebenso instehend im Sinne von bevorstehend;
  • Irrsterne (bei Luther irrige Sterne), jetzt auch Wandelsterne = Planeten; irren hieß ursprünglich, man denke auch an franz. Juif errant, unstet umherschweifen;
  • Kammer, franz. der Gebrauch: Zimmer eines Fürsten und fürstliche Angelegenheiten: Kammermusik, Kammerherr usw.; franz. auch Kammer (erste und zweite) für das engl. Ober- und Unterhaus; Dunkelkammer neuerdings für camera obscura;
  • keck, früher lebhaft, lebendig; Quecksilber (früher Kecksilber) = vivum argentum, franz. vif-argent; Lessing empfiehlt für Quecksilber die Neuerung Triebsilber, nach dem Muster von quick-sand = Triebsand;
  • keintweder (leider veraltet) = neuter, nicht nur gleich, sondern wohl auch mit Hilfe des unerklärten weder (auch kein unerklärt) übersetzt; noch merkwürdiger entweder (früher entweder) = alteruter;
  • Kegel, ziemlich spät als Übersetzung von conus eingeführt;
  • Kelch, Lehnwort aus lat. calix, aber im Sinne von Blütenkelch nach dem griech Original kalyx gewandelt;
  • Kern, noch im 18. Jahrh. in Büchertiteln für compendium = nux;
  • klein; meine Kleine = ma petite; Kleinigkeit, im 18. Jahrh. = petite poésie als Buchtitel beliebt; zur selben Zeit Kleinmeister = petit-maître;
  • Klemmer oder (süddeutsch) Zwicker, nordd. Kneifer oder Nasenquetscher, Übersetzungen zur Auswahl für pince-nez;
  • Klinggedicht, im 17. Jahrh. eingeführt für Sonette;
  • Knie; auf die Knie jemands legen, von Goethe genau nach Homeros gewagt, im Sinne: von jemand abhängig machen;
  • Knüttelvers, nach der Bedeutung undenkbar, daß es Übersetzung von versus rhopalicus sei; ich glaube nachgewiesen zu haben, daß es vielmehr Übersetzung des maccaronischen Verses ist (vgl. Art. Poesie);
  • Kohl; Blumenkohl = cavolo fiore, wofür man in Österreich und auch vielfach südwestdeutsch Karfiol sagt;
  • kosten, bekanntlich zwei ganz verschiedene Worte von gustare und constare, goûter und coûter; cela coûte im 18. Jahrh. häufig übersetzt [96] das kostet, ohne Preisangabe; zur selben Zeit kostbar = précieux, im, Sinne von affektiert;
  • Kranz, international für den Siegespreis mit der Sitte entlehnt; ähnlich das Lehn- und Modellwort Krone;
  • Krebs, die Übertragung auf das Sternbild und auf die Krankheit aus dem Lat. übernommen;
  • Kreis, im Sinne einer geschlossenen Gesellschaft als Übersetzung wie als Lehnwort (Zirkel) nach franz. cercle; Zirkelschluß frei nach circulus vitiosus; Wendekreis = circulus tropicus;
  • Kuckuck; wenn man sich von der Suggestion nicht täuschen läßt, daß der Vogel diesen Ruf wirklich ausstoße, wirklich diese beiden Silben artikuliere, so entdeckt man, daß da sogar eine Klangnachahmung entlehnt worden ist;
  • Kunde, nach den holl. Puristen für scientia ins Deutsche aufgenommen;
  • Künstler, finde ich als Lehnüb. von Artilleristen in einem Sendschreiben der Stadt Überlingen von 1634 (»gleicher Meinung unsere Künstler einen Feuersack gar artig Zugericht«);
  • laden, ein Geschütz laden, später ohne Objekt, nach charger, cari-care übersetzt;
  • Langmut = tonganimitas;
  • läßlich, frei übersetzt nach veniatis, péché véniel;
  • Laune, beruht auf Entlehnung des Aberglaubens oder der geheimnisvollen Lehre, daß der Mond die Stimmung beeinflusse; unter dem Monde = sublunarisch;
  • Läuterung, im 18. Jahrh. als Übersetzung von Katharsis versucht;
  • Lebensbeschreibung = Biographie;
  • Leber, in vielen volkstümlichen Wendungen (über die Leber kriechen) von der uralten Vorstellung entlehnt, die Leber sei der Sitz der Leidenschaft;
  • leiden, vielfach direkt und indirekt Übersetzung von pati; der Leidende = der Patient; Leidenschaft = passion; Mitleid = compassion; leidlich = passable;
  • Leiter, übertragen Tonleiter = scala;
  • lesen, für das Lesen einer Schrift doch wohl keck nach legere übersetzt; der Abc-Schütz bei den Alten las wohl die Lettern wie gute Erbsen zusammen;
  • Liebhaber, früher Übersetzung von amateur, Dilettant;
  • Linie, im Militärwesen und in der Genealogie nach franz. lign;
  • links, jetzt linkisch = franz. gauche;
  • Linse, Lehnwort nach lens, dann aber für die Linse im Auge, für die Wasserlinse, für die optischen Gläser doch wieder Lehnübersetzung;
  • Gottlob = laus deo;
  • lösen, wirklich und figürlich einen Knoten auflösen, international nach solvere; dazu lösende Mittel = solventia;
  • Löwenanteil = pars leonina (ebenso societas leonina, contratléonien)[97] nach der international gewordenen Fabel des Aisopos; Löwenherz = engl. lionhearted;
  • Löwenzahn = leontodon; in der populären Botanik unzählige Übersetzungen der offizinellen Pflanzennamen;
  • Luchs, sein scharfes Gesicht international sprichwörtlich; Luder, ebenso wie Aas, internationales Schimpfwort (charogne, Chaib); vielleicht hatte auch Aas wie Luder zuerst die Bedeutung Lockspeise;
  • Luft, freie Luft wohl = air libre; lüften = aërer;
  • machen, Geld machen = make money; Mache, neue Bildung nach Façon; Macher = faiseur; gemachter Mann = (aber nicht ganz) homme fait;
  • Macht, im politischen Sinne = puissance;
  • malerische pittoresco;
  • man, doch wohl wie franz. on (Mann = homo = homme = on); Männin im Sinne von Weibchen bei Luther, nach dem virago der Vulgata gebildet;
  • Maß, in vielfacher Verwendung = modus, moderare, moderation;
  • Maus, als Bezeichnung des starken Muskels der Hand Neuübersetzung aus mus;
  • Mehrzahl, freie Übersetzung von pluralis, Mehrheit von Majorität;
  • Meister, Parallelbildung zu maître von magister, aber dann wieder für den Begriff der Meisterschaft teils dem ital. maestro, teils dem franz. maître nachgebildet; meisterhaft = franz. magistral; maîtriser = meistern;
  • Milchstraße = via lactea;
  • minderjährigen = minorenn;
  • Mißbündnis, öfter für Mißheirat = mesalliance; mißhellig = dissonant wie mitlautend (in der Grammatik: Mitlaut)= consonans;
  • mitt, wohl Lehnwort nach medius; schon ahd. mittemo himile = in medio coelo; häufig für Zeitbezeichnungen, z.B. Mittag, eigentl. mittemtage, wie meridies eigentl. medidies; Mitte und Mittel häufig im Sinne von Zwischenstufe, Zwischenglied wie milieu (medius locus); Mittel (zum Zweck) = remedium; moyen, mittelmäßig = mediocris; mittelländisch = (hie und da) für binnenländisch, wie lat. mediterraneum mare bei uns (außer mittelländisches) auch Mittelmeer heißt; Mittelzeit, jetzt Mittelalter = medium aevum;
  • morgen, die Frühzeit des Tages wird zur Bezeichnung des folgenden Tages, genau wie ital. stamane, aber dimani, ähnlich in den andern rom. Sprachen;
  • Mutter, durch bastardierten Bedeutungswandel häufiger Ersatz für mater: Schraubenmutter, Gebärmutter, matrix;
  • Nabel, von Voss als Übersetzung des homerischen omphalos geradezu für Schildbuckel gebraucht;
  • nach, im Sinne unmittelbar hinter, in vielen Sprachen entsprechend: Nachgeschmack = arriére-goût, after-taste; arriére-faix = afterbirth[98] = Nachgeburt; Nachsaison = arriére-saison; oft durch hinter ersetzt; Hintergedanke = ariére-pensée;
  • Nachtschatten = engl. night shade;
  • nackt, international etwa für nackte Wahrheit;
  • Name, ursprünglich Lehnwort, dann Lehnübergetzung in besondern Bedeutungen: für ein Volk (nomen Romanum = was Römer heißt), für den berühmten Namen (einen Namen machen, haben = nomen habere) ;
  • Nase, in figürlicher Verwendung (Nase hoch tragen usw.) international;
  • Natur, als Lehnwort anerkannt, weil es, durch undeutsche Betonung Fremdwort geblieben ist; trotzdem nachher vielfach an lat. und franz. Redensarten wieder neu angelehnt: Gegensatz von Kultur; nach der Natur zeichnen; Mutter Natur; natürlich als Adverbium international; natürlich = illegitim (natürlicher Sohn) nach franz., man könnte auch natürliche Ehe sagen;
  • nehmen, eine Mahlzeit, ein Glas Wein, wohl nach franz. prendre;
  • nervös, jetzt Fremdwort; in der alten Bedeutung (sehnig, kräftig) wurde nerveux durch nervig, nervicht wiedergegeben;
  • Nestel; einem die Nestel knüpfen = nouer l'aiguilette, einen zeugungsunfähig machen, nach entlehntem Aberglauben;
  • neu, vielfach international: Testament, Zeit, in Büchertiteln (nouvelle Héloïse), auch: ein neuer Horaz usw.; Neuerer = novator; neugierig = niederländ. niewsbegeerig; Neuheit = nouveauté; Neuling = homo novus;
  • Neustadt, ursprünglich ein Appellativum, das dann bei vielen Wörtern zum übersetzten Eigennamen wird; Neapolis; Novohrad über Neuenburg aus Neufchâtel;
  • nichts; die Übereinstimmung zwischen nicht (nie wicht), nihil (ne filum) und ne pas (passum) ist so groß, daß man geneigt wird, an eine freie Lehnübersetzung zu denken;
  • Niederlande = pays-bas;
  • Nonnenfürzchen = pets-de-nonne;
  • Nordsee, früher Nordersee; vom niederländischen Gesichtspunkte gesehen und so herübergekommen; Gegensatz: Zuidersee, Südsee; deutsch war: Westersee, Gegensatz: Ostersee, Ostsee;
  • Nuß, Wissenschaft in einer Nuß = in nuce;
  • Ochsenauge, landschaftlich für Dachfenster = oeil-der-boeuf;
  • Offensünder; telônai, uns durch Luthers Übergetzung als Zöllner in der Bibelsprache w vertraut, war schon in der Itala, dann auch in der Vulgata durch publicani falsch wiedergegeben worden; die deutschen Theologen des Mittelalters sahen aus dem Zusammenhange, daß Sünder gemeint wären, beachteten außerdem das offenbar zugrunde liegende Wort publicus und kamen so für publicani zu der grausamen Lehnübersetzung oftensuntari, die sich in der Form Offensünder noch in der anonymen deutschen Bibel findet, die unmittelbar vor dem Erscheinen von Luthers Übersetzung wieder neu aufgelegt wurde;
  • [99] öffentlich, in vielen Verbindungen langsam zu einer Lehnübersetzung von publicus geworden; Öffentlichkeit (erst seit Campe, von Jean Paul bald übernommen) = Publizität;
  • oh mag eine gemeinmenschliche Interjektion sein, die Verbindung mit dem Genetiv (»oh des armen Papiers, das ich verschwenden muß«, Lessing) aber sicherlich gelehrte Lehnübersetzung aus dem Lateinischen;
  • Orden, ursprünglich Lehnwort, dann zur Lehnübersetzung verwandt für die ganze Gruppe von ordo, ordre: Kloster-, aber auch Ritter-, Sprachverbesserer-(Palmen-), Freimaurer-Orden;
  • Ort, eigentlich Spitze, später (jetzt längst nicht mehr) vielfach Übersetzung von topos, in Logik und Rhetorik; jetzt nur noch etwa in der Astronomie; örtlich setzte sich schwer für lokal durch, Örttichkeit erst seit Campe für Lokal;
  • Pforte, die hohe, für den Hof des Sultans internationale Übersetzung aus dem Türk. (Arab.);
  • Plan, im Sinne von Entwurf erst im 18. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen, wo plan auch einen Grundriß (zur künftigen Ausführung) bedeutete; wird vom Sprachgefühl nicht als Fremdgut, sondern als Übersetzung empfunden, vielleicht wegen des Nasals im Franz.;
  • Platz, ebenso Lehnwort aus franz. place, dann in vielen Bedeutungen wegen der ungleichen Aussprache und Länge als Übersetzung empfunden;
  • Preis, zuerst aus franz. prix aufgenommen für ausgesetzten Preis, Lohn, Lob (preisen); dann erst, seit dem 17. Jahrh. noch einmal und zwar jetzt als Übersetzung aufgenommen im üblichen Sinn der Prosa: Geldwert; ein hübscher Fall von Lehn-Doublette;
  • Presse, ebenso eine Lehn-Doublette; wie lat. pressura (von premere) bedeutete franz. presse die Tätigkeit und das Ergebnis des Drückens, auch die Maschine, also Gedränge, Kelter; nachher besonders die Buchdruckmaschine, ihr Erzeugnis als Ganzes, die Presse als achte Großmacht; und wurde so in Deutschland rezipiert;
  • Puls, international fast gleiche Übernahme des Bedeutungswandels von der Erscheinung des Blutschlages (pulsare von pellere) zu der Körperstelle, an der sie leicht zu beobachten ist;
  • Punkt, Lehnwort mit nachfolgender Anlehnung an besondere Redensarten: springender Punkt = punctum saliens; schon altlat. punctum (eigentlich: Stich) soviel wie Abschnitt, daher Punkt für Punkt;
  • Puppe, mit seiner ganzen großen Sippe noch nicht klargestellt; nicht, wie es mit puer, wie mit pupa (Brustwarze) zusammenhängt; die Anwendung auf den Übergangszustand der Insekten aus franz. poupée; die Metapher Pupille (weil man in der Pupille des andern sich selbst wie ein Püppchen sieht) ist schon lateinisch, pupula eine Lehnübersetzung von korê
  • Quartier; im Franz, geht der Weg des Bedeutungswandels ganz genau nachweisbar von Viertel über Stadtviertel zu Wohnung. Unterkunft; wer in der Schlacht den Besiegten nicht erschlug, mußte ihm[100] natürlich, als einem Gefangenen, Unterkunft bieten, daher donner quartier = das Leben schenken, Pardon geben (Sans-Quartier = erbarmungslos); davon unser Quartier geben, um Quartier bitten halbe Lehnübersetzung, die unser Sprachgefühl, im Vergleiche mit Pardon, als eine ganze empfindet;
  • am Rande, sich verstehen; irgend eine alte Redensart der Kanzleisprache nannte in margine solche Erledigungen, die kurz am Rande der Eingabe mit zwei Worten notiert werden konnten;
  • Rat, als Bezeichnung eines Kollegiums, das ratschlagt, und eines Titels aus lat. und franz. consilium (griech. boulê), conseiller entlehnt;
  • rauchen, wohl Übersetzung von fumare, da es zuerst hieß: Tabak trinke;,
  • Raum; es ist doch wohl auch Lehnübersetzung, wenn das deutsche Wort, das irgendetwas Unausgefülltes bedeutete (engl. room), am Ende herangezogen wurde, um den von Philosophen und Mathematikern seit tausend Jahren durchgearbeiteten Begriff spatium, franz. espace, in allen Anwendungen wiederzugeben;
  • Rechnung, seine Rechnung wobei finden = trouver son campte;
  • recht, zuerst Entlehnung, dann aber wieder vielfach Übersetzung von rectus= orthos: rechter Winkel, Glaube: Recht-Schreibung = jus (Doktor beider Rechte = utriusque juris);
  • rein, I. Übersetzung von hebr. koscher = fehlerfrei, also: zum Opfer, zur Speise geeignet; 2. nach lat. purus = nur (aus reiner, aus purer Bosheit); reiner Gewinn = gain pur;
  • Ringelgedicht, Versuch einer Übersetzung von franz. rondeau, engl. roundel;
  • rinnen, von der Zeit, aus der Technik der Wasser- und Sanduhr entlehnt;
  • Roche (Turm) vgl. Art. Schach;
  • Rolle, Lehnwort aus rotula; nachher im Sinne von Register und in der Theatersprache als Doublette an franz. rôle angelehnt;
  • romantisch, hat eine fast unentwirrbar verwickelte Geschichte; lehnt sich in der Bedeutung zunächst an den franz. Gebrauch (romanhaft, und doch wieder volkstümlich), dann (romantische Landschaft) an den englischen; den literarischen Begriff Romantik entlehnen später die Franzosen wieder von uns;
  • Rose, in der Übertragung auf Architektur und auf die Windrose international;
  • rot, in vielen Zusammensetzungen von Tiernamen international; die parallelen Zusammensetzungen mit deutsch rot, engl. red, franz. rouge könnten einen Bogen füllen;
  • ruchbar wohl = famosus, ruchlos = infamis, und zwar alte Lehnübersetzungen; niederd. rucht = mhd. ruoft = fama, Voss sagt ruchtbare für berühmte Völker; jetzt noch Ruf = Ansehen = fama; weil unverständlich geworden, durch gut erklärt: er hat einen guten Ruf, früher: er hat Ruf;
  • rühren, Grundbedeutung: in Bewegung setzen; es scheint sehr alte[101] Übersetzung von mouere, das schon altlat. ergreifen, rühren heißen konnte;
  • Rückzug = ritirata (dies auch Euphemismus für Abort);
  • rund, schon lat. ein Wort der Rhetorik, rotundus = wohl abgerundet, glatt; aber im Sinne einer ungefähren, bequemen Zahl (runde Summe) und wieder im Sinne von sittlicher Offenheit (runde Erklärung) dem Franz, nachgebildet: chiffre ronde, il est tout rond; auch der militärische Ausdruck Runde franz.;
  • Rüsttag = paraskeuê
  • Sache, sehr auffallend, daß die Bedeutung sich aus der ursprünglichen: gerichtlicher Streit, parallel entwickelte mit franz. chose aus lat. causa, zuerst Ursache, dann Rechtsfall;
  • sozusagen = pour ainsi dire;
  • Salz, im Sinne geistiger Würze nach dem Lat. (urbani sates, humanitatis sal, Cic.), wo es schon Lehndoublette aus griech. hals ist;
  • sauer, in vielen botanischen Namen, Zusammensetzungen, international z.B. Sauerklee; Sauerampfer = rumex acetosa;
  • Schamteile, uralter Euphemismus, schon bei Homeros aidoia
  • scharf, vielfach an acutus angelehnt;
  • Schatten, im Sinne von Erscheinungen der Toten einfach gelehrte Übersetzung einer antiken Vorstellung;
  • Schatz im Sinne von Liebchen aus ital. tesoro; Schiller übersetzt Diderots obszönes bijou mit Schätzchen; Sprachschatz = thesaurus; Anlehnung der altfriesischen Bedeutung Vieh (schet) schwerlich an pecunia angelehnt;
  • Scheide, vagina, Schwertscheide und cunnus; nur daß lat. die Beziehung auf das weibliche Glied offenbar eine grob scherzhafte Metapher;
  • scheinbar, früher = sichtbar, dann, im 18. Jahrh. im Sinne von wahrscheinlich = verisimilis;
  • scheitelrecht = vertikal; vom gleichen vertex lat. (über vertebra) vertebrata = Wirbeltiere;
  • Schiff, international die Übersetzungen von navis für Schiff der Kirche; Schiffchen (des Webstuhls) = franz. navette; Schiffbruch = naufragium;
  • schildern, nach niederl, malen, daraus: mit Worten beschreiben;
  • Schlafwandel = Somnambulismus; Schläfe nach venae soporales;
  • Schlag, häufig an franz. coup angelehnt, aber gewöhnlich frei übersetzt; so Schlagfluß nicht genau coup de sang; Schlaglicht = coup de jour, de lumière; Gegensatz: Schlagschatten;
  • Schlange, ihre Falschheit internationales Bild, bei uns wohl biblisch;
  • Schleier, nehmen, für Nonne werden, international;
  • schließen, sehr oft an claudere, cludere angelehnt: besonders concludere usw. schließen in der Logik; excludere = ausschließen usw.; wohl auch Schlüssel, alte Übersetzung von clavis; dazu weh Schloß; Luftschlösser, früher auch spanische Schlösser = châteaux en Espagne; in der Musik Schlüssel = ital. chiave das Zeichen für die Tonart;
  • [102] Ohrenschmaus, internationale Geschmacklosigkeit;
  • Schmeißfliege = ital. smerdajuolo (ursprünglich schmeißen = scheißen);
  • schmelzen, im 18. Jahrh. bei Dichtern sehr häufig für gerührt sein = franz. fondre (en larmes);
  • schmerzhaft, früher = dolorosus (mater);
  • schmieren, im Sinne von bestechen = graisser (la patte);
  • Schnecke = helix für viele Schraubenlinien, besonders für Wendeltreppen;
  • Scholle, an die Scholle gebunden = glebae ascriptui, attaché à la glèbe;
  • schon, ursprünglich wohl Lehnübersetzung von lat. belle, hübsch; als Partikel gewann es einige Verwendungen von jam (es ist gut), sofort und durch spätere Lehnübersetzung das ganze Bedeutungsgebiet;
  • schön, sehr oft an franz. beau angelehnt: die schöne Welt = beau monde; eine Schöne = une belle; die schönen Künste = beaux arts; schöne Wissenschaften = helles lettres; Schöngeist = bel-esprit; schöne Seele (mit seiner Modesippe) = belle âme; eine Schönheit (schöne Frau) = une beauté; zu Hunden: mach' schön = fais le beau;
  • Schoannit nach ml. parcus (von parcere);
  • Schopf; die Gelegenheit beim Schöpfe fassen (bei den Vorderhaaren), international;
  • Schoß, metaphorisch: Schoß der Erde, wohl an lat. gremium angelehnt;
  • Schrift, internationales Lehnwort, dann Übersetzung nach scribere, graphein; mit ungeheurer Sippe; Entscheidung zwischen Entlehnung und Übersetzung oft schwer zu treffen: écrivailleur und Skribler (?); Heilige Schrift = Sainte Ecriture; Handschrift = manuscriptum; umschreiben = circumscribere; Aufschrift= epigramma (inscriptio); Vorschrift = praescriptum; unterschreiben = subscribere; schon gotisch bokareis frei = Schriftgelehrter. Zur Erwägung: Schriftsteller, seit dem 17. Jahrh. belegt im Sinne von öffentlicher Schreiber (der für andere Schriften anfertigt), könnte dem logothitês (Rechnungssteller, Wortsteller) nachgebildet sein. Der Logothet war der Kanzler, der Staatschreiber. Der Logothetes konnte auch den Titel Protonotarius oder Chartalarius tragen, also immer: Schreiber;
  • Schuld, von sollen; Bedeutungsentwicklung parallel mit faute (falloir = sollen); anschuldigen = inculpare; entschuldigen = exculpare; meine Schuld = mea culpa; deutsch die Vorstellung der Ursache, so daß mhd. von minen Schulden heißen kann durch mein Verdienst;
  • Schule, natürlich Lehnwort, nachher Übersetzung von Bezeichnungen für Systeme oder Richtungen der Philosophie, Kunst, Literatur; auch hohe Schule usw. der Reitkunst nach franz haute, basse école;
  • Schwanengesang, international, nach antikem Glauben; Schwanz, erst von schwängen (»mit Schlepp und Steiß«, Goethe) abgeleitet, ursprüngl. Übersetzung von queue. Schleppe; erst spätmhd = cauda, Schweif; gemeinsam in vielen sprichwörtlichen Redensarten: das Pferd beim Schwanze zäumen = brider son cheval par la queue[103] le venin est à la queue = das Gift sitzt im Schwanze usw.; in vielen naturhistorischen Namen: Rotschwänzchen = rouge-queue, queue de renard = Fuchsschwane usw.;
  • Schwarzwald = forêt noire; natürlich zuerst deutsch, weil es früher jeden Tannenwald bezeichnete; schon früh in silva nigra übersetzt; also: Übersetzung aus dem Deutschen; ebenso: die schwarzen Berge = cerna gora = Montenegro;
  • in der Schwebe = in suspenso;
  • Schwester, in übertragener Bedeutung internationale Lehnübersetzung: Nonne, Diakonissin;
  • schwimmen, in der Theatersprache: seine Rolle nicht auswendig wissen = franz. nager, unsicher sein;
  • Schwindel, im Sinne von: Betrug, keine Übersetzung, sondern das eingedeutschte engl. swindle; aber doch wohl Zusammenhang mit mhd. schwinden = ohnmächtig werden, tabescere; daher Schwindsucht = tabes;
  • Geschworener usw., mit der Sache aus engl. juror, jury entlehnt; franz. juré;
  • Schwulst, sachlich wie figürlich = enflure, Geschwulst;
  • Seele, international nach anima in vielen nähern und weitem figürlichen Bedeutungen: seit Luther allgemein für älteres Mut oder Herz; Mittelpunkt eines Unternehmens (âme); Einwohnerzahl (biblisch); Seele einer Kanone usw = âme du canon, ital. anima della canna; Seelenverkäufer = nl. zielverkooper;
  • sein, im Existenzialurteil (Gott ist) eine Lehnübersetzung aus lat. esse;
  • Seite, in vielfacher Verwendung = franz. côté;
  • selbst, in vielen gekoppelten Übersetzungen für autos: Selbstbildung nach Autodidakt; Selbstquäler = Heautontimorumenos; Selbstherrscher = Autokrat; Selbstlauter, im Gegensatz zu consonans gebildet;
  • setzen, mit seiner weitverzweigten Sippe an die Sippe von ponere angelehnt: composer, compose im Franz, und Engl. = setzen der Musiker und Buchdrucker; compositio = Zuammensetzung; exponere usw. = aus-, auseinandersetzen; opponere = entgegensetzen; postponere = nachsetzen; praepositus (prévôt)= Vorgesetzter; propositus (Propst) dasselbe; ad propositum = à propos; transponere = umsetzen usw.; in philosoph. Sprache bloß ponere = (den Fall) setzen, behaupten, z.B. posito = gesetzt den Fall; wird später als Übersetzung von franz. mettre empfunden und zu neuen Lehnübersetzungen verwandt; auch sitzen. Sitz = seoir; sied bien = sitzt gut;
  • sicher, wie gewiß = franz. certain; früher Lehnwort aus lat. securus, dann wieder Sicherheit (kaufmännisch) nach ital. sicurtà gebildet;
  • sichtbar (für Besuch) nach franz. visible; auf Sicht (kaufm.) = ital. a vista; Rücksicht = respectus;
  • sieben, nicht nur biblisch die abergläubischen Vorstellungen, die sich an die Siebenzahl knüpfen; lat. septem miracula; griech. hoi hepta[104] die 7 Weisen; formelhaft: die sieben Sachen; ein Siebenschläfer, wegen der Formelhaftigkeit der Zahl vergessen, daß es ursprünglich 7 Jünglinge waren; so wagt Goethe: ein heil. Dreikönig mehr; dann: ein Buch mit sieben Siegeln, nach Off. 5. 1;
  • Sinngrün, eigentlich Singrün (wie Sinflut, immerwährende, allgemeine Flut) = Immergrün = semperflorium oder sempervivum; dies. puristisch für aizoon = aeizôon
  • Sinn, nicht mit sensus verwandt, sondern davon entlehnt; nachher oft zur Übersetzung von sensus und franz. sens benützt; also Lehn-Doublette;
  • sitltich, langsam zum Ersatz von moralis geworden; früher Plural die Sitten = mores;
  • sonder, neuerdings häufige Übersetzung von extra in Doppelworten: Sonderzug, Sonderdruck;
  • Sonntag, mit der ganzen Gruppe der Wochentage altheidnische Lehnübersetzungen aus dem Lateinischen, gegen die das Christentum nicht aufkommen konnte; Pfinztag (Donnerstag) Lehnwort nach dem griech. pemptê, wohl aus gotischer Zeit; Samstag Lehnwort aus dem Hebräischen;
  • Sonnenwende in der Astronomie frei nach solstitium; in der Botanik genau = hêliotropion
  • Spannkraft, neue, freie Übersetzung von vis elastica, welches schlechte Wort von elaunein, elatês, Antreiber, anspannen,
  • Speckstein = pierre de lard;
  • Spiegel, Lehnwort aus lat. speculum; nachher zur Übersetzung von speculum in Büchertiteln benützt: Sachsenspiegel, Fürstenspiegel, Dilettantenspiegel;
  • Spiel, in Schauspiel usw. häufig als Übersetzung von ludus verwandt; spielen (nachahmen) = jouer; Wortspiel = jeu de mots; Spietraum, erklärende Übersetzung von jeu; Spielmann, wohl Übersetzung vom Lehnwort Gaukler = joculator = jongleur = engl. juggler;
  • Spilling, eine Art gelber Pflaumen; da spenel, ahd. spënala (österr. Spennadel, Stecknadel) wohl ursprünglich Dorn hieß, ist Spilling Lehnübersetzung von (prunus) spinosa; wenn's nicht einfach Lehnwort ist, wie tschech. pendlik für die gleiche Frucht aus dem Deutschen oder dem Lateinischen;
  • spinnen, spinnen der Parzen internationale Entlehnung; vom behaglichen Schnurren der Katze auch ital. filare;
  • Spitze, für deutelte frei übersetzt; für dasselbe dentelle in Architektur, auch dentelure (dentelle im Buchdruck), genauer Zahnschnitt, spitzige Winkel = angle aigu; spiteige Nase = nez pointu; spitngi Worte = paroles piquantes; Spitz (leichter Rausch) wie franz être en point de vin;
  • Sporn, allgemeine Entlehnung aus den Gebräuchen der Ritterzeit: den Sporn geben, donner de l'éperon; gestiefelt und gespornt = botté et éperonné; auch vom Hahn und von Pflanzen international;
  • Sprache, in allen wissenschaftlichen Bedeutungen international; [105] Sprecher, mit der Sache aus dem engl. Parlamentarismus übernommen (speaker);
  • Sprung, metaphor. parallel entwickelt: Gedankensprung; natura non facit saltus;
  • Staat, natürlich das lat. status; nachher wieder von den parallel entwickelten ndl. und franz. Worten stark beeinflußt: die Staaten = die Stände; der Staat: état; conseil d'état = Staatsrat, homme d'état = Staatsmann, coup d'état = Staatsstreich; aber Etats généraux = Generalstaaten; im 18. Jahrh. noch Staat machen auf jemand = faire état de quelqu'un; den alten Staat und die alten Stände übersetzt das Lehnwort Staat und hat die Stände-Verfassung doch in mancher modernen Bedeutung überlebt: der dritte Stand = tiers état; wieder anders in Standpunkt = engl. standpoint; etwas anders franz. point de vue, das wir genau durch Gesichtspunkt wiedergeben;
  • Stangenrecht, mundartlich soviel wie Gantrecht; schon Adelung vermutete eine wörtliche Übersetzung nach lat. jus subhastationis, von der alten Art, etwas bei einem aufgesteckten Spieße, sub hasta, zu versteigern; das D. W. ist wieder so ängstlich, nur eine Beeinflussung zuzugeben;
  • Statt, eigentlich die bestimmte Stelle; statthaben = avoir lieu, stattgeben, schon lat. locum dare, wie locum habere; Statthalter = lieutenant = locum tenens (lieutenant du roi, Königtleutnant); anstatt = au lieu;
  • stechen, im Kartenspiel, in der Kupferstecherei manche Übersetzungen von pointer; man denke auch an Stichprobe;
  • Steg, an der Geige = ital. ponticello;
  • stehen, vielfach an ital. stare angelehnt: stehen lassen = lasciare stare; es steht mir zu = sta a me; bei jmd. stehen = stare con; wohl auch im Sinne von: zu verkaufen sein, jetzt noch: teuer zu stehen kommen;
  • Steinöl = Petroleum;
  • Stelldichein = rendez-vous, mit grammatischem Ersatz der Mehrzahl der Anrede durch die Einzahl;
  • Stelle, die man aus einem Buche zitiert, schon lat. locus, wobei die loci communes der alten Rhetorik vorschwebten, die topoi;
  • Stern, im Sinne von Glück und Unglück internationale Entlehnung aus uraltem Sternaberglauben; franz. étoile im Sinne von Glanzpunkt der Gesellschaft geben wir durch engl. star wieder;
  • Stil, in allen Übertragungen aus lat. stilus (Lehnwort aus dem Griech., Schreibgriffel) international;
  • Stimme, im Sinne der einzelnen Meinungsäußerung bei Majoritätsbeschlüssen, internationale Lehnübersetzung; vox populi, vox Dei;
  • Stoff, seit Aufkommen des Materialismus deutscher Ersatz für Materie, aber auch für Material; Materie bedeutete immer Material, wie denn auch in diesem Falle das Adjektiv (materialis) einen verständlicheren Sinn gibt als das Substantiv;
  • Strahl, Grundbedeutung: Pfeil (in den slawischen Sprachen noch das Verbum streliti, schießen, wovon Strelitzen, vielleicht Lehnübersetzung[106] von sagittarii); nach antiker Vorstellung sandte der Donner, die Sonne Pfeile aus, davon Wetterstrahl, Donnerstrahl, Blitzstrahl, die in Emblemen unserer Elektrizitätsgesellschaften immer noch als Pfeile dargestellt werden; Luther empfand das entlehnte Bild noch, wenn er übersetzte: er schoß seine Strahlen (Vulg.: sagittas);
  • Streich, neben Schlag Übersetzung von coup: Handstreich = coup de main, Staatsstreich = coup d'état;
  • Stube, hängt natürlich aufs engste zusammen mit engl. stove, ital. stufa Ofen; eigentlich geheizte Stube, vielleicht Badestube, also wohl Lehnübersetzung von Kemenate, der Raum mit einem Kamin, franz. cheminée, was den Raum um den Herd bedeutete, wo man sich wärmen konnte;
  • Stück, in Theaterstück, Musikstück, und dgl. an franz. piéce angelehnt;
  • Stuhl, in der metaphorischen Anwendung: heiliger Stuhl, Lehrstuhl, neben Sitz (Bischofssitz) nach franz. siège; Gerichtsstuhl oder Landstuhl für Gerichtshof ist veraltet; vielleicht Gesäß Übersetzung eines veralteten siège, der Hintere;
  • stumpf, Winkel = obtusi-angulus; auch stumpf in metaphorischer Bedeutung = obtusi Gegensatz zu aigu;
  • Tafel, natürlich Entlehnung aus lat. tabula, aber nachher doch Lehnübersetzung nach franz. table, im Sinne von Eßtisch, Mahlzeit usw., also: Lehn-Doublette;
  • Tag, ursprünglich nur die helle Hälfte der Periode einer Erdumdrehung, so noch im Gegensatz zur Nacht wie natürlich überall; aber Ausdehnung auf die ganze Periode von 24 Stunden wohl gelehrte Anlehnung an dies; Tag im Sinne von Gegenwart (Tagesgespräch, Held des Tages, Tagesbefehl) Anlehnung an den entsprechenden Gebrauch von franz. jour; Tageblatt für journal hat erst Campe gewagt: »Da es jetzt, besonders in Frankreich und England, Journale gibt, von denen täglich ein Blatt geliefert wird, so kann man für diese auch Tageblatt sagen. Sie sind übrigens einerlei mit unsern Zeitungen.«
  • Tapet, Tapete, Entlehnung aus lat. tapetum, tapete (griech. tapês, wer weiß aus welchem Orient), Belag des Bodens, der Wand, des Tisches; aufs Tapet bringen, kommen, Lehn-Doublette nach franz. sur le tapis, wobei die Beibehaltung des Geschlechts (gegen die Tapete) zu beachten;
  • Taugenichts = vaurien;
  • tausend, international, schon lat., für unzählig: Tausendfuß = mille-pied; mille-feuille = millefolium (Schafgarbe);
  • Teil, häufig zur Übersetzung von pars (Anteil) und parti (Partei) benutzt; teilnehmen = participare; franz. prendre part;
  • Tier, ursprünglich: vierfüßiges wildes Tier wie engl. deer; dann langsam Übersetzung von animal; Tierkreis (noch wörtlicher wäre: Tierbilderkreis) für zôdiakos kyklos Tinte, Lehnwort nach mlat. tincta von tingere, nachher als Terminus der Maler Lehn-Doublette für franz. teinte, it. tinta;
  • [107] tot, metaphorisch: totes Kapital nach ital. denaro morto; er ist ein toter Mann (dem Tode sicher verfallen) = c'est un homme mort; international: tote Sprachen;
  • Trabant; hat eine schwer entwirrbare Geschichte; kommt zuerst im 15. Jahrhundert vor, als Bezeichnung für arge Söldner aus Böhmen; ich glaube, es liegt ein verwickeltes Gemisch von einer slawischen Lehnübersetzung und einer vermeintlichen Entlehnung ans dem Deutschen vor; tráva. Gras, bezeichnet im Polnischen (strava) Viehfutter, in russischen Mundarten alles Eßbare; travanti konnte also in Böhmen recht gut die fouragierenden, verwüstenden Soldaten bedeuten; die Endsilbe ant mögen die Böhmen für deutsch gehalten haben, sie bildeten parchant nach Bankert, wie wir Marktfierant, Lieferant sagen; die weitere Geschichte von Trabant ist bekannt;
  • getragen, technischer Ausdruck des musikalischen Vertrags, Lehnübersetzung von ital. portato; ich gebe bei dieser Gelegenheit das Beispiel einer Lehnübersetzung des Ital. aus dem Franz.: portafasci = porte-faix; portafoglio = Portefeuille: portamonete = Portemonnaie; portasigari = porte-cigares; portastendardo = porte-étandard (Fahnenjunker); portavoce = porte-voix usw. usw.;
  • traurige Gestalt, Ritter von der, international nach Cervantes;
  • treu, metaphorisch seit dem 18. Jahrh., häufig nach franz. fidéle, aber memoria fidelis (festes, treues Gedächtnis) schon lat.; un miroir, une copie, une traduction fidéle;
  • Trieb, wohl Lehnübersetzung von instinctus;
  • Trommel, nach zufälliger Ähnlichkeit häufig Anlehnung an lat. tympanum (dessen wilden Bedeutungswandel bis zu timbre es nicht mitmacht) und franz. tambour: Trommelfell = tympan oder tambour; Tympanitis = Trommelsucht;
  • Trotz, für mein Sprachgefühl identisch mit Trost, das schon gotisch und dann bei Luther als Übersetzung von fiducia und expectatio zu finden; wir könnten es mit dem nordd. die Traute verjüngen, womit das Vertrauen und mundartlich auch die Kühnheit (sich getrauen) ausgedrückt werden kann;
  • Tugend, lehnt sich an virtus nicht so genau an wie virtus an aretê (wobei Ableitung von arên, Arês, arrhên doch wohl gelehrte Volksetymologie; Zusammenhang mit arein, rüsten, viel ansprechender); aber wenn lat. virtus eine falsche Lehnübersetzung war, so stammt die Bedeutung Kraft doch schon aus dem Lat. und ging im franz. vertu zu der weiten Bedeutung Eigenschaft über; les vertus des plantes, la vertu magnétique, wurde im 16. Jahrhundert durch die Tugenden wiedergegeben, so noch altertümelnd Goethe;
  • ton, Tat; bei dem Alter und der Ausbreitung des Begriffs ist es sehr schwer, Anlehnung glaubhaft nachzuweisen; aber: in der Tat klingt eher mlat. oder franz. (de fait) als deutsch; Tatsache ist so neu, daß es recht gut nach dem Modewort factum gebildet sein könnte; man vergleiche auch die Übersetzungen mit machen;
  • Übeltat, genaue Übersetzung von malefactum; dazu die entsprechenden Übersetzungen von malefacere, malefactor und die von [108] benefacere, beneficium usw.; man achte darauf, daß Wohltat ebensowenig ein reiner Gegensatz zu Übeltat ist, wie beneficium zu malefactum;
  • über, ist in Lehnübersetzungen leicht zu übersehen, weil nicht immer super zugrunde liegt oder trans; wir werden es auch als Übersetzung von griech. epi, lat. per und circum, finden, und von allen wieder andere deutsche Übersetzungen; überflussig usw. = superfluus; übergehen oft = transire; Oberfläche frei nach superficies; überschreiten = supergrediri;= hyperbolê; überzählig = supernumerarius; übrig sein = super esse; sehr häufig sind im Lat. Zusammensetzungen mit super Lehnübersetzungen griech. Idiotismen, z.B. superquartus, superquintus= epitetartos, epipemptos, d.h. 1 1/4, 1 1/5; übertragen = traducere; übersetzen = transferre; Umformung = transfiguratio; Überläufer = transfuga; Übergang = transitio; Übersendung = transmissio; Übersiedelung = transportatio; überrheinisch usw = transrhenanus usw.; surcharger = überladen; surcroît = Zuwachs; surmesure = Übermaß; surveiller = überwachen; Überschrift = superscriptio= epigramma
  • Umstand, genaue Übersetzung des spätlat. circumstantia (franz. circonstance) = griech. peristasis
  • Umwälzung nach Campe sehr schnell für Revolution;
  • Unbill, doch wohl nur im neuen Sprachgefühl an billig angelehnt, in Wirklichkeit Negation von Bild und mhd. oft im Sinne von ungeheuer, unerhört (Wolfram, Parzival IX, 176), also doch wohl alte genaue Lehnübersetzung von informis; übrigens würden die deutschen Lehnübersetzungen mit un- ein ganzes Buch füllen;
  • usw., früher u. dg.; bei Harsdörfer wird ausdrücklich erwähnt, es seien die Anfangsbuchstaben von und dergleichen, »ist gesetzet anstatt des etc.«, also selbst der Gebrauch der Anfangsbuchstaben wird entlehnt; et cetera ist wieder eine Lehnübersetzung von kai ta loipa ebenso viele andere Abkürzungen durch Anfangsbuchstaben; d. i. gleich i.e.; a. a. O. gleich l. c.; w. S. g. u. gleich t. s. v. p. usw.;
  • unterbrechen = interrumpere; unterhalten, in bestimmtem Sinne = entretenir; unterliegen = succumbere; unternehmen = entreprendre (erst seit dem 18. Jahrh.); untersagen = interdicere; unterwerfen = subicere (die eigenen Wege des Bedeutungswandels von subjectum und sujet an anderer Stelle);
  • ursächlich (erst von Campe vorgeschlagen, von Jean Paul eingeführt) für kausal; ebenso Ursächlichkeit für Kausalität;
  • Ursänd, alte Lehnübersetzung von anastasis, die, als sie der Gemeinsprache unverständlich geworden war, durch Auferstehung verjüngt wurde;
  • Urteil, ursprünglich nur der Richterspruch; wurde später zur Übersetzung aller Bedeutungen von judicium mitverwandt; Etymologie nicht sicher und nicht klar; mir kommt es gar sehr wie eine uralte Übersetzung von diakrisis vor. nur daß mir (trotz discernere, unterscheiden) das beweisende lat. Zwischenglied fehlt;
  • [109] Vater, in sehr vielen Verwendungen an lat. pater und patria angelehnt: Erzväter = Patriarchen; Stadtväter, wohl eine scherzhafte Übersetzung, oder ursprünglich eine schulmeisterlich ernste, von patres (conscripti); Vaterland frei nach patria; Vaterunser, buchstäblich erhalten = paternoster; Vater für Gott international abendländisch;
  • verbinden usw.= franz. obliger usw.;
  • verbrechen, doch wohl an lat. corrumpere, corruptor angelehnt;
  • Verfall, kaufmännisch es ital. scadenza,
  • vergegenwärtigen, genau gleich lat. representare;
  • vergleichen, sowohl im Sinne von begleichen als gegeneinander abwägen, dann = lat. comparare (par = gleich);
  • verkennen = méconnaître;
  • einverleiben, Lehnübersetzung von spätlat. incorporare; Lehn-Donblette von dem alten Lehnwort Körper: verkörpern;
  • verlieren, m vielen Redensarten an franz. perdre angelehnt, wenn nicht manchmal umgekehrt: den Kopf, Zeit, eine Wette, einen Prozeß, eine Schlacht verlieren; im Spiele verlieren schon lat; ebenso verloren = perdu = perditus;
  • vergehen = perire;
  • Vertauschung = permutatio;
  • verfolgen, vielfach = persequi,
  • vergeben = pardonner;
  • viel; vervielfältigen genau nach multiplicare; Lessing tritt für das ältere vervielen ein: »Wasser vermehrt sich; alle Blumen vervielen sich; einige Blumen vervielfältigen sich«;
  • vier, in manchen Anwendungen, die freilich auch ohne Entlehnung erklärt werden können, internationale Redensart: alle Viere von sich Strecken, unter vier Augen, zwischen seinen vier Wänden; Vierfürst = griech tetrarchês; Vierung, Versuch einer Übersetzung von Quadrat; mehr Glück hatte Geviert;
  • Volk, doch wohl Lehnwort aus vulgus; während aber das Fremdwort (vulgär) mehr und mehr die große Menge, den Pöbel, bezeichnete, wandelte Volk seine Bedeutung, ursprünglich Kriegerschar, zu der von populus, einer durch gemeinsame Sprache oder politischen Verband geeinigten Nation; so haben sich die beiden lateinischen Worte im Wandel gekreuzt: vulgus wird in Volk aus Pöbel zu einem hohen Begriff, der gerade jetzt fast ein Ideal ausdrückt; populus wird in Pöbel, was einst vulgus war; Völkerrecht = jus gentium;
  • voll, Lehnübersetzung in Doppelworten: Vollmond = plenilunium; Vollmacht (seit Zesen)= mlat. plenipotentia; vervollständigen (seit Campe) für kompletieren;
  • vor, sehr oft Übersetzung des lat. prae, pro: Vorhaut, erst von Luther frei gebildet, nach lat. praeputium (er wußte, daß es ein lat. putium oder putis nicht gab, daß griech. posthion schon Vorhaut hieß. Demin. von posthê = penis); die figürliche Anwendung auf moralische Unreinlichkeit (arges Wippchen: praeputium cordis vestri) ist nur biblisch; Vorsitz = praesidium; Vorsehung = providentia (dieses wieder Lehnwort von pronoia); Vorschritt, im 18. Jahrh. öfter für[110] unser Fortschritt = progressus; vornehm, ausnehmend = eximius; Vorwurf, alter Versuch, objectum zu übersetzen; unvorgreiflich, direkt nach dem griech. apolêptos, vom term. techn. prolêpsis;
  • wahrscheinlich, seit dem 17. Jahrh. dem lat. verisimilis nachgebildet; übrigens wahrscheinlich ähnlich über einlich Lehnübersetzung von similis;
  • Wald, seit dem 17. Jahrh. gern als Buchtitel (poetische, kritische Wälder) dem mlat. silva nachgebildet;
  • wälzen, rollen machen; Umwälzung = Revolution;
  • Wandelstern = planetes;
  • Wasser, in Verbindungen wie gebranntes Wasser, kölnisch Wasser dem lat. aqua, dem franz. eau entsprechend; Wasserleitung = aquae ductus;
  • Wechsel, kaufmännisch = ital. cambio;
  • Welt, uralt, dann vom Christentum als Zeitlichkeit herabgesetzt; aber in den Redensarten ein Mann von Welt, große Welt, viel Welt haben, Übersetzung des franz. Modeworts monde; Weltbürger, im 18. Jahrh. Modewort = Kosmopolit;
  • Weltweisheit, ist vielleicht erst später als die sieben Weltweisen. entstanden: die sieben Weltweisen vielleicht Parallelbildung zu die sieben Weltwunder = septem miracula mundi;
  • Wendung; ich habe keinen Beleg, aber gewiß direkte Übersetzung aus dem griech. tropos, im Sinne des lat. tropus. Redefigur;
  • Wenigkeit, im Zeitalter der deutschen Nachahmungen des roi soleil erst häufig aufgekommene Lehnübersetzung (meine Wenigkeit) des. spätröm. mea parvitas;
  • werfen, häufig lat. jacere, franz. jetter nachgebildet: jetter à la tête fast gleich: an den Hals werfen; einst jeter le faucon, den Falken werfen; jeter une draperie, Falten werfen; verworfen = abjectus; Gegenwurf, von Meister Eckhart für objectum gebraucht; Auswurf = ejectio; Entwurf muß irgendwie mit Gegenwurf (objectum) und dann wieder mit projectum (lat. oft = objectum) zusammenhängen;
  • Wesen, noch auffallender Wesenheit, gelehrter und trotzdem geglückter Versuch (von Schotte), griech. ousia, lat. essentia durch den alten Infinitiv von sein wiederzugeben; wesentlich = essentialis, die Sache, im Gegensatze zu ihren zufälligen Eigenschaften; Wesen erhält so, parallel mit dem franz. un être, die Bedeutung einer Sache, eines. Dings und kann nun zur Übersetzung von res benützt werden; das gemeine Wesen (heute: das Gemeinwesen) = rei publica;
  • wider, für und wider = pro und contra = le pour et le contre; wieder, das gleiche Wort: auf Wiedersehen = au revoir; Widerchrist, bei Luther für Antichrist; Widerspruch = contradiction; Widerpart, im Franz, nur Terminus der Musik contre-partie, Gegenstimme; widerrufen = revozieren; Widerschlag, nicht (nach Paul) Übersetzung von Reflex, sondern von contre coup; Widersinn = contre-sens; widerstehen = resistere; widerbiegig (von der Liebe, im Prologus der Suso-Ausgabe[111] von 1512) wird dort mit reciproca dilectio erklärt, ist aber Lehnübs. von ml. reftexiva;
  • wirklich; ein weiter Weg, dessen Beschreibung ein Buch erforderte, führt von dem scholastischen (schlecht aus Aristoteles übersetzten) Gegensatze actu und potentia zu dem erst philosophischen, dann gemeinsprachlichen Lehnübersetzungspaare wirklich und möglich; südwestdeutsch ist wirklich heute noch = gegenwärtig, augenblicklich; übriges haben erst Heynatz (und Campe) verwirklichen für realisieren eingeführt;
  • wissen; die Proportion wissen – gesehen haben könnte an eine vorhistorische Lehnübersetzung oder Lehndoublette denken lassen; die franz. Redensart: je ne sais quoi scheint zweimal ins Deutsche übersetzt worden zu sein, einmal vor 700 Jahren mit neizwer (ni weiz wer), dann neuerdings mit ich weis nicht wer, was;
  • Wiss-Küngtler, ein erfolgloser Versuch von Leibniz, das Wort Mathematiker genau zu übersetzen, nach der Holländer Beispiel; schon Schottel hatte (1663) weiskünstlich für mathematice vorgeschlagen;
  • Witz; früher die Witze = scientia; erst im 18. Jahrh. wird Witz zur Übersetzung von franz. esprit benützt, um gegenwärtig sich zu einer Äußerung des esprit zu spezialisieren, wohl über witzig hinweg;
  • wohl, häufig für bene, bien, z.B. wohlgemerkt = nota bene;
  • wohlwollend = benevolens, aber böswillig, malevolus, beides buchstabengetreu;
  • Wort; international für das gegebene Wort: Wort halten, geben, Ehrenwort (tenir parole, donner, parole d'honneur),
  • Würde = dignitas; würdigen, ursprünglich soviel wie werten, im 18. Jahrh. gern intransitiv gebraucht = franz. daigner; herabwürdigen mitunter = dédaigner;
  • Wurzel, übersetzt in der Anatomie, in der Mathematik, neuerdings auch in der Sprachwissenschaft lat. radix;
  • Zacke; Dreizack = tridens;
  • Zankapfel = Apfel der Eris;
  • Zauber, wahrscheinlich zuerst Geheimschrift; sicherer die Entsprechung franz. charme (carmen) und ital. incanto; in allen drei Sprachen die Bedeutung von übernatürlicher Beschwörung zu natürlichem Reiz gewandelt;
  • zeichnen, häufig gibt es signare wieder; zeichnen kaufmännisch = signer; ausgezeichnet frei nach insignis;
  • Zeit, als abstrakter Begriff wie Raum der internationalen Philosophensprache angehörig; Zeit = Welt als Gegensatz zur seligen Ewigkeit ist christlich; Zeit (z.B. mitteleuropäische) als Zeitmaßstab modern astronomisch; international auch durch Übersetzung der Gebrauch in der Grammatik;
  • Zelle, internationale Bezeichnung für das kleinste noch organische Gebilde;
  • zerstreut = distrait;
  • Zerknirschung = contritio;
  • [112] anzetteln, genau = tramer;
  • Ziffer, bekanntlich die arabische Bezeichnung für Null, woraus dann Bezeichnung für die arabischen Zahlzeichen wurde; im Franz. wurde die Form mehr geändert, die Bedeutung beibehalten (zéro); im 18. Jahrh. wurde versucht, zéro mit Ziffer zu übersetzen, ein besonders komplizierter Fall einer Lehn-Doublette;
  • Zirkel, Lehnwort aus lat. circulus, früher allgemein für Kreis, wie jetzt noch in Zirkelschluß; nur der vornehmste Kreis von Personen um den Fürsten herum, bei Hoffestlichkeiten, verlangt das Fremdwort cercle;
  • Zufall, von Paul nicht ganz richtig auf casus zurückgeführt; zugrunde liegt offenbar das scholastische accidens (dem Sinne nach ganz genau, der Form nach etwas frei nach symbebêkos) von accidere (vorfallen, zustoßen), eigentlich: was an einer Sache nicht notwendig, nicht wesentlich ist; ganz scharf: eine Abschwächung des Existenzbegriffs; im 18. Jahrhundert häufig (durch Lehnübersetzung von franz. accictent) im Sinne von Unfall; seltsam die Reihe: per accidens, par accident, perhaps (von happen = accidere), per Zufall;
  • Zwieback = biscuit.
Quelle:
Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Leipzig 21923, Band 1, S. LXXXIII83-CXIII113.
Lizenz:
Faksimiles:
83 | 84 | 85 | 86 | 87 | 88 | 89 | 90 | 91 | 92 | 93 | 94 | 95 | 96 | 97 | 98 | 99 | 100 | 101 | 102 | 103 | 104 | 105 | 106 | 107 | 108 | 109 | 110 | 111 | 112 | 113
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten

Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten

Anders als in seinen früheren, naturalistischen Stücken, widmet sich Schnitzler in seinem einsamen Weg dem sozialpsychologischen Problem menschlicher Kommunikation. Die Schicksale der Familie des Kunstprofessors Wegrat, des alten Malers Julian Fichtner und des sterbenskranken Dichters Stephan von Sala sind in Wien um 1900 tragisch miteinander verwoben und enden schließlich alle in der Einsamkeit.

70 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon