Kleienflechte

[112] Kleienflechte (Kleiengrind, Flechtengrind, griech.Pityriasis), örtlich beschränkte oder über den ganzen Körper verbreitete, sehr reichliche Abschelferung der Epidermis in weißen, fast mehlartigen Schüppchen, ohne Nässen und ohne vorhergehende Bläschen- oder Knötchenbildung. Die K. findet sich oft bei ganz gesunden Personen, häufig aber auch bei Leuten, die an abzehrenden Krankheiten leiden (Pityriasis tabescentium). Sie ist schmerzlos, ohne alle Bedeutung und verschwindet beim Waschen mit Wasser und Seife sehr bald. Die P. capitis (Kleiengrind, Schinn, Kopfgrind, Kopfschabe) besteht in einer vermehrten Talgabsonderung (Seborrhoe) auf der behaarten Kopfhaut, bei welcher der abgesonderte Hauttalg, vermischt mit Epidermisschüppchen in Form kleiner Schollen, von der Kopfhaut abgestoßen wird. In schwerern Fällen können diese Schuppen zu Borken zusammenfließen. Mitunter ist damit ein Ausgehen der Haare verbunden. Die Behandlung des Kopfschinns beginnt mit Erweichen der Fettborken mittels Olivenöls, das dreimal täglich eingerieben wird. Dann werden die weichen Massen mit Seife und lauem Wasser abgewaschen, getrocknet und die Haare später eingeölt. Als Nachbehandlung muß man noch monatelang alle acht Tage den Kopf mit Seifenspiritus und lauem Seifenwasser reinigen, um die Talgbildung zu mäßigen. Bei der schwerern Krankheitsform P. rubra zeigt sich zunächst eine scharlachfarbene Rötung der Haut, auf der sich sehr bald feine Epidermisschüppchen bilden. Allmählich führt dieses Leiden zu einer Einschrumpfung der Haut, welche die betroffenen Stellen (z. B. im Gesicht) hochgradig entstellen kann. Eine Heilung dieser Form ist in den meisten Fällen ausgeschlossen. – Ganz verschieden hiervon ist die P. versicolor, eine in gelben und bräunlichen Flecken (Leberflecken) meist auf der Brust auftretende Pilzwucherung eines dem Milchschimmel verwandten Schmarotzers (Microsporon furfur Robin). Sie ist ohne jede Bedeutung und durch Reinlichkeit sofort zu beseitigen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 112.
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