[436] Amerikanismen, Eigentümlichkeiten und Modifikationen der englischen Sprache in Amerika, bestehen ihrem Wesen nach 1) in der Aufnahme altenglischer Archaismen, 2) in der veränderten Bedeutung altenglischer Ausdrücke, 3) in der Anwendung derselben in der Originalbedeutung, die in England verloren gegangen ist, 4) in der Aufnahme altenglischer Provinzialismen, 5) in der Bildung neuer Wörter, um landeseigentümliche Produkte und Verhältnisse zu bezeichnen, 6) in der Aufnahme fremder Ausdrücke, besonders solcher aus dem Französischen, Spanischen und Holländischen, 7) in der Aufnahme indianischer Wörter, 8) in der Aufnahme von Negerausdrücken, 9) in Eigentümlichkeiten der Aussprache und 10) in Eigentümlichkeiten der Rechtschreibung. Die beiden letztern sind der Zahl nach am schwächsten vertreten. Die näselnde Aussprache, die den Neuengländer zu charakterisieren pflegte, ist selbst in den neuenglischen Staaten nicht so häufig, wie allgemein angenommen wird, wohl aber lassen sich kleine Unterschiede in der Breite der Vokale bemerken, welche die Bewohner der einzelnen Landesteile kennzeichnen. Viele zu A. gerechnete Ausdrücke sind amerikanische Provinzial ismen und gehören zu den Dialekten der östlichen, südlichen, westlichen und Pacificstaaten, neben denen einige Autoritäten noch einen besondern englisch-deutschen, d.h. pennsylvanischen, an führen. Die im gewöhnlichen Sprachgebrauch häufigen Abkürzungen werden zum »slang« gezählt; ebenso viele ephemere Neubildungen, die von der Tagespresse und den Humoristen in Umlauf gesetzt werden. Die neuern amerikanischen Philologen weichen in der Erklärung und Einteilung der A. bedeutend von ihren Vorgängern ab und sind geneigt, die Zahl derselben sehr zu beschränken. Vgl. Köhler, Wörterbuch der A. (Leipz. 1866); De Vere, Americanisms (Lond. 1872); Bartlett, Dictionary of Americanisms (5. Aufl., Bost. 1884); Tenner, Deutsch amerikanisches Vademekum (2. Aufl., Berl. 1886); Matthews, Americanisms and Briticisms (New York 1892); Farmer, Americanisms old and new (Lond. 1894).