Drall

[169] Drall, die Drehung (Windung) der Züge in Feuerwaffen. Gerade Züge (16. Jahrh.) dienten lediglich als Schmutzrinnen, aber auch die Einrichtung gewundener Züge durch Kutter (17. Jahrh.) verschwand wieder, sogar die Büchsen der Jäger (1813) hatten gerade Züge, in denen der Geschoßspielraum durch das Pflaster ausgefüllt wurde. Erst die Anwendung von Spitz- und Langgeschossen machte den D. nötig, damit jene durch Bleiführung eine Drehung um die Längsachse und hierdurch größere Treffähigkeit erhielten. Man mißt den D. durch die Drallänge, d.h. die Länge, auf der die Züge eine einmalige Umdrehung machen (ganzer, halber, 5/4, 3/4 D.), in Metern oder Geschoßkalibern. Diese Bezeichnung ist jedoch, da man sie erst mit Länge und Kaliber des Rohrs in Beziehung setzen muß, unbestimmt, bestimmter wird die Stärke beim D. durch den Drallwinkel bezeichnet, den Winkel, den die schraubenförmig geführte Zugkante mit einer parallel zur Seelenachse in der Seelenwand gedachten Linie bildet. Der D. muß für die Treffähigkeit möglichst günstig bestimmt werden, und zwar kommen dabei Seelenlänge, Ladungsverhältnis, Länge und Einrichtung der Geschosse, Kaliber etc. in Betracht. Im allgemeinen werden bei beständigem (konstantem) D. für lange Rohre 1–4 Grad, bei flachem D. für kurze Rohre 7–8 Grad, bei steilem D. bei leichten Geschossen (Gewehre) 5–6 Grad angewendet. Bei Geschützen wird jetzt vielfach der veränderliche (Progressiv-) D. vorgezogen. Im Gegensatze zu dem beständigen, der in der ganzen Seelenlänge der gleiche bleibt, beginnt der veränderliche mit ∞ oder sehr kleinem Winkel (1–2 Grad, bei kurzen Rohren mehr) und vergrößert sich bis zur Mündung zum Enddrall. Bei der langen 15 cm-Kanone beträgt der D. 3–7, bei der 15 cm-Haubitze 4–12 Grad.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 169.
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