München

[246] München (hierzu der Stadtplan, mit Registerblatt, Tafel »Münchener Bauten I-III« und Karte »Umgebung von München«), die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern, liegt zu beiden Seiten der Isar, wo die steilen Ufer des Flusses auseinanderrücken und sich abflachen, 520 m ü. M. Wegen dieser hohen Lage ist das Klima stärkern Temperaturschwankungen ausgesetzt, aber nicht ungesund.

Wappen von München (mit dem »Münchner Kindl«).
Wappen von München (mit dem »Münchner Kindl«).

Die Sterblichkeitsziffer, die in frühern Jahren insbesondere durch starke Kindersterblichkeit hoch war, ist unter dem Einfluß hygienischer und sozialer Maßnahmen sehr günstig geworden. Die Stadt ist in 24 Bezirke geteilt, von denen 19 (das eigentliche M. und die Vorstädte Sendling, Thalkirchen, Neuhausen, Nymphenburg und Schwabing) links und 5 (die Vorstädte Haidhausen, Bogenhausen, Au, Giesing und Ramersdorf umfassend) rechts der Isar liegen. M. ist vorzüglich kanalisiert, großenteils elektrisch beleuchtet und mit vortrefflicher Wasserleitung aus dem Mangfalltal versehen, die täglich 130,000 cbm frisches Quellwasser liefern kann. Die Stadtmauern sind vollständig niedergelegt. Von Toren bestehen noch: gegen O. das Isartor mit Gemälde von Neher (Einzug Kaiser Ludwigs), gegen SW. das Sendlinger, gegen W. das Karlstor, gegen NW. die unter König Ludwig I. von Leo v. Klenze 1854–62 erbauten Propyläen (mit reichen Skulpturen nach Schwanthalers Entwürfen); ferner gegen N. das Siegestor, im Stil römischer Triumphbogen von Gärtner entworfen und 1844–50 erbaut, gekrönt von der 5 m hohen Viktoria und ihrem herrlichen Löwenviergespann (von Brugger und Halbig geformt); im Innern der Stadt das Taltor unter dem alten Rathausturm. Zehn Brücken verbinden die Stadtteile links und rechts der Isar, von denen ein großer Teil in den Jahren 1902–05 neu in mächtigen Konstruktionen erbaut wurde. Besonders hervorzuheben sind die Ludwigs-, Maximilians-, Max-Joseph- und die Prinz-Regentenbrücke.

[Plätze und Straßen.] Von öffentlichen Plätzen sind besonders erwähnenswert: der Marienplatz (früher Markt- und Schrannenplatz), der Mittelpunkt des alten M., mit der Mariensäule von Krumper, dem Fischbrunnen von Knoll, an dem in Zwischenräumen von mehreren Jahren am Faschingsmontag der »Metzgersprung« (s. d.), eine aus der Zunftzeit erhaltene Freisagungszeremonie, stattfindet, dem alten und dem neuen Rathaus (s. unten); der Max Josephs-Platz, mit dem Denkmal König Maximilians I. (von Rauch), dem sogen. Königsbau der Residenz, dem Hof- und Nationaltheater sowie dem durch eine gedeckte Terrasse im pompejanischen Stil auffallenden Postgebäude; ferner der Odeonsplatz, mit dem hauptsächlich zu Konzerten dienenden Odeon (darin auch die königliche Akademie der Tonkunst), dem Reiterstandbild König Ludwigs I., dann dem Palais des Prinz-Regenten Luitpold, der jedoch persönlich die königliche Residenz bewohnt; der Wittelsbacher Platz, mit der Reiterstatue des Kurfürsten Maximilian I. (von Thorwaldsen); der Promenadeplatz, mit einer Anzahl von Erzstandbildern und dem Hotel Bayrischer Hof; der Maximiliansplatz mit Promenadeanlage, dem Standbild Liebigs (von Wagmüller; s. Tafel »Bildhauerkunst XVII«, Fig. 14) sowie dem herrlichen Wittelsbacher Brunnen (von Hildebrand); ein monumentaler Abschluß des Platzes nach O. ist geplant (s. hierzu auch Abschnitt »Bauwerke«); der Karlsplatz, mit dem innerhalb eines Gebäudehalbrondells gelegenen Karlstor; er wird umrahmt von dem von Gabr. Seidl in deutscher Spätrenaissance erbauten schönen Künstlerhaus, dem gleichfalls in Spätrenaissance erbauten mächtigen Justizpalast mit Erweiterungsbau (von Thiersch; s. die betreffenden Abbildungen auf Tafel »Münchener Bauten I u. II«); seine Anlagen ziert ein von Bildhauer Gasteiger der Stadt geschenkter hübscher Brunnen (Brunnenbuberl). In nächster Nähe des Künstlerhauses liegt die neue Synagoge, im romanischen Stil von A. Schmidt erbaut. Der Karolinenplatz, mit dem Obelisk, einer 32 m hohen Erzsäule auf massigem Unterbau (von König Ludwig I. in Erinnerung an den russischen Feldzug errichtet); der Königsplatz, mit den Propyläen (s. oben) im dorischen, der Glyptothek (s. unten) im ionischen und dem Kunstausstellungsgebäude im korinthischen Stil; der Gärtnerplatz, mit Theater und Erzstandbildern; der Sendlinger Torplatz, mit einem schönen Springbrunnen, dem Senefelder-Denkmal und der Büste des Chirurgen Nußbaum in den nahen Krankenhausanlagen. In den neuen Stadtteilen entstehen zahlreiche schöne öffentliche Plätze, meist mit gärtnerischen Anlagen, so der Kaiser Ludwigs-Pla tz mit Denkmal.

Das Straßennetz Münchens ist dicht verzweigt und umfaßt einschließlich der freien Plätze 370 Hektar. Zunächst verdient Erwähnung die Ludwigsstraße, die am Nordende vom Siegestor (s. oben), am Südende von der 19 m hohen und 38 m breiten Feldherrenhalle[246] begrenzt wird (erbaut nach der Loggia dei Lanzi in Florenz), mit hoher Freitreppe, den Statuen Tillys und Wredes (nach Schwanthaler) und dem vom Prinz-Regenten Luitpold der bayrischen Armee gewidmeten, von Ferdinand v. Miller entworfenen Siegesdenkmal sowie zwei Löwen von Bildhauer Ruemann geschmückt. Die Ludwigsstraße enthält bedeutende, großenteils von Gärtner entworfene Bauten, darunter: die Universität (1835 bis 1840); die Ludwigskirche, 1830–44 im italienisch-romanischen Stil erbaut, mit dem berühmten Chorgemälde: das Jüngste Gericht, von Cornelius; die Hof- und Staatsbibliothek (1832–43); das Kriegsministerium, das Herzog Max-Palais, das neue Reichsbankgebäude etc. Eine zweite, erst unter König Maximilian II. entstandene Hauptstraße ist die Maximiliansstraße, die vom Max Josephs-Platz bis zur Isar zieht und eine der Hauptpromenaden der Stadt bildet. Sie umfaßt eine Fülle stattlicher Bauten zu beiden Seiten. In ihrer zweiten Hälfte erweitert sie sich zum »Forum« mit Gartenanlagen. Hier liegen die königliche Kreisregierung und das alte Nationalmuseum; im Forum eine Anzahl von Standbildern. An dessen Ostseite steht das Denkmal König Maximilans II. (nach dem Modell von Zumbusch von Miller gegossen). In der Fortsetzung der Straße zwischen den beiden Teilen der Maximiliansbrücke steht auf der Praterinsel ein schönes Denkmal für Moritz von Schwind und ein einfacher Brunnen zum Gedächtnis des Bürgermeisters von Erhardt. Den Ab schluf; bildet das Maximilianeum (nach Bürkleins Plan) mit seiner auf hoher Terrasse in zwei Bogenreihen aufsteigenden Fassade, gekrönt von der ehernen Viktoria, geschmückt mit geschichtlichen Fresken, im Innern eine historische Galerie von neuern Meistern bergend. Hier darf auch genannt werden die Brienner Straße, die östlich mit dem Hofgartentor abschließt und im westlichen Teile von den Propyläen unterbrochen wird. An ihr liegen: das Schillerdenkmal, das Wittelsbacher Palais, im englisch-mittelalterlichen Spitzbogenstil (von Gärtner und K. Klumpp), das prachtvolle Café Luitpold, mit Gemälden von Keller u.a. reich geschmückt, und eine stattliche Reihe eleganter Häuser. Die Brienner Straße durchschneidet den Karolinen- und den Königsplatz. Ferner ist besonders zu erwähnen die an der Südseite des Englischen Gartens angelegte Prinz-Regentenstraße mit prächtigen Privatbauten und dem neuen Nationalmuseum, einer abwechselungsreichen, die Entwickelung des deutschen Renaissancestils charakterisierenden Gebäudegruppe (von Professor G. Seidl). Die Prinz-Regentenstraße führt über die Prinz-Regentenbrücke durch ein Rondell mit gärtnerischen Anlagen und schönem Springbrunnen zu dem auf erhöhter Terrasse errichteten Friedensdenkmal, einer 23 m hohen, von einer vergoldeten Viktoria gekrönten Säule (von Düll und Heilmayer). Östlich vom Friedensdenkmal führt die äußere Prinz-Regentenstraße an der im altgriechischen Stil erbauten Villa des Malers Franz Stuck vorbei zu dem nach Plänen von Heilmann und Littmann errichteten Prinz-Regententheater. Auf der Westseite der Altstadt bietet die Sonnenstraße mit hübschen Bauman lagen inmitten zweier Fahrbahnen ein freundliches Bild. Hervorragend schöne moderne Stadtteile sind im Laufe der letztern Jahre in Schwabing (Franz Joseph-Straße, Leopoldstraße. Friedrichstraße etc.), am Bavariaring und in Bogenhausen (Maria Theresiastraße etc.) entstanden.

[Bauwerke.] Vgl. hierzu Tafel »Münchener Bauwerke I-III«. Die vielen Kirchen Münchens stammen zum Teil aus dem 13.–16. Jahrh., teils wurden sie in der Neuzeit durch künstlerische Bauten ergänzt. Die bemerkenswertesten sind: die Frauenkirche (Dom), 1468–88 in gewaltigen Dimensionen erbaut, mit zwei 99 m hohen Kuppeltürmen (Wahrzeichen Münchens). Das Innere bildet eine der mächtigsten gotischen Hallenkirchen Deutschlands. Das berühmteste Kunstwerk ist das figurenreiche Grabmal Kaiser Ludwigs des Bayern (s. Tafel »Bildhauerkunst X«, Fig. 5). Im übrigen sind die ältesten Kirchen die Peterskirche und die Heiliggeistkirche (13. und 14. Jahrh.); die Michaelskirche, im römischen Renaissancestil 1583–91 erbaut, durch das Grabmal des Herzogs Eugen von Leuchtenberg, ein Meisterwerk Thorwaldsens, berühmt (vgl. Schulz, Die St. Michaelshofkirche, 1897); die Theatinerkirche, 1662–75 im italienischen Barockstil erbaut. Muster von vollendetem Rokokostil sind die kleine Dreifaltigkeitskirche (1711) und die kleine Johannes Nepomuk-Kirche (1733–46 erbaut); die Allerheiligen-Hofkirche, 1826–37 im byzantinisch-romanisierenden Stil von Klenze erbaut, das Innere ist mit tiefem, künstlerischem Verständnis aufs reichste ausgestattet; die Ludwigskirche (s. oben). Ferner sind zu nennen: die von Ohlmüller 1831–39 im rein gotischen Spitzbogenstil erbaute, mit herrlichen Glasgemälden gezierte Mariahilfkirche der Vorstadt Au, die Basilika der Bonifatiuspfarrei, 1835–50 von Ziebland erbaut, im Innern mit freiliegender, gold- und farben reicher Dachrüstung und reichem Freskenschatz; die St. Annakirche in strengem, klösterlich romanischem Stil (von Professor G. Seidl); die romanische Bennokirche (von Romeis); die als gotische Halle erbaute, hochgelegene Giesingerkirche (von Dollmann) mit herrlicher Fernsicht; die künstlerisch hervorragende St. Paulskirche, 1895–1902 in frühgotischem Stil von Hauberrisser (Tafel III, Fig. 1). Von den vier protestantischen Kirchen sind besonders die Erlöserkirche (s. unten) und die Lukaskirche (Tafel III, Fig. 2) hervorzuheben, letztere in romanisch-gotischem Stil (von A. Schmidt).

Von sonstigen ältern Bauten muß vor allen die königliche Residenz genannt werden; sie besteht aus dem Alten Schloß, dann dem Königsbau am Max Josephs-Pla tz (nach dem Muster des Palastes Pitti in Florenz, Erbauer Klenze 1826–42) und dem Festsaal bau am Hofgarten (italienischer Renaissancestil mit balkonartigem Loggienbau). Die Residenz birgt mehrere Höfe, die reiche Kapelle, die Schatzkammer und ein Antiquarium sowie in einer langen Reihe der herrlichsten Säle die seltensten Schätze an Gemälden und Skulpturen (vgl. Seidel, Die königliche Residenz in M., Leipz. 1883). Ferner sind zu nennen: die beiden Hoftheater, von denen das größere Hof- und Nationaltheater, nach dem Brand von 1823 unter Klenzes Leitung umgebaut, über 2600 Zuschauer faßt; das kleinere Residenztheater (früher Opernhaus) in reichem Rokoko; dann die ältern Fürstenhöfe (Alter Hof und Herzog Max-Burg), die Gebäude für Kunst- und wissenschaftliche Sammlungen, Unterrichtsanstalten etc.; die Arkaden im Hofgarten, mit zahlreichen Fresken, insbes. den berühmten italienischen Landschaften Rottmanns; das alte Rathaus, mit ehrwürdigem Saal und dem im barocken Stil restaurierten Ratsturm; das neue Rathaus, von Hauberrisser im gotischen Stil mit reichster Fassade gebaut (Tafel I, Fig. 2), mit zwei Sitzungsfälen,[247] deren einen ein großes Bild aus der Geschichte Münchens von Piloty schmückt, schönen Bürgermeisterzimmern und dem vielbesuchten Ratskeller. Das neue Rathaus wurde 1900–05 großartig erweitert. Ferner sind erwähnenswert: die Kolossalerzstatue der Bavaria (von Schwanthaler und F. v. Miller, s. Tafel »Bildhauerkunst XVI«, Fig. 10) mit der Ruhmeshalle, einem Kolonnadenbau in dorischem Stil (von Klenze); der Glaspalast an der Sophienstraße, 240 m lang, 1854 zum Zweck der deutschen Industrieausstellung erbaut; seit 1889 hat hier die Künstlergenossenschaft ihre große Jahresausstellung; die Alte Pinakothek (Gemäldesammlung, von Klenze 1826 bis 1836), die Neue Pinakothek, nach Voits Plänen 1846–53 erbaut; die Technische Hochschule, von Neureuther im Renaissancestil 1865–68 erbaut (Tafel II, Fig. 3), davor das Ohmdenkmal von Rümann (1895); der Hauptbahnhof mit mächtiger vierteiliger Einsteighalle; das neue Armeemuseum am Hofgarten; der von Zenetti erbaute ausgedehnte Schlacht- und Viehhof am Südbahnhof.

Die bürgerliche Baukunst Münchens hat in den letzten Jahrzehnten besonders durch die Wiederbelebung des Barock, wie sie hauptsächlich durch Beamte des Stadtbauamtes (Hocheder, Grässel, Th. Fischer u.a.) betätigt wurde, gegenüber den Stilausgeburten der Mitte des 19. Jahrh. ein charakteristisches Aussehen erhalten, zu dessen weiterer Verbreitung auch das energische Eingreifen führender Geister (wie Gabr. und Em. Seidl, Fr. v. Thiersch u.a.) wesentlich beitrug. Namentlich sind es außer einer stattlichen Anzahl hervorragender Privatbauten eine Reihe von Volksschulgebäuden, die sowohl in architektonischer Gestaltung wie bezüglich der technischen Einrichtung als mustergülig dastehen, ferner das von Hocheder erbaute Müllersche Volksbad sowie dessen Martinusspital, die Krankenpflege-Anstalt zum roten Kreuz, das neue Zentralfeuerhaus (von Hocheder und Rehlen), die von Grässel entworfenen, in stilistischer und technischer Beziehung bewunderten Friedhofanlagen u. – Bauten (östlicher und neuer nördlicher [Schwabinger] Friedhof) sowie Grässels städtisches Sparkassengebäude; dann das Friedensdenkmal (s. oben) und andre öffentliche Bauten, die der Stadt zu großer Zierde gereichen.

Modern im Geiste der Alten empfunden sind Th. Fischers Erlöserkirche (in Schwabing), städtische höhere Töchterschule, Prinz-Regenten- und Max-Josephbrücke, die Überbrückung der Gebsattelstraße u.a.

An Geschäfts-, Wohn- und Erholungsgebäuden seien hervorgehoben die Warenhäuser von Tietz und »zum Oberpollinger« (von Heilmann und Littmann), Bernheimers Kaufhaus (von Thiersch und Dülfer), das Geschäftshaus der »Münchner Neuesten Nachrichten« (von Heilmann und Littmann), die Gebäude der Deutschen und Bayrischen Bank am Maximiliansplatz (von A. Schmidt), Galerie Heinemann, ebendaselbst, und Aachen-Münchener Feuerversicherungsgebäude (von Em. Seidl), Pfälzische Bank in der Neuhauser Straße (von Drollinger); ferner der Kaimsaal (von Dülfer), Löwenbräukeller (von Fr. Thiersch), Augustiner-Restaurant, Neuhauser Straße (von Em. Seidl), und das neue Hofbräuhaus (von Heilmann und Littmann, Tafel II, Fig. 5; vgl. »Das königliche Hofbräuhaus am Platzl«, 1897; Schäfer, »Das königliche Hofbräuhaus in M.«, 1905).

An Wohnhäusern, in allen Stadtteilen zerstreut, verdienen besondere Beachtung verschiedene Villen am Bavariaring von Gabr. und Em. Seidl, Wohnhäuser von Ostenrieder am Marienplatz, Maffeistraße, Tal und Platzl, Heilmann und Littmanns Wohnhäusergruppe an den Ufern der Isar, desgleichen eine von Romeis an der Richard Wagner-Straße, Dülfers moderne Wohngebäude an der Friedrich-, Franz Joseph-, Leopold- und Liebigstraße sowie die Korps häuser der Isaria, Palatia und Rhenopalatia von Drollinger und Grässel. (Näheres in dem Werke »Münchener Bürgerliche Baukunst der Gegenwart«; s. auch vorhergehende Abschnitte.)

[Öffentliche Anlagen.] An öffentlichen Anlagen sind zu nennen: der Hofgarten mit reizenden gärtnerischen Anlagen und Brunnentempel, der im W. und N. von den Arkaden umschlossen ist, im S. begrenzt ihn der Festsaalbau der Residenz, im O. der Kolossalbau des neuen Armeemuseums; der Englische Garten, ein 6 km langer, 2 km breiter, durch viele Vergnügungsplätze belebter prachtvoller Park mit künstlich angelegtem See, Wasserfällen etc.; der Botanische Garten mit Palmenhaus; die Gasteig- und Bogenhauser Anlagen am rechten Isarufer zu beiden Seiten des Maximilianeums, die köstliche Ausblicke auf die Stadt bieten; die südwärts gelegenen Isarauen; der Bavariapark im Hintergrund der Bavaria (s. oben). Am Fuß einer Anhöhe im SW. der Stadt breitet sich die Theresienwiese aus, auf der das altbekannte Oktoberfest (Tierschau, landwirtschaftliche Ausstellung, Pferderennen und verschiedene Volksbelustigungen) abgehalten wird. Im W. der Stadt liegt bei dem Lustschloß Nymphenburg ein herrlicher, allgemein zugänglicher Schloßpark mit Seen, kleinen Burgen, einer Kapelle etc.

Auch die Münchener Friedhöfe (s. oben) gleichen blumenreichen Gartenanlagen, veredelt durch herrliche Kunstwerke in Arkadengemälden, Standbildern und Gedenktafeln. In den neu entstehenden Stadtteilen müssen vorschriftsmäßig 5/100 des gesamten Terrains für Anlagen abgetreten werden, so daß für die Zukunft Licht und Luft in reichem Maß erhalten werden. Im S. der Stadt ist ein neuer Waldfriedhof im Entstehen begriffen.

[Bevölkerung.] Die Zahl der Bewohner Münchens betrug 1900 (einschließlich der neu einverleibten Orte) 499,932 und ist bis 1905 auf 539,067 gestiegen. Die Bevölkerung besteht zu 84 Proz. aus Katholiken, 14 Proz. Protestanten, 2 Proz. Israeliten. Auf 1000 der mittlern Bevölkerung entfielen 1904: 9,3 Eheschließungen, 32 Geburten (darunter 8,5 uneheliche, verhältnismäßig am meisten unter allen Großstädten, und 1,2 Totgeburten), 20,5 Sterbefälle, wovon 7,3 auf die Kinder unter einem Jahr entfielen. Wie in andern rasch gewachsenen Großstädten, machen die Eingewanderten einen großen Teil der Bevölkerung aus. Insoweit sich noch typische Figuren des echten Müncheners finden, zeigt dieser sich bieder, trocknen Humors, genußfreudig, aber bei schwerer Arbeit ausdauernd und kräftig, sehr kunst sinnig und auf seine Stadt und ihre Schönheiten stolz, wenn auch mit mancher großstädtischen Neuerung nicht immer sofort einverstanden. Im Hofbräuhaus, woman sich selbst bedient, statt des Tisches mit einem Faß begnügt, um Stand und Würden des Nachbars unbekümmert, mit diesem rasch ein gemütliches Gespräch anknüpft, oder in den zahlreichen Bierkellern (schattigen Gärten und Höfen bei den größern Brauereien im Ost- und Westende der Vorstädte) spielen sich köstliche Volksbilder ab.

[Industrie und Handel.] Das Gewerbe (1895 wurden mehr als 40,000 Gewerbebetriebe gezählt) ist in manchen Zweigen vorzüglich vertreten, so vor[248] allem auf dem Gebiet der Kunstgewerbeindustrie, wo der Einfluß der künstlerischen Schöpfungen König Ludwigs I. und des 1851 gegründeten Kunstgewerbevereins sowie der Prachtliebe König Ludwigs II. und der verständnisvollen, tatkräftigen Unterstützung des Prinz-Regenten Luitpold unverkennbar von wohltätigen Folgen ist. Eine große Reihe von Künstlern und Firmen, die auch im Auslande Ruf besitzen, haben sich speziell der künstlerischen Durchdringung von Industrie und Handwerk gewidmet. Die Erzgießerei und Glasmalerei stehen auf hoher Stufe. Hierher gehören auch sehr viele Anstalten für Gold-, Silber- und Juwelenschmuckarbeiten, für optische, physikalische, mathematische, chirurgische und musikalische Instrumente, für Bronze- und Zinkguß, für Leder-, Papier-, Blumen- und Tapetenfabrikation, für Seiden- und Stoffstickerei und -Wirkerei, für Waggon- und Wagenbau u. – Ausrüstung, für Kunsttischlerei, Dekorationsmalerei, Steinhauerarbeiten, photographische, lithographische, xylographische und typographische Vervielfältigungen, für Herstellung von Kirchengewändern und Kirchen schmuck jeder Art. Auch das nicht oder in geringerm Maße mit den eigentlichen Kunstbestrebungen zusammenhängende Gewerbe ist reich und gut vertreten, macht sich jedoch entschieden mehr im Kleinals im Fabrikbetrieb bemerkbar. Im letztern ragen mehrere Maschinen-, Leder-, Handschuh-, Papier-, Gummiwaren-, Parfümerie-, Kerzen-, Bürsten-, Schirm-, Geldschrank-, Öl-, Spiritus-, Malz- und Malzkaffeefabriken und ganz besonders die Bierbrauereien hervor, die meist fabrikmäßig betrieben werden. Ihre Zahl umfaßte Ende 1904: 25 Betriebe mit einer ungefähren Jahreserzeugung von fast 3,2 Mill. hl im Detailverkaufswert von mindestens 76,8 Mill. Mk., wovon etwa die Hälfte, nämlich 1,6 Mill. hl, in M. selbst verbraucht wird (vgl. Trefz, Das Wirtsgewerbe in M., Stuttg. 1899). Der Handel Münchens ist auf vielen Gebieten bedeutend. Im Geld- und Effektenverkehr dienen die Reichsbankhauptstelle, eine Filiale der Königlich Bayrischen Bank in Nürnberg und eine größere Zahl von Banken und Bankfilialen sowie eine nicht unbedeutende Anzahl namhafter Privatbankhäuser dem mehr und mehr sich entwickelnden Bedürfnis. Die Pfandbriefinstitute, die mit einer Reihe von Banken verbunden sind, vermitteln den größten Teil des Immobiliarkredits für ganz Bayern. M. ist Sitz mehrerer großer Versicherungsgesellschaften, darunter die staatliche Immobiliar-Brandversicherung, die München-Aachener Feuerversicherung, die Münchener Rückversicherungsgesellschaft u.a.m. Für den Handel mit Bodenerzeugnissen sind mehrere von Gesellschaften und Privaten betriebene Lagerhäuser und die städtischen Märkte von Bedeutung. Für die Fleischversorgung ist der städtische Schlacht- und Viehhof, von dem auch eine erhebliche Ausfuhr stattfindet, bemerkenswert. Sehr entwickelt ist der Kunsthandel, dessen Fäden alle Weltteile umspannen. M. hat zehn Personenbahnhöfe, von denen der Haupt- und der Ostbahnhof die hervorragendsten sind, und ist Knotenpunkt folgender Eisenbahn lin ien: M.-Regensburg-Oberkotzau, M.-Ingolstadt-Hof, Ulm-M. – Sim bach, M.-Buchloe-Lindau, M.-Rosenheim-Salzburg, M.-Holzkirchen-Schliersee, M.-Tutzing-Murnau, M.-Deisenhofen (sämtlich der Bayrischen Staatsbahn angehörig) und der Isartalbahn (M.-Wolfratshausen-Bichl). Der Floßverkehr auf der Isar liefert einen bedeutenden Teil des benötigten Bauholzes. Die Gesamteinnahmen der Staatsbahnhöfe aus dem Personen- und Güterverkehr beliefen sich 1903 auf nahezu 32 Mill. Mk. Dem Personenverkehr in der Stadt dienen die vielverzweigte elektrische Straßenbahn (1902 mit 48,46 km Bahnlänge; Anzahl der beförderten Personen 52.2 Mill.), ferner ein- und zweispännige Droschken (1902: 480, darunter 282 Taxameter) sowie Automobildroschken.

[Bildungsanstalten.] Unter den wissenschaftlichen und Bildungsanstalten behaupten die beiden Akademien der Künste und der Wissenschaften, die Universität (Ludwig Maximilians-Hochschule) und die Technische Hochschule den ersten Rang. Die Universität zerfällt in fünf Fakultäten (juristische, medizinische, theologische, philosophische. staatswirtschaftliche); sie zählte im Sommer 1904: 214 Professoren und Dozenten und 4946 Studierende. Sie besitzt zahlreiche Hilfsinstitute, insbes. der naturwissenschaftlichen und medizinischen Zweige. Mit ihr stehen in Verbindung die beiden großen städtischen Krankenhäuser, die Frauenklinik und das Kinderspital, das von Pettenkofer gegründete hygienische Institut, ein katholisches geistliches Seminar (Georgianum), das Maximilianeum, eine Erziehungsanstalt für besonders begabte Studierende, eine Reihe von Seminaren, eine forstliche Versuchsanstalt und eine Hebammenschule. Die Technische Hochschule umfaßt eine allgemeine, eine Ingenieur-, Hochbau-, mechanisch-technische, chemisch-technische und landwirtschaftliche Abteilung und zählte im Sommer 1904: 65 Professoren und Dozenten, 2331 Studierende und 459 Hospitanten. M. besitzt ferner eine tierärztliche Hochschule, eine Akademie der Tonkunst, 5 humanistische Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Kriegsakademie, Ingenieur- und Artillerieschule, Kriegsschule, Kadettenkorps, eine Gendarmerieschule, eine Kunstschule für die männliche wie für die weibliche Jugend, eine Industrie-, eine Baugewerk-, eine Kunstgewerbe- und 4 Kreisrealschulen, eine Handelsschule für Knaben und eine solche für Mädchen, eine wirtschaftliche Frauenschule mit Seminar für Wirtschaftslehrerinnen, errichtet vom Verein für wirtschaftliche Frauenschulen, eine Frauenarbeitsschule, gewerbliche Fortbildungsschulen für Knaben und Mädchen, ein Kreislehrerinnen- und ein Arbeitslehrerinnenseminar, eine Turnlehrerbildungsanstalt, Taubstummen- u. Blindeninstitut, Erziehungsanstalt für Krüppelhafte etc. Die Zahl der Volksschulen betrug 1904: 44 mit 56,551 Kindern. Von den in M. erscheinenden ca. 20 politischen Zeitungen sind die bekanntesten die »Münchner Neuesten Nachrichten« (s. d.), die »Allgemeine Zeitung« (s. d., früher in Augsburg), die »Münchener Zeitung«, »Das bayrische Vaterland« (Gründer Sigl), der ultramontane »Bayerische Kurier«. Außerdem erscheinen in M. zahlreiche wissenschaftliche und andre, insbes. Kunstzeitschriften und die weltbekannten humoristischen »Fliegenden Blätter«, außerdem die bekannten Wochenschriften »Jugend« und »Simplizissimus«.

[Kunstsammlungen etc.] Den Hauptvorzug vor andern deutschen Städten besitzt M. in seinen Kunstschätzen. Die Glyptothek (s. Tafel »Museumsgebäude I«, Fig. 1; Tafel II, Fig. 2), 1816–30 von Klenze erbaut, in ihrer baulich-künstlerischen Ausschmückung durch Bildhauer wie Schwanthaler und Maler wie Cornelius für sich schon ein Juwel, birgt in ihren 13 Sälen die hervorragendsten Werke der Bildhauerkunst von den Ägyptern und Assyrern, den Phönikern, Griechen und Römern bis zu Thorwaldsen, Rauch und ihren Schülern (vgl. Furtwängler, Beschreibung der Glyptothek König Ludwigs I., Münch.[249] 1900). Die beiden Pinakotheken zeigen in ihren gewaltigen Räumen die Werke der Malerei aller Zeiten und Schulen, die Alte Pinakothek (Grundriß s. Tafel »Museumsgebäude II«, Fig. 1) ist hauptsächlich wegen ihrer altdeutschen und niederländischen Bilder, der Werke von Rubens und des Cinquecento berühmt. Sie enthält ferner ein Kupferstichkabinett und eine Handzeichnungensammlung. darunter solche von Raffael, Benvenuto Cellini, Rembrandt, Dürer und Holbein, sowie eine Vasensammlung von unschätzbarem Wert (vgl. den »Cicerone in der königlichen ältern Pinakothek« von Hirth u. Muther, 1888). Die Neue Pinakothek enthält Gemälde zeitgenössischer Künstler, darunter Rottmanns enkaustisch gemalte griechische Landschaften. Die naturwissenschaftlichen Sammlungen der Akademie der Wissenschaften, die Bücher- und Handschriftenschätze der Bibliothek, das Ethnographische Museum u.a.m. bieten Stoff zur Belehrung und Betrachtung in Überfülle. Ganz besonders reichhaltig und musterhaft angeordnet ist das von G. v. Seidl erbaute neue Bayrische Nationalmuseum (s. Tafel »Museumsgebäude I«, Fig. 3 u. 5; Tafel II, Fig. 8) ausgestattet; vgl. »Das bayrische Nationalmuseum in M.« (50 Tafeln, Münch. 1903). Der stilistische Charakter der Räume harmoniert mit den Zeitepochen, denen die in ihnen untergebrachten Gegenstände angehören. Die Sammlung gibt ein anschauliches Kulturbild der Entwickelung Bayerns. Mit ihr ist eine reiche und sehr sehenswerte Krippensammlung (von Schmederer) verbunden (Näheres s. Krippe). Außerdem stehen viele Privatsammlungen dem Besuch offen, so die vorzügliche, vom Freiherrn v. Schack angelegte Gemäldesammlung, die 1894 in das Eigentum des deutschen Kaisers überging, die Freiherr v. Lotzbecksche Galerie, die Galerie Heinemann, die Lenbach-Ausstellung in der Villa Lenbach, das Kaulbach-, das Schwanthaler- und das Erzgießereimuseum, das Historische Museum der Stadt mit der Maillingersammlung etc. Im Kunstverein findet sich eine permanente Ausstellung neuer Werke, im alten Nationalmuseum die ständige Ausstellung der Münchener Künstlergenossenschaft, im Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz die Kunstausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens (Sezession), im Kunstgewerbeverein sowie in zahlreichen Privatläden das Beste, was die mit der Kunst eng verbündete Industrie Münchens schafft. – Die Tonkunst wird hauptsächlich in der durch F. Lachners vieljährige Wirksamkeit zu verdientem Ruhm gelangten Musikalischen Akademie gepflegt, die in jedem Winter zwei Reihen von großen Konzerten mit meist klassischem Programm veranstaltet, sowie in dem Konzertinstitut von Kaim, für das 1895 an der Türkenstraße ein eigner großer Saalbau entstand. D. iran schließen sich zahlreiche sonstige Konzerte. Das königliche Hoftheater ist der Oper und dem großen Schau- und Trauerspiel gewidmet, das Residenztheater vorzugsweise für die den Konversationston bedingenden Aufführungen bestimmt. Nur für Wagnersche Musikdramen und klassische Werke wurde 1900 das Prinz-Regententheater nach dem Muster der Bayreuther Bühne erbaut. Die Münchener Aufführungen Wagnerscher Werke (die vor 1902 im Hoftheater stattfanden) haben Weltruf errungen. Es bestehen ferner: das Münchener Schauspielhaus (v. Riemerschmid), dem modernen Schauspiel gewidmet, das ältere (1865) Gärtnerplatztheater (für Operetten, Possen), das neue Volkstheater und das Deutsche Theater (größtes Variététheater).

[Behörden.] M. ist Sitz der höchsten Hof- und Staatsstellen: der sämtlichen Ministerien, des Staatsrats, des obersten Landesgerichts (vgl. Gerichtsverfassung, Bd. 7, S. 643, 2. Spalte), des Verwaltungsgerichtshofs, des obersten Rechnungshofs, des obersten Schulrats, der Generaldirektionen der Eisenbahnen sowie der Posten und Telegraphen mit Oberbahn- und Oberpostamt, des Reichsarchivs, der General-Bergwerks- und Salinenadministration und der Generaldirektion der Zölle und der indirekten Steuern, der Staatsschuldentilgungskommission, der Brandversicherungskammer, des Landwirtschaftsrates, ferner der königlichen Regierung von Oberbayern, eines Oberlandesgericht s und zweier Landgerichte (München I mit einer Kammer für Handelssachen und 2 Amtsgerichten, München II mit 14 Amtsgerichten, s. unten). M. ist ferner der Sitz aller dem bayrischen Fürstenhaus angehörigen Prinzen und ihrer Hofhaltungen, vieler Gesandtschaften und Konsulate, des aus Reichsrat und Abgeordnetenkammer bestehenden Landtags, des oberbayrischen Landrats, des Erzbischofs von M.-Freising und seines Domkapitels und des protestantischen Oberkonsistoriums. M. ist endlich Sitz des Generalstabes, der Generalinspektion der Armee, des Generalkommandos des 1. Armeekorps, der Kommandos der 1. Division und der 1. und 2. Infanteriebrigade, der 1. Kavallerie- und der 1. und 2. Feldartilleriebrigade, der Inspektion der Kavallerie, des Kommandos der Fußartilleriebrigade, der Inspektion des Ingenieurkorps und der Festungen, einer Stadtkommandantur und der Inspektion der Militärbildungsanstalten. M. hat eine ständige Garnison von 3 Infanterieregimentern (Leibregiment, 1. und 2. Infanterieregiment), dem 1. schweren Reiterregiment, 3 Feldartillerieregimentern, 1 Eskadron Jäger zu Pferde, dem 3. Pionierbataillon, 1 Eisenbahn- und 1 Trainbataillon, 1 Telegraphenkompanie, 1 Luftschifferabteilung, 1 Kavallerietelegraphenschule und der königlichen Leibgarde der Hartschiere.

Der Haushaltplan der Stadtgemeinde für 1905 einschließlich des Stiftungs- und Armenpslegehaushalts schloß ab in Einnahme und Ausgabe mit 71,25 Mill. Mk. Verwendet wurden für Erziehung und Bildung 6,1 Mill. Mk., für Wohltätigkeit und soziale Wohlfahrtspflege 2,7 Mill. Mk., für Gesundheitswesen 4,7 Mill. Mk., denen an Einnahmen 4 Mill. Mk. gegenüberstehen. Die direkten Steuern (Gemeindeumlagen 130 Proz. der Staatsst euer) sind mit 11,9 Mill Mk. veranschlagt, die indirekten abzüglich Rückvergütungen mit 3,4 Mill. Mk., darunter Malz- und Bieraufschlag 1,6 Mill. Mk. Die städtischen Schulden beliefen sich 1901 auf 160,5 Mill. Mk., darunter 153,4 Mill. Anleihe- und 6,9 Mill. Mk. Hypothekenschulden. Zum Bezirk des Oberlandesgerichts M. gehören die 7 Landgerichte: Deggendorf, Landshut, München I und München II, Passau, Straubing und Traunstein. Der Landgerichtsbezirk München I umfaßt die beiden Amtsgerichte München I und München II; der Landgerichtsbezirk München II die 14 Amtsgerichte: Bruck, Dachau, Dorfen, Ebersberg, Erding, Freising, Garmisch, Haag, Miesbach, Starnberg, Tegernsee, Tölz, Weilheim und Wolfratshausen.

Umgebung (hierzu Karte »Umgebung von München«). Einen besondern Vorzug besitzt M. in seiner schönen Umgebung. Besonders im S. der Stadt bieten die reizendsten Partien der Vorberge mit seltener Flora, die der Mischung des Berglandes mit der Ebene entspricht, überallhin die lohnendsten Ausflüge. Die bayrische Hauptstadt ist der Verkehrsmittelpunkt[250] für das ganze Gebiet der Bayrischen und Tiroler Alpen. Durch günstige Bahnverbindung sind die schönen bayrischen Seen, die Bayrischen wie die Tiroler Berge bequem in Tagespartien erreichbar. Bezüglich aller Einzelheiten sei hier besonders auf das »Bayrische Verkehrsbuch, herausgegeben vom Fremdenverkehrsverein in München und im bayrischen Hochland«, hingewiesen.

[Geschichte.]Der Name Munichen kommt zuerst in den Klosterannalen von Tegernsee von 1102–54 vor, doch ist der Mönch (mün[i]ch) erst im 13. Jahrh. in das Stadtwappen gekommen. Herzog Heinrich der Löwe machte die Villa Munichen 1158 zur Münzstätte und Hauptniederlage für das von Reichenhall und Hallein kommen de Salz. 1164 hatte es Mauern und bürgerliche Verfassung, doch residierten die Herzoge aus dem Hause Wittelsbach nur zuweilen da, und erst Ludwig der Strenge nahm 1255 in der neuerbauten Ludwigsburg bleibend seine Residenz. 1254 wurde die innere Stadt mit Ringmauern, Wällen und Gräben umgeben, bis die vor den vier Toren gelegenen Vorstädte mit der innern Stadt vereinigt wurden, die seit 1301 eine neue Umfassungsmauer umschloß. Kaiser Ludwig der Bayer gab M. nach dem furchtbaren Brande von 1327 den Umfang und die Gestalt, die es bis zu Anfang des 19. Jahrh. im wesentlichen bewahrte, bis zu dem Isar-, Sendlinger, Karls- und Schwabinger Tor. Albrecht V. (s. Albrecht 5) gründete die Bibliothek, die Gemäldegalerie, die Schatzkammer, den Antikensaal und das Münzkabinett. Unter Wilhelm V. (1579–96) kamen die Jesuiten nach M. und erhielten ein großes Kollegium und eine prächtige Kirche (jetzt Michaelshofkirche); unweit davon führte dieser Fürst seine neue Burg (die jetzige Maxburg) auf. Kurfürst Maximilian I. (1597–1651) erbaute die gegenwärtige alte Residenz und das Zeughaus sowie das Josephs- und Herzogsspital. Denkmäler in Marmor und Erz erstanden; vor allen der geniale Peter de Witte, genannt Candid, ein Schüler des Florentiners Vasari, ging auf des Kurfürsten umfassende Pläne mit Geschick und Geist ein. Zugleich erhielt M. damals neue Befestigungen, vorzüglich gegen Gustav Adolf, der am 17. Mai 1632 siegreich daselbst einzog. Unter Ferdinand Maria (1651–79) wurden die Theatinerkirche und das benachbarte Schloß Nymphenburg gebaut; alle wissenschaftlichen und Kunstsammlungen erhielten bedeutenden Zuwachs, namentlich letztere durch die in M. und Schleißheim vereinigten Gemäldegalerien. Mit Maximilian II. Emanuel (1679–1726) gewann der französische Geschmack das Übergewicht. 1705 und 1742 ward M. von den Österreichern besetzt. Für die Wissenschaft begann unter dem Kurfürsten Maximilian III. Joseph (1745–77) durch Gründung neuer Schulen und vor allem der Akademie der Wissenschaften (1759) eine neue Zeit. Unter Karl Theodor (1778–99) erweiterte sich die Stadt, die damals 35,000 Einw. zählte, nach allen Seiten hin. Die Festungswerke aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurden seit 1791 geschleift, und an der Stelle der geebneten Wälle erhoben sich neue Straßen. 1801 erhielt der erste Protestant das Bürgerrecht. 1806 ward M. königliche Residenz. König Maximilian (Max) I. begann seit 1814 das noch immer sehr enge und düstere M. zu einer geräumigen und heitern Königsstadt umzuschaffen. 1818 bekam es eine neue Gemeindeverfassung, 1826 ward die Universität von Landshut nach M. verlegt. Sein eigentümliches Gepräge erhielt M. aber durch Ludwig I. und Max II., die prachtvolle Bauten begannen und reiche Kunstsammlungen gründeten. Während die Schöpfungen der Könige zunächst das Äußere der Stadt umwandelten, vollzog sich allmählich unter dem Einfluß der wissen schaft lichen und Kunstinstitute sowie des Reiseverkehrs auch ein geistiger Umschwung in M. Gegenwärtig nimmt es eine hervorragende Stellung im wissenschaftlichen und künstlerischen Leben ein, auch der Buch- und namentlich der Kunsthandel steht in Blüte.

Vgl. Burgholzer, Stadtgeschichte von M. (Münch. 1796, 2 Bde.); »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 15 (Leipz. 1878); Söltl, M. mit seinen Umgebungen, vorzüglich in geschichtlicher Beziehung (Münch. 1854); Kronegg, Illustrierte Geschichte der Stadt M. (das. 1903); »Jahrbuch für Münchener Geschichte« (hrsg. von Reinhardstöttner u. Trautmann, Münch. u. Bamb. 1887–94, 5 Bde.); Prantl, Geschichte der Ludwig Maximilians-Universität (Münch. 1872, 2 Bde.); Grandaur, Chronik des königlichen Hof- und Nationaltheaters in M. (das. 1878); Aufleger u. Trautmann, Al t-M. in Bild und Wort (das. 1895); Reber, Bautechnischer Führer durch M. (das. 1876); Kahn, Münchens Großindustrie und Großhandel (das. 1891); Gebele, Das Schulwesen der königlichen Haupt- und Residenzstadt M. (das. 1896); Destouches, Fünfzig Jahre Münchener Gewerbegeschichte, 1848–1898 (das. 1899); »Münchener bürgerliche Baukunst der Gegenwart« (2 Tle. mit 60 Tafeln, das. 1898–99); »Die Entwickelung Münchens unter dem Einflusse der Naturwissenschaften während der letzten Dezennien« (Festschrift zur Naturforscherversammlung, das. 1899); Creuzbauer, Die Versorgung Münchens mit Lebensmitteln (das. 1903); Goering, 30 Jahre München (das. 1904); Rohmeder, M. als Handelsstadt (das. 1905); Hauser, Die Münzen und Medaillen der Haupt- und Residenzstadt M. (das. 1905); Trautwein, Führer durch M. (20. Aufl., das. 1906); »Mitteilungen des Statistischen Bureaus der Stadt M.«, die »Berichte über die Gemeindeverwaltung der Stadt M.«; v. Ammon, Die Gegend von M., geologisch geschildert (das. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 246-251.
Lizenz:
Faksimiles:
246 | 247 | 248 | 249 | 250 | 251
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Die Mappe meines Urgroßvaters

Die Mappe meines Urgroßvaters

Der Erzähler findet das Tagebuch seines Urgroßvaters, der sich als Arzt im böhmischen Hinterland niedergelassen hatte und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch begann, dieses Tagebuch zu schreiben. Stifter arbeitete gut zwei Jahrzehnte an dieser Erzählung, die er sein »Lieblingskind« nannte.

156 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon