[455] Koordination (lat.), Beiordnung, Gleichstellung; in der Physiologie das zweckmäßige harmonische Zusammenwirken der Muskeln, wie beim Gehen, beim Schluckakt und andern koordinierten Bewegungen, bei denen mehrere gleichzeitig oder in geordneter Reihenfolge auftretende Akte einer Anzahl von Muskeln in Betracht kommen. Für die geordnete willkürliche Muskeltätigkeit sind von großer Bedeutung die durch das Muskelgefühl vermittelten Vorstellungen von der Lage und Tätigkeitsgröße der einzelnen Muskeln und die durch das Tastgefühl zustande kommenden Vorstellungen über Spannung und Faltung der die Muskeln bedeckenden Haut. Sind infolge von gewissen Gehirn- oder Rückenmarkserkrankungen diese Gefühle geschädigt, so treten Koordinationsstörungen auf, infolge deren koordinierte Bewegungen ungeschickt ausgeführt werden oder völlig mißlingen (Ataxie). Früher nahm man an, daß im Kleinhirn ein allgemeines Koordinationszentrum für die Ortsbewegungen gelegen sei; doch erfahren die bei Erkrankung oder experimenteller Fortnahme des Kleinhirns (bei Tieren) auftretenden Lokomotionsstörungen gegenwärtig meist andre Deutungen. Vgl. Förster, Die Physiologie und Pathologie der K. (Jena 1902).