Lavendelöl

[267] Lavendelöl, ätherisches Öl, das aus den Blüten des in den höhern Regionen der südfranzösischen Gebirge wild wachsenden, in England aber, besonders bei Mitcham und Hitchin, aus den Blüten des kultivierten Lavendels durch Destillation mit Dampf oder Wasser gewonnen wird. Da die Lavendelblüten keinen Transport vertragen, so wird in Frankreich die Destillation in transportabeln Blasen möglichst nahe bei dem Standorte der Pflanzen ausgeführt. Die höchsten Regionen (1500 m) liefern das feinste Öl. Ausbeute aus getrockneten Blüten 1,2–2,8 Proz. L. ist hellgelblich, dünnflüssig, riecht sehr angenehm, schmeckt streng aromatisch, schwach bitter, vom spez. Gew. 0,885–0,895, siedet bei 190–192°, löst sich in 3 Teilen Alkohol von 70 Volumproz. Englisches L. besitzt einen kampfer-, vielmehr cineölartigen Nebengeruch. L. enthält 30–45 Proz. Essigsäurelinaloolester, etwa ebensoviel Linalool, auch Buttersäurelinaloolester und geringe Mengen von Pinen und Cineol. Englisches L. enthält nur 5–10 Proz. Ester des Linalools, aber reichlicher Cineol. Es verändert sich sehr leicht an der Luft und am Lichte. Das aus Lavandula Spica gewonnene Spiköl ist gelblich, riecht durchdringend gewürzhaft, spez. Gew. 0,905–0,915, löst sich leicht in Alkohol und enthält Linalool, Camphen, Kampfer, Borneol, vielleicht auch Terpineol. L. wird besonders in der Parfümerie benutzt; auch dient es gegen Migräne und nervöse Aufregung, in spirituöser Lösung äußerlich gegen Rheumatismus und Lähmungen. Das Spiköl wird zu geringern Parfümen, zum Parfümieren der Seife, zu Firnissen, zum Auftragen von Porzellanfarben etc. benutzt. Das sehr beliebte Lavendelwasser ist eine Lösung von 175 g L. in[267] 4 Lit. Alkohol; die feinste Sorte wird durch Destillation von 60 g englischem L. mit 2,5 L. Alkohol und 0,5 L. Rosenwasser erhalten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 267-268.
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