Doppelbecher

[120] Doppelbecher, im 15. Jahrh. entstandenes Trinkgefäß (in altem Sprachgebrauch Scheiern genannt), besteht aus zweihalbkugel- oder kegelförmigen Schalen, die so zusammengesetzt werden konnten, daß die obere den Deckel der untern bildete. Der untere Becher war, um den Fuß vorstellen zu können, größer als der obere. Im 16. Jahrh. nahm der D. die Form des Brautbechers an, indem der untere Becher in Gestalt einer Dame in reicher Tracht gebildet wurde, die in den erhobenen Händen den obern, um einen Stab rotierenden Becher trug.

Doppel-od. Brautbecher (Ende des 16. Jahrhunderts).
Doppel-od. Brautbecher (Ende des 16. Jahrhunderts).

Die Figur war inwendig hohl und konnte ebenfalls umgekehrt werden. Bei der Tafel war der obere kleine Becher für die Dame, der untere größere für den Herrn bestimmt; beim Trinken mußte ersterer geleert werden, ohne daß der Inhalt des letztern verschüttet wurde. Von solchen Doppelbechern, die meist aus Silber mit reicher Vergoldung gefertigt wurden, haben sich noch viele Exemplare erhalten (s. Abbildung).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 120.
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