Canth

[744] Canth, Minna, geborne Johnsson, finnische Schriftstellerin, geb. 1844 in Tammerfors als Tochter eines Arbeiteraufsehers, gest. 1900 in Kuopio, wo sie seit dem Tode ihres Gatten (1879), des Seminarlehrers H. F. Canth, ihre große Familie durch ein Wollenwarengeschäft ernährte. In den Zeitschriften ihres Mannes veröffentlichte sie Novellen, gab sich aber unter dem Eindruck der ersten Theateraufführung, der sie beiwohnte, ihrer großen Begabung für das Drama hin und schrieb erfolgreiche Stücke aus dem Bauernleben, wie: »Einbruchsdiebstahl« (1882), »Auf Roinilahos« (1883) und, angeregt durch Brandes' Arbeiten, die sozialen Dramen: »Die Arbeiterfrau« (1885), »Unglückskinder« (1883) und »Die Pfarrersfamilie«. Auch in ihren Romanen: »Arme Leute«, »Hanna«, »Blinde Klippen«, »Sylvi« u. a., erscheint sie als Tendenzdichterin und Gesellschaftsreformatorin der finnischen Literatur. Durch besonders ungünstige Verhältnisse gehemmt, hat sich ihre geniale Begabung nicht voll entfalten können; dennoch ist sie eine der frischesten und aufgeklärtesten unter den nordischen Schriftstellerinnen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 744.
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