Daktylus

[423] Daktylus (griech., »Finger«), ein Versfuß, der aus einer langen und zwei kurzen Silben besteht: Bild im Fließtext; letztere können an gewissen Stellen mehrfüßiger Verse in eine Länge zusammengezogen werden. In angemessenem Wechsel mit dem so entstandenen Spondeus bildet der D. das größere epische und elegische Versmaß, den Hexameter und Pentameter, die wichtigsten unter den sogen. daktylischen Versen (vgl. Distichon). Auch die griechischen Lyriker bedienten sich gern des daktylischen Rhythmus, teils selbständig, teils in logaödischer Verbindung. Im Deutschen finden wir Daktylen vorzüglich zur Schilderung bewegten Natur- oder Seelenlebens angewendet, wie z. B. in dem Engelschor in Goethes »Faust« (Christ ist erstanden! Freude den Sterblichen etc.) oder in dem Gedicht »Lüfteleben« von Rückert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 423.
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