Markēsas

[319] Markēsas (Marquesas-, Mendañainseln), franz. Inselgruppe im Stillen Ozean, nördlich von den Tuamotuinseln, zwischen 7°55'–10°30' südl. Br. und 138°40'–140°46' westl. L., 1274 qkm groß mit etwa 4300 Einw., darunter 60 Franzosen und ebensoviele andre Weiße.

Karte der Markesasinseln.
Karte der Markesasinseln.

Die Inseln bestehen aus zwei Gruppen (s. das Textkärtchen), einer nordwestlichen mit den Inseln Nukuhiwa (s. d.), 482 qkm mit 988 Einw., Uapä und Ua-uka, 83 qkm mit (1889) 474 Einw., und vier unbewohnten Inseln und aus einer südöstlichen Gruppe mit den Inseln Hiwaoa (s. d.), 400 qkm mit 2693 Einw., Tahuata, 70 qkm mit 404 Einw., Fatuhiwa, 77 qkm mit 622 Einw., und zwei unbewohnten Inseln. Die M. haben keine Korallenriffe. Sie bestehen wesentlich aus jungvulkanischen Gesteinen und zugehörigen Laven und Tuffen. Mineralquellen sind vorhanden; Erdbeben sind selten. Das Klima ist heiß und feucht, aber im allgemeinen gesund, während der Regenzeit 29–33°, während der Trockenzeit 25–30°. Die Täler und Abhänge haben wertvolle Baumbestände, der Brotfruchtbaum liefert die Hauptnahrung der Eingebornen; mit Kokospalmen, die 1897: 250,000 kg Kopra ergaben, waren 1890: 2784 Hektar bepflanzt, mit Baumwolle (1897: 500 Ballen) 304 Hektar; die eingeführten Orangen, Zuckerrohr, Kaffee, Tabak gedeihen sehr gut. Die Tierwelt ist arm, mehrere Papageien, eine Nachtigallenart, Fruchttauben sind zu nennen, die eingeführten Hühner, Schweine und Ziegen sind zum größten Teil verwildert; 1889 zählte man 580 Pferde, 5964 Rinder, 4131 Schafe, 4500 Ziegen, 6730 Schweine und 39,803 Stück Geflügel. Die Eingebornen sind ein den Tahitiern ähnlicher schöner Menschenschlag, auf den weder die Ansiedler noch die Missionare einen nennenswerten zivilisierenden Einfluß ausgeübt haben (s. Tafel »Australier und ozeanische Völker II«, Fig. 10; Tafel »Australisch-ozeanische Kultur III«, Fig. 3 und 4; »Kunst der Naturvölker I«, Fig. 4). – Die Gruppe wurde 1595 von Mendaña entdeckt und von ihm Marquesas de Mendoza genannt; 1797 fand der Amerikaner Ingraham die nördlich gelegenen, denen er den Namen Washingtoninseln gab. Vgl. K. v. d. Steinen in den »Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde« (Berl. 1898, S. 489–512); Bäßler, Neue Südseebilder (das. 1900); Dordillon, Grammaire et dictionnaire de la langue des îles Marquises (Par. 1904) und Karte »Ozeanien«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 319.
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