[39] Blaze (spr. blās'), Henri, franz. Schriftsteller, geb. 19. Mai 1813 in Avignon, gest. 17. März 1888 in Paris, Sohn des Komponisten und Musikschriftstellers François Henri Joseph B. (genannt Castil-B., 17841857), nannte sich Blaze de Bury nach dem englischen Familiennamen seiner Mutter. Er veröffentlichte seit 1834 in der »Revue des Deux Mondes« zahlreiche Gedichte und anziehend geschriebene Studien über Deutschland und seine Literatur (z. T. unter dem Namen Hans Werner). Ferner übersetzte er Goethes »Faust« (14. Aufl. 1880) und »Poésies de Goethe« (1843) und schrieb den geistreichen Versuch »Écrivains et poëtes d'Allemagne« (Par. 1846, 2 Bde.), wozu er durch wiederholten Aufenthalt in Deutschland, namentlich in Weimar, besonders befähigt war. Als musikalischer Schriftsteller genoß B. bei seinen Landsleuten einen nicht unverdienten Ruf; doch ist sein Standpunkt heute ziemlich veraltet. Von seinen übrigen Werken nennen wir: »Margaritus« (1835); »Les maîtresses de Goethe« (1872); »Musiciens du passé, du présent et de l'avenir« (1880), worin er auch Richard Wagner, den er bis dahin schonungslos verfolgt hatte, bis zu einem gewissen Grade Gerechtigkeit widerfahren läßt; »Alexandre Dumas« (1885), ein Denkmal für seinen verstorbenen Freund; »Dames de la Renaissance« (1886); »Goethe et Beethoven« (1892). Seine Tochter (gest. im Dezember 1902 in Paris), die nach dem Tode des Vaters längere Zeit in England gelebt hatte, schrieb als Mlle. Blaze de Bury: »Un divorce royal. Anne Boleyn« (1890), »Profils shakspeariens« (1891), »Dames d'hier et d'aujourd'hui« (1898) und »Les romanciers anglais contemporains« (1900).
Meyers-1905: Castil-Blaze