Vers [1]

[99] Vers (lat. Versus, von vertere, »umwenden«), in der Poesie die metrisch gegliederte und zur Einheit eines relativ selbständigen rhythmischen Ganzen abgeschlossene Wortfolge oder Wortreihe. Ungenau ist es, auch die Strophe (s. d.). d. h. das dem V. übergeordnete, aus mehreren Versen bestehende Ganze, als V. zu bezeichnen. Außer durch das einheitliche metrische Gefüge können Verse noch durch Endreim, Assononz, Alliteration abgeschlossen, anderseits mit andern Versen zusammengeschlossen erscheinen. Jede der metrischen Einheiten, aus denen der V. sich aufbaut, heißt ein Metrum. Ein Metrum besteht wiederum aus einem oder zwei Versfüßen. Das metrische Gesetz des Aufbaues der Verse heißt Versmaß (oder wiederum Metrum). Das Ganze aus einem, zwei, drei etc. Metra heißt Monometer, Dimeter, Trimeter, Tetrameter, Pentameter, Hexameter (Ein-, Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf-, Sechsmaß). Ein Vers, dessen letzter Fuß unvollständig ist, heißt katalektisch, ein solcher, dessen letzter Fuß vollständig ist, akatalektisch; wird er um einen ganzen Fuß verkürzt, so heißt er brachykatalektisch, wird er um eine Silbe länger, hyperkatalektis ch.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 99.
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