Lenclos

[403] Lenclos (spr. langklo), Ninon (Anne) de, eine durch ihre Galanterie bekannte Französin, geb. 15. Mai 1616 in Paris als Tochter eines Edelmanns aus der Touraine, gest. 17. Okt. 1706, bildete sich, früh verwaist, durch das Studium der Werke Montaignes und Charons und erlangte bei ihrer Schönheit, ihrem Witz und Scharfsinn bald eine gewisse Berühmtheit. Um gänzlich ungebunden zu sein, schlug sie alle Bewerbungen um ihre Hand aus, machte aber ihr Haus zum Sammelplatz der liebenswürdigsten Personen der Stadt und des Hofes und zugleich der ausgezeichnetsten Gelehrten ihrer Zeit, z. B. Scarrons, Molières, Fontenelles und Larochefoucaulds, und ohne daß sie einen verächtlichen Handel mit ihren Reizen trieb, genossen doch viele nacheinander ihre Gunst. Die Königin Christine von Schweden stattete bei ihrer Anwesenheit in Paris ihr einen Besuch ab. Einer ihrer Söhne, La Boissière, wurde Kriegsminister. Ein zweiter Sohn, Villiers, hatte sich in seine eigne Mutter verliebt, ohne sein Verhältnis zu ihr zu kennen, und erschoß sich, als er dies erfuhr, aus Verzweiflung, ein Ereignis, das Lesage in seinem »Gil Blas« benutzte. Ihre Memoiren gaben Mirecourt (2. Ausg., Par. 1875), ihre Briefe A. Bret (2. Aufl., das. 1870) und Colombey (das. 1886) heraus. Vgl. Capefique, Ninon de L. et les Précieuses de la place Royale (Par. 1864).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 403.
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