Kollodīn

[270] Kollodīn (Pflanzenleim), kleisterartige Masse, die, mit Wasser verdünnt, als Klebe-, Appretur- und Schlichtemittel benutzt wird. Die Mischung des Kollodiums mit Wasser ist dünnflüssiger als gewöhnlicher Kleister, sehr homogen u. von sehr großer Klebkraft. Der Kollodinkleister säuert und schimmelt sehr wenig und kann in geschlossenen Gefäßen beliebig lange aufbewahrt werden, ohne zu verderben. Er reagiert schwach alkalisch, ist aber chemisch von gewöhnlichem Stärkekleister kaum verschieden. Ein ähnliches und vielleicht mit K. identisches Produkt entsteht, wenn man Stärke unter Zusatz von Natronlauge zu Kleister kocht, und ein vorzügliches, nach dem Eintrocknen ganz unlösliches Klebmittel erhält man, wenn die alkalische Stärkelösung durch Dialyse vom Alkali wieder befreit wird. Ein dem K. ähnliches Fabrikat, das Apparitin, entsteht, wenn man 16 Teile Weizen- oder Kartoffelstärke mit 76 Teilen Wasser anrührt und 8 Teile Natronlauge von 25° B. ganz langsam unter Umrühren zusetzt. Die Masse verdickt sich nach einiger Zeit zu einer durchscheinenden klaren Gallerte, die nach Bedarf mit Wasser verdünnt werden kann. Apparitin verdirbt nicht beim Aufbewahren und bildet nach dem Eintrocknen hornige, in Wasser unlösliche Platten. Es gibt auf Baumwolle, Wolle und Seide sehr steife Appretur, die sich bei der Wäsche nicht ablöst.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 270.
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