[436] Fernphotograph (Telephotograph), Apparat zur Übertragung von Bildern von Ort zu Ort unter Benutzung von Telegraphenleitungen derart, daß die Bilder am Empfangsapparat als photographische Aufnahmen erscheinen oder auch unmittelbar für das Auge sichtbar werden. Der F. von Perosino (1879) und der von Szczepanik haben keine praktischen Erfolge gehabt. Die 1903 von Schneider und von Re vorgeschlagenen Fernseher weisen einige neue Züge auf, ebenso der von Korn in München konstruierte F. Bei allen drei Systemen hat man sich das ursprüngliche auf einer Glasplatte befindliche Bild aus zahlreichen gleichgroßen, möglichst kleinen Teilen zusammengesetzt vorzustellen. Diese Teile (Punkte oder Felder) werden einzeln nacheinander durchleuchtet. Die austretenden Lichtstrahlen fallen auf eine Selenzelle, die in einen Batteriestromkreis eingeschaltet ist. Da sich der elektrische Widerstand des Selens der Intensität der Belichtung entsprechend ändert, entstehen, den verschieden starken Schatten des Bildes entsprechend, in dem Stromkreis auch Änderungen in der Stromstärke, die entweder unmittelbar oder durch Induktionsüberträger (Teslarollen) nach dem fernen Ort fortgeleitet werden, wo sie auf die Empfangsapparate wirken. Schneider läßt den Lichtstrahl auf einen durch zwei Telephone in Schwingung versetzten Spiegel und durch ein Linsensystem auf das Bild fallen, so daß[436] dieses Punkt für Punkt durchleuchtet wird. Die Selenzelle ist mit einer am Empfangsort befindlichen (sprechenden) Bogenlampe nach der Simonschen Schaltung verbunden (s. Lichttelegraphie), deren Licht nunmehr den Schattierungen des Ursprungsbildes entsprechend schwankt. Ein Lichtstrahl der Bogenlampe wird von einem Telephonspiegel, der mit dem Spiegel am Sendeort synchron schwingt, auf eine Mattglasplatte reflektiert, wo das Bild als Ganzes sichtbar wird, sofern die Spiegelschwingungen so schnell sind, daß das Bild zehnmal in der Sekunde sich wiederholt, da der Lichtreiz 0,1 Sekunde auf die Netzhaut des Auges nachwirkt. Re zerlegt das Bild mittels einer durchlöcherten Scheibe, die er vor dem auf dem Mattglas einer Dunkelkammer befindlichen Bild synchron mit einer gleichartigen Scheibe am Empfangsort sich drehen läßt. Als Empfänger für die Stromschwankungen dient ein Telephon, dessen Membran eine mit Leuchtgas gefüllte Kammer abschließt. Durch die Bewegungen der Membran ändert sich der Druck des Gases, was Lichtschwankungen einer von demselben gespeisten Flamme bewirkt. Mit Hilfe eines sphärischen Spiegels und der zweiten Lochscheibe wird das Strahlenbüschel wieder in nebeneinander erscheinende Lichtpunkte aufgelöst, was dem Beschauer als Bild erscheint. Korn führt das Bild zeilenweise vor dem kleinen Fenster einer Dunkelkammer vorbei, in der sich die Selenzelle befindet. Die Stromschwankungen wirken auf ein Galvanometer, zwischen dessen Nadel und einer gegenüberliegenden Metallspitze in einem Lokalstromkreis ein ununterbrochener Funkenstrom übergeht. Die den Nadelbewegungen entsprechenden Änderungen dieses Funkenstromes werden durch Induktion auf die Leitung übertragen und erzeugen am Empfangsort in einer Art Röntgenröhre Strahlen; diese treten aus einem möglichst kleinen Fenster aus der Röhre und wirken auf eine photographische Platte, die sich synchron mit dem Ursprungsbild vor dem Fenster vorbeibewegt. Primitive Aufnahmen sind im Experimentierzimmer mit diesem Apparat bereits gelungen.