Lesage

[438] Lesage (spr. lößāsch'), Alain René, franz. Dichter, geb. 8. Mai 1668 in Sarzeau bei Vannes, gest. 17. Nov. 1747 in Boulogne-sur-Mer, studierte in Paris, wurde Advokat, widmete sich aber bald ausschließlich der schriftstellerischen Tätigkeit. Es gelang ihm indessen erst spät und nach vielen fruchtlosen Versuchen auf verschiedenen Gebieten (worunter Übersetzungen aus dem Griechischen und dem Spanischen), sich einen Namen zu verschaffen; am meisten trug dazu das Wohl wollen seines Gönners, des Abbé Lyonne, bei. Von seinen Dramen, die er für die kleinern Bühnen schrieb, fanden »Crispin rival de son maître« nach einem spanischen Stück des Mendoza (1707) und »Turcaret« (1708), eine Satire gegen die Financiers damaliger Zeit, lebhaften Beifall. Noch größern Ruhm erwarb er sich durch seine komischen Romane, namentlich »Le diable boiteux« (1707; auch Par. 1878, 2 Bde.; deutsch von L Schücking, Hildburgh. 1866), nach einem spanischen Vorbild (von Guevara), was Titel, Umgebung und Personen betrifft, sonst durch und durch französisch und gegen die Frömmelei aus der Zeit des alternden Ludwig XIV. gerichtet, und »Gil Blas de Santillane« (1715–35, 4 Bde., auch Par. 1820, 3 Bde.; deutsch, Berl. 1856), mit freier Benutzung italienischer und spanischer Werke geschrieben, obwohl seine Neider (Voltaire) und spanische Patrioten es für die Kopie eines spanischen Originals ausgaben. Man hat »Gil Blas« mit Rabelais und Lafontaine verglichen; er ist wohl der Vorläufer Figaros. Von seinen übrigen Romanen sind hervorzuheben: »Les aventures de Guzman d'Alfarache«, nach dem spanischen Roman des Mateo Aleman (1732, 2 Bde.), und »Le bachelier de Salamanque« (1736–38, 2 Bde.), eine Frucht seines Alters und von L. selbst sehr hoch geschätzt. Die sonstigen Werke Lesages bestanden in Vaudevilles, komischen Opern (101 an der Zahl), Intermezzos, Possen etc. Die Akademie, die er in seinen Romanen persifliert hatte, rächte sich, indem sie ihn nicht aufnahm. Sein Einfluß machte sich zuerst in England (bei Smollett) geltend, erst später in Frankreich (bei Balzac). Die vollständigste Ausgabe seiner Werke erschien zu Paris 1828 in 12 Bänden; eine Auswahl, herausgegeben von Poitevin, zuletzt 1840; sein »Théâtre« 1879; sein »Théâtre de la foire« 1721–37, 10 Bde. Von seinen Hauptwerken gibt es unzählige Einzelausgaben. Eine deutsche Übersetzung der Werke lieferte Wallroth (Stuttg. 1839–40, 12 Bde.). Vgl. Barberet, L. et le Théâtre de la foire (Dijon 1888); L. Claretie, Le romanen France an début du XVIII. siècle. Lesage romancier (mit Bibliographie, Par. 1890) und dessen kleinere Biographie (1894); Lintilhac, Lesage (1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 438.
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