[196] Knüttelverse, freigebaute vierhebige Verse mit paarweise folgenden Reimen, im 16. Jahrh. die herrschende Versform und auf der Fortbildung der mittelhochdeutschen kurzen Reimpaare beruhend, seit Opitz' Zeit fast ganz aus der deutschen Literatur verschwunden und erst durch Goethe in den 1770er Jahren unter Anlehnung an Hans Sachs zu neuem Leben erweckt. Seitdem hat sich der Knüttelvers, der sich bei seiner großen Biegsamkeit den verschiedensten Inhalten und Stilformen leicht anpaßt, dauernder Beliebtheit erfreut. Der Name, dessen Ursprung nicht ganz sicher ist, kam erst im 18. Jahrh. auf; vorher findet man in dem gleichen Sinne Knittelhardus angewendet, was ursprünglich einen leoninischen Vers bedeutete. Vgl. Flohr, Geschichte des Knittelverses vom 17. Jahrhundert bis zur Jugend Goethes (Berl. 1893).