Ozeanĭen

[280] Ozeanĭen (hierzu Karte »Ozeanien«), Bezeichnung für die Inselschwärme des Großen Ozeans, die von den Palauinseln im W. bis zur Osterinsel im SO. sich über 117 Längengrade und von 32°46´ nördl. Br. bis 55°15´ südl. Br. sich über 88 Breitengrade, also über einen Raum von 66 Mill. qkm, ausbreiten, dabei aber insgesamt nur 1,255,240 qkm Land bedecken. Man faßt die vielen Inseln und Inselgruppen nach ihren Bewohnern zusammen in Melanesien, Polynesien, Mikronesien und Neuseeland (s. d.). Zu Melanesien (etwa 950,000 qkm mit 1,5 Mill. Einw.) rechnet man Neuguinea, Bismarck-Archipel, Salomoninseln, Santa Cruz-Inseln, Tucopia, Neue Hebriden, Fidschiinseln und Rom mah, Neukaledonien und Loyaltyinseln, Chesterfieldinseln (s. die Einzelartikel); zu Polynesien die Hawaï-Inseln, Tongainseln, Samoainseln, Hoorninseln, Uea, Niuafu, Niuagruppe, Niue, Elliceinseln, Union- oder Tokelauinseln, Phönixinseln, Manihikiinseln, die pazifischen Sporaden, Cooksinseln, Tubuaiinseln, Gesellschaftsinseln, Tuamotuinseln, Mangarewa- (Gambier-) Inseln, Pitcairn, Markesas, Clippertoninsel, Osterinsel und Sala y Gomez, alles in allem etwa 27,000 qkm mit 270,000 Einw. (s. die Einzelartikel); zu Mikronesien (3550 qkm mit 100,000 Einw.) die Marianen, Bonin- und Vulkaninseln, Karolinen, Marshallinseln, Gilbertinseln (s. die Einzelartikel).

Die Bewohner Ozeaniens, deren Haupttypen auf den Tafeln »Australier« und »Ozeanische Völker«, Bd. 2, S. 170, dargestellt sind und deren Zahl etwa 2,7 Mill. beträgt, werden gewöhnlich in drei Gruppen gesondert: Melanesier, Polynesier und Mikronesier, doch faßt man die letzten, die der Sprache, den Sitten und den bürgerlichen Einrichtungen nach zu den Polynesiern gehören, mit ihnen zu einer Völkergruppe zusammen. Kunsterzeugnisse, Geräte, Waffen etc. verschiedener Volksstämme zeigen die Tafeln »Australisch-ozeanische Kultur I-III« (in Bd. 2). Alles übrige über die Bevölkerungsverhältnisse s. in den Artikeln »Melanesier« und »Polynesier«.

Geologische Verhältnisse. Man betrachtet die ozeanische Inselwelt, soweit es sich nicht um vulkanische oder koralline Bildungen handelt, als die aus dem Meer aufragenden Reste eines alten zerbrochenen Festlandes. Neuseeland (s. d.), die bis jetzt am genauesten untersuchte Insel, wird von einem L-förmig gebogenen Kettengebirge durchzogen, an dessen Aufbau Granit, alte Schiefer, Silur, Kohle, Trias, Jura, Kreide und Stufen des Tertiärs teilnehmen. Die Nordinsel ist ein Gebiet lebhafter vulkanischer Tätigkeit, während sie auf der Südinsel erloschen ist. Auch von Neukaledonien (s. d.) werden Glimmerschiefer, Melaphyre und Tuffe, Triasschichten, jurassische Schiefer, cretazeïsche Sandsteine und Serpentin erwähnt. Auf Neuguinea (s. d.) sind mehrere noch tätige Vulkane vorhanden; aber auch hier überwiegen die Sedimentgesteine: Chlorit- und Glimmerschiefer sowie Tertiärbildungen. Die andern melanesischen Inseln sind vorwiegend vulkanischer Natur und tragen zum Teil noch tätige Vulkane; doch werden von Neupommern (s. d.) und von den Fidschiinseln (s. d.) ältere massige Gesteine und Sedimente beschrieben. Die mikronesischen und polynesischen Inseln sind teils hohe Inseln rein vulkanischer Natur, teils niedere Inseln und dann vorzugsweise Werke riffbauender Korallen; nur auf den Palauinseln (s. d.) treten Hornblendegranite und Diorit, auf der Karolineninsel Yap Amphibolit und Strahlsteinschiefer und auf den Markesasinseln Gneise und Glimmerschiefer neben vulkanischen Gesteinen zutage. Auch die zerstreuten Inseln sind fast durchaus vulkanischer Natur. Am wichtigsten unter ihnen ist die Gruppe der Hawaï-Inseln (s. d.) mit großartigen vulkanischen Erscheinungen.

Klima. Der Westen dieses Gebietes wird im N. bis zu den Ladronen vom Südwestmonsun Südasiens, im S. bis zu den Hebriden vom Nordwestmonsun Australiens beherrscht; das übrige O. steht unter dem Einfluß des nordhemisphärischen Nordost- (zwischen 5 und 25° nördl. Br.) und des südhemisphärischen Südostpassates (bis 25° südl. Br.). Während die regelmäßigen Passate als Erfrischer und Gesundheitbringer begrüßt werden, sind die auf Fidschi und Samoa häufigen Wirbelstürme im Sommer oft von Verwüstungen begleitet. Die Wärmeschwankungen im Jahre sowohl als am Tage sind allenthalben gering. Regenmenge und Regenzeit sind in hohem Grad abhängig von der Lage eines Ortes zum Passat (Waikiki und Waioli auf den Hawaï-Inseln haben 113 und 214, Quara Valu auf den Fidschiinseln 628 cm). Auf gebirgigen Inseln ist die dem Passat zugewandte Seite die Regenseite mit üppiger Vegetation, die abgewandte Seite (Leeseite) die regenärmere und dürre. Die östlichen Inseln in der Nähe des Äquators sind fast regenlos und darum reich an Guano.

Pflanzenwelt. In der Flora Ozeaniens greift das tropisch-asiatische Element über die Molukken und Neuguinea herüber und nimmt die tropischen [280] Niederungen ein, während die australe Flora vorzugsweise in den höhern Gebirgen sich ausbreitet; ein dritter Bestandteil ist endemisch und macht nicht selten 50–80 Proz. der überhaupt vorhandenen Zahl von Blütenpflanzen aus. Unter den Charaktersippen der ozeanischen Flora sind besonders Myrtazeen, Proteazeen und Nadelhölzer, wie Araucaria und Dammara, hervorzuheben; von Palmen treten die einheimischen Kentia und Pritchardia und die Kokospalme (Cocos nucifera) auf. Sagopalmen (Metroxylon) kommen ostwärts bis zu den Freundschaftsinseln vor; auch Pandanus-Arten, Arazeen und Baumfarne sind reichlich vertreten. An den Küsten herrschen Mangrovewälder, in den Flußtälern und an den niedern Berggehängen Tropenformationen, darüber einförmig zusammengesetzte Bergwälder. Auch immergrüne Buschbestände, die den australischen Scrubs (s. Australien, S. 169) entsprechen, treten zumal auf Berggipfeln, z. B. in Neukaledonien, auf. Am eigenartigsten tritt die Flora Neuseelands mit 61 Proz. endemischen Arten hervor. Von Kulturpflanzen sind in O. außer der Kokospalme einige knollenbildende Bataten und Yamswurzelarten (Dioscorea) sowie die Taroknollen (Colocasia antiquorum) weit verbreitet; auch eine Brotfruchtart (Artocarpus incisa) wurde von den ersten europäischen Ankömmlingen bis zu den Markesasinseln hin in Benutzung der Eingebornen getroffen. Vgl. Pflanzengeographie (mit Karte).

Tierwelt. O. umfaßt drei Subregionen der Australischen Region (s. d.) und besitzt in seinen einzelnen Teilen eine sehr verschiedenartige Tierwelt. Neuseeland und Neuguinea (s. die Einzelartikel) sind reich an eigenartigen Tierformen. Nach Osten wird die Tierwelt immer spärlicher. Zuerst verschwinden die größern Beuteltiere; bis zu den entlegensten Inseln des Stillen Ozeans gehen nur einige Nagetiere und Fledermäuse. Viel reicher und weitverbreiteter ist die Vogelwelt Ozeaniens, wenngleich auch sie nach Osten hin immer mehr abnimmt; charakteristisch für einen großen Teil Ozeaniens sind die Fruchttauben, auf den Samoainseln lebt die sonderbare Zahntaube. Die Schlangen gehen nicht weiter als bis zur Tongagruppe; Eidechsen sind weiter verbreitet, Frösche sehr selten. Die Hawaï-Inseln (s. d.) weisen eine bedeutende Anzahl eigner Formen auf.

[Entdeckungsgeschichte.] Der erste Europäer, der einen Teil Ozeaniens entdeckte, war der Portugiese Magalhães, der in den Marianen die erste seiner Inselgruppen auffand. Spätere Durchsegelungen des Stillen Ozeans (s. d.) blieben ziemlich erfolglos, sie verschafften uns wenig mehr als eine oberflächliche Kenntnis von der Nordküste Neuguineas. Dagegen führten die Versuche, das vermutete Südland zu erforschen, Mendaña 1567 zur Entdeckung der Salomoninseln und 1595 zu der der Markesas- und Santa Cruz-Inseln, Fernandez an die Ostküste Neuseelands, Quiros 1606 nach den Tuamotu, Gesellschaftsinseln und Neuen Hebriden, während Torres die Südküste Neuguineas und die Straße auffand, durch welche diese Insel von Australien getrennt wird; endlich Le Maire und Schouten 1616 nach den Tuamotu und nach der Nordküste Neuguineas sowie Tasman 1642 und 1643 zur Westküste Neuseelands, den Tonga- und Fidschiinseln, womit zugleich die Ansicht, daß die Inseln des Ozeans Teile des großen Südlandes seien, widerlegt war.

Dampier besuchte 1700 Neuguinea und Neubritannien, und der Holländer Roggeveen entdeckte 1722 die Samoagruppe. Da aber die ältern Seefahrer die Lage der aufgefundenen Inseln nicht genau zu bestimmen verstanden, so gingen manche der ältern Entdeckungen ganz verloren. Nicht viel ergiebiger waren die Unternehmungen von Byron, der 1765 nur wenige Inseln der Tuamotu-, der Gilbert- und Marshallinseln und der Ladronen berührte, von Wallis, der 1767 einige Tuamotu auffand, Tahiti wieder entdeckte und ebenfalls die Marianen besuchte, von Carteret, der zu derselben Zeit Pitcairn entdeckte und später auf die Santa Cruz-Inseln, den Salomon-Archipel und Neubritannien stieß, und des Franzosen Bougainville, den 1768 sein Weg durch die Tuamotu nach Tahiti, dann zu den Samoainseln, den Neuen Hebriden, der Südküste Neuguineas, den Salomoninseln und nach Neubritannien führte. Alle diese Männer übertraf Cook (s. d. 1) in der Gründlichkeit und Ausdehnung seiner Aufnahmen sowie in der Schilderung der Inseln und ihrer Bewohner. Auf seiner ersten Reise nahm er 1769 die Gesellschaftsinseln und die Küsten Neuseelands auf. Die zweite, besonders der Erforschung des Ozeans gewidmete (1773 und 1774) führte zur Wiederentdeckung der Markesas- und Tongainseln, zur vollständigen Aufnahme der Neuen Hebriden und zur Entdeckung Neukaledoniens und der Herveyinseln; die dritte endlich, deren Ziel hauptsächlich die Nordwestküste Amerikas war (1777 und 1778), ergab eine gründliche Aufnahme der Tongainseln und die Entdeckung des Archipels Hawaï.

Die Wirkungen dieser Unternehmungen zeigten sich ganz besonders in dem Eifer für die wissenschaftliche Erforschung der ozeanischen Länder und ihrer Bewohner, wobei sich namentlich Engländer, Franzosen und Deutsche auszeichneten. Bligh besuchte 1788 und 1789 die Gesellschaftsinseln und Fidschi und entdeckte die nördlichsten der Neuen Hebriden; Vancouver erforschte 1791 die Hawaï-Inseln gründlich; Wilson berührte 1797 die Gesellschaftsinseln, Tonga, Fidschi, die Markesas und entdeckte einige der Karolinen; Beechey nahm 1826 besonders gründlich die Tuamotu auf und entdeckte die Bonininseln; Fitzroy (seit 1835), den der Naturforscher Darwin begleitete, berührte die Gesellschaftsinseln und Neuseeland; Belcher untersuchte 1840 namentlich Teile der Tuamotu sowie Neubritanniens und Neuguineas; Erskine 1849 ff. und Denham 1853 ff. forschten besonders unter den Inseln im Südwestteil des Ozeans. Von den Franzosen nahm Lapérouse 1786 die Samoainseln auf; d'Entrecasteaux viele der Inselgruppen im Südwestteil des Ozeans; Freycinet besuchte 1818 Neuguinea, die Marianen und Hawaï-Inseln; Duperrey erforschte 1823 die Gesellschaftsinseln, einzelne der Marshall- und Gilbert inseln und Teile von Neuguinea. Ganz besonders aber ist Dumont d'Urville zu nennen, der auf der ersten seiner zwei Reisen 1825 Neuseeland, Neubritannien, Neuguinea, Wanikoro und die Marianen, auf der andern 1838 viele andre Archipele untersuchte. Die Deutschen forschten überwiegend im Dienste der russischen Regierung; Krusenstern untersuchte 1804 zum erstenmal die Markesas gründlich, Kotzebue in Begleitung des Naturforschers Chamisso 1816 f. vor allem die Gruppe Ratak der Marshallinseln, Bellingshausen 1819 f. besonders die Tuamotu; endlich Lütke 1828 f. die Karolinen. Ihnen schließen sich die österreichische Expedition unter v. Wütterstors-Urbair 1858 f. an, die amerikanische unter Wilkes 1839 f. und die schwedische unter Virgin, der hauptsächlich Hawaï, die Gesellschaftsinseln und Ton ga besuchte. In den letzten Jahrzehnten erwarb sich namentlich das große Hamburger Haus Godeffroy und später das [281] Haus Hernsheim große Verdienste um die Kenntnis der Südseeinseln durch wiederholte Aussendung von Reisenden, z. B. Kubary, und Anlegung einer großen ethnographischen Sammlung. Die über größere Gebiete des Stillen Ozeans sich erstreckenden Fahrten des Challenger (1873–76), der Tuscarora (1873 und 1874) und der Gazelle (1876) haben sich nur vorübergehend mit den Ländern, die sie berührten, beschäftigt. Die Reise Bastians 1878, die sich auf Neuseeland, Hawaï u.a. erstreckte, hat uns wie die von Finsch, der 1879–82 Hawaï, Mikronesien, Melanesien und Neuseeland und 1884–85 die Nordostküste von Neuguinea erforschte, sehr reiches Material für die genauere Kenntnis der betreffenden Gebiete geliefert. Seit der Besitzergreifung des östlichen Teiles von Neuguinea durch Deutschland und England sind dort durch Deutsche und Engländer weitere Forschungen gemacht worden, s. Neuguinea. Auch den Missionaren verdanken wir sehr wichtige Beiträge, namentlich für die Ethnographie der Inseln, wie auch einzelnen europäischen Ansiedlern.

Gegenwärtige Besitzverhältnisse. Von dem Gesamtareal Ozeaniens sind nur noch die Santa Cruz-Inseln im Besitz der eingebornen Herren. Spanier und Holländer haben hier schon seit zwei Jahrhunderten allerdings meist nur nominelle Erwerbungen gemacht, die Engländer erst seit Beginn des 19. Jahrh., die Franzosen in neuerer, Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika in neuester Zeit. Den gegenwärtigen Besitzstand (vgl. auch Karte »Kolonien I u. II«) veranschaulicht folgende Tabelle.

Tabelle

Über die Zusammensetzung dieses Besitzes geben die Tabellen der Abschnitte »Kolonien« bei den einzelnen Ländern nähern Aufschluß. Der Wert der Inseln Ozeaniens (mit Ausschluß von Neuseeland) liegt in den Produkten, die der Boden freiwillig oder seit dem Kommen der Europäer durch die Kultur hervorbringt, und dem Erträgnis der Seefischerei. Von Mineralien hat man bisher nur auf Neukaledonien (s. d.) eine nennenswerte Ausbeute gefunden, neuerdings aber auch bedeutende Phosphatlager, z. B. auf Nauru (s. d.), in Abbau genommen. Die gegenwärtig in den Welthandel kommenden Produkte sind in erster Linie Kopra, Baumwolle, Zucker, Kaffee, Früchte, Perlmutter, Perlen, Trepang. Diese Produkte werden teils von den Eingebornen eingehandelt, teils auf den von den Europäern selbst angelegten Pflanzungen angebaut. Die erste Rolle im Handel mit den Inseln der Südsee haben die Vereinigten Staaten von Amerika inne, die im Handel mit Hawaï nahezu ein Monopol besitzen; dann folgen England (durch den Besitz der Fidschiinseln) und Deutschland. Erst in vierter Linie folgen die französischen und die niederländischen Besitzungen. O. wird durchquert von einer Anzahl von Dampferlinien, namentlich zwischen Nordamerika und Ostasien, und zwischen Nordamerika und Australien, Neuseeland. Wichtige Kabelverbindungen sind die erst neuestens gebauten Linien Vancouver, Fanning, Fidschiinseln, Norfolk, Australien, bez. Neuseeland (allbritisches Kabel), San Francisco, Hawaï-Inseln, Guam, Philippinen (amerikanisch); Guam, Yap, Menado (deutsch-niederländisch). Vgl. auch Stiller Ozean.

Wichtigste Ereignisse der Territorialgeschichte von Ozeanien seit 1884.

1884. 4. Nov.: Proklamation der deutschen Schutzherrschaft über den Neubritannia- Archipel. - 6. Nov.: Erklärung des englischen Protektorats über die Südküste von Neuguinea vom 141.° östl. L. bis zum Ostkap mit allen dem letztern vorliegenden Inselgruppen bis zu den Louisiaden und den Inseln des Papuagolfs. Die deutsche Flagge wird 16. Nov. im Friedrich-Wilhelmshafen und 27. Nov. im Finschhafen (Neuguinea) geheißt.

1885. Die Grenze zwischen dem englischen und dem deutschen Schutzgebiet auf Neuguinea wird geregelt, und die Hoheitsrechte im deutschen Teil werden 17. Mai durch kaiserlichen Schutzbrief der Neuguinea-Kompanie übertragen; ebenso der Archipel von Neubritannien, der fortan Bismarck-Archipel heißen soll, sowie alle andern nordöstlich von Neuguinea zwischen dem Äquator und dem 8.° südl. Br. und zwischen dem 141. und 154.° östl. L. liegenden Inseln. - 3. Aug.: Proklamierung des englischen Protektorats über die Insel Trobriand (Kirvirai) und alle Neuguinea benachbarten Inseln südlich vom 8.° südl. Br. - 14. Okt.: Bildung einer neuen Insel in der Tongagruppe durch einen unterseeischen Ausbruch in 20° 19' südl. Br. und 175°211/2´ westl. L. Dieselbe wurde Falkeninsel benannt. - 15. Okt.: Proklamierung des deutschen Protektorats über die Marshall-, Brown- und Providenceinseln. Auf Grund des päpstlichen Schiedsspruches vom 22. Okt. kommt 17. Dez. eine Vereinbarung zwischen Deutschland und Spanien zustande, wonach das Eigentumsrecht Spaniens auf die Karolinen anerkannt wird. Innerhalb des Bismarck-Archipels wird eine neue Insel entdeckt und Allisoninsel benannt. - 24. Dez.: Abkommen zwischen Deutschland und Frankreich, wonach ersteres etwaige Besitzergreifungen Frankreichs von den Inseln unter dem Winde und den Neuen Hebriden nicht zu hindern verspricht. Durch Dekret vom 28. Dez. wird Französisch-Ozeanien organisiert.

1886. 6. April: Erklärung betreffend die Abgrenzung der deutschen und englischen Machtsphären im westlichen Stillen Ozean, wobei als westlicher Stiller Ozean der Teil des Stillen Ozeans zwischen dem 15.° nördl. Br. und dem 30.° südl. Br. und zwischen dem 165.° westl. L. und dem 130.° östl. L. verstanden wird. - 1. Aug.: Die Kermadekinseln werden von England annektiert. - 13. Sept.: Kaiserliche Verordnung betreffs der Marshall-, Brown- und Providenceinseln. - 28. Okt.: Die deutsche Flagge wird auf der Insel Bambatani des Salomon-Archipels geheißt und damit Besitz vom nördlichen Teil dieser Gruppe genommen. - Durch Vertrag vom 19. Nov. wird die französische Oberherrschaft über die Insel Uea (Wallis) in der Südsee, die schon 1844 übernommen war, wieder erneuert. - 13. Dez.: Verleihung eines Schutzbriefes für die nördlichen Salomoninseln und Stellung derselben unter die Verwaltung der Neuguinea-Kompanie. Besetzung von zwei Inseln der Neuen Hebriden durch Frankreich. - 24. Dez.: Verordnung des Generalgouverneurs der Philippinen, wonach die Karolinen durch den 148.° östl. L. in zwei Verwaltungsbezirke, Ost- u. Westkarolinen, geteilt werden.

1887. 20. Jan.: Durch königliches Patent werden die Kermadekinseln der Kolonie Neuseeland einverleibt. - 16. Nov.: Übereinkommen zwischen England und Frankreich betreffs der Neuen Hebriden, wonach die Aufrechterhaltung der Ordnung auf der Gruppe einer aus britischen und französischen Marineoffizieren bestehenden Kommission übertragen wird. Die Inseln Futuna und Alofi werden unter französisches Protektorat gestellt. Durch Übereinkommen zwischen England und Frankreich vom 16. Nov. gehen die Inseln unter dem Winde (Huahine, Raiatea und Borabora) in französischen Besitz über.

1888. 16. April: Erklärung der deutschen Schutzherrschaft über die Insel Nawodo (Naurn) oder Pleasant. - 29. Juni: Förmliche Besitznahme der schon 1887 annektierten Insel [282] Futuna durch Frankreich. Durch königlichen Erlaß vom 4. Sept. wird Britisch-Neuguinea zur Kronkolonie erklärt. Der Administrator der Kolonie korrespondiert nur durch Vermittelung des Gouverneurs von Queensland mit der englischen Regierung, auch ist die Justizverwaltung von dieser Kolonie abhängig, die eine jährliche Beihilfe von 15,000 Pfd. Sterl. (zu der Neusüdwales, Victoria und Queensland zu gleichen Teilen beitragen) gewährleistet. England nimmt die Inseln Fanning, Christmas, Tongarewa (Penrhyn) und Exchequer in Besitz. - 9. Sept. nimmt Chile von der Osterinsel zum Zweck der Anlegung einer Strafkolonie Besitz. - Die Cooksinseln werden 27. Sept. von England annektiert.

1889. 22. April: Besitzergreifung der Suworowinseln durch England. - 30. April: Die Neuguinea-Kompanie verzichtet durch Satzungsänderung auf die Verwaltung ihres Gebietes, die auf das Reich übergeht, doch so, daß dieses Übereinkommen von beiden Seiten kündbar ist. Aufnahme der 1885 in der Tongagruppe neu entstandenen Falkeninsel, deren Areal auf 2,32. qkm bemessen wird. - 20. Mai: Frankreich stellt die Inseln Rurutu und Rimatara unter sein Protektorat. Die Union- und Phönixinseln werden im Juni von England in Besitz genommen. Auf der Samoakonferenz in Berlin 14. Juni wird Samoa als unabhängiges und neutrales Gebiet erklärt. Die drei Vertragsmächte bestellen einen Oberrichter, der vom König von Schweden ernannt wird.

1891. Die Hauptverwaltung des Schutzgebietes der Neuguinea-Kompanie wird von Finschhafen nach Friedrich-Wilhelmshafen an der Astrolabe-Bai verlegt.

1892. 27. Mai: Die Gilbertinseln unter britischen Schutz gestellt. - Juni: Die Ellicegruppe, die Gardinerinseln und die zur Uniongruppe gehörigen Inseln Tukapuka und Nassau gleichfalls unter britischen Schutz gestellt. - 17. Juli: Die Guanoinsel Johnston oder Cornwallis im SW. der Sandwichinseln von den Engländern besetzt.

1893. 28. Juli: Die südlichen Salomoninseln unter britischen Schutz gestellt.

1894. 4. Jan.: Proklamation der Republik in Hawaï. - Hawaï annektiert die nordwestlich gelegene kleine Neckerinsel.

1895. 11. Febr.: Die amerikanische Schutzherrschaft über die Hawaï-Inseln erklärt. - 26. Jan.: Vertrag zwischen Großbritannien und Holland über die Grenze von Britisch- und Niederländisch-Neuguinea. - Die Inseln Huahine und Borabora unter französischen Schutz gestellt.

1896. Die Norfolkinseln der britischen Kolonie Neusüdwales einverleibt.

1897. 16. Juni: Vertrag zwischen der Republik Hawaï und den Vereinigten Staaten betreffs Einverleibung der erstern.

1898. Besitzergreifung der Santa Cruz- und Tucopia-Inseln durch England. - Ratifikation des Vertrags zwischen den Vereinigten Staaten und Hawaï.

1899. 1. April: Der ganze Besitz der Neuguinea-Kompanie geht auf das Deutsche Reich über. - 30. Juni: Spanien verkauft an Deutschland die Karolinen und Marianen (außer Guam, das der Union zufällt). - 14. Nov. und 2. Dez.: Deutsch-Englisches und Deutsch-Amerikanisches Abkommen über die Aufteilung Samoas.

1901. 8. März: Tatsächliche Besitzergreifung der Palauinseln Sonsorol, Merir und Pul (Pulo Ana) durch Gouverneur v. Bennigsen.

1903. Mai: Die Insel Ducie und zwei andre Nachbarinseln Pitcairns durch den englischen Konsul von Tahiti für britisch erklärt. - 8. Aug.: Das dem australischen Commonwealth angeschlossene Britisch-Neuguinea erhält als Bundesgebiet die Bezeichnung Papua.


Vgl. Angus, Polynesia (Lond. 1867); Pritchard, Polynesian reminiscences (das. 1866); A. W. Murray, Forty years' mission work in Polynesia and New Guinea (das. 1876); Meinicke, Die Inseln des Stillen Ozeans (Leipz. 1875, 2 Bde.); Jung, Der Weltteil Australien, Bd. 2–4 (das. 1882 bis 1883); Bastian, Inselgruppen in O. (Berl. 1883); Guillemard, Malaysia and the Pacific Archipelagus (Lond. 1894); Alexander, The Islands of the Pacific (New York 1895); Bäßler, Südsee-Bilder (Berl. 1895) und Neue Südsee-Bilder (das. 1900); Mahler, Siedelungsgebiet und Siedelungslage in O. (Ergänzungsheft zu Bd. 11 des »Internationalen Archivs für Ethnographie«, Leiden 1898); Melching, Staatenbildung in Melanesien (Dissertation, Leipz. 1897); Schanz, Australien und die Südsee an der Jahrhundertwende (Berl. 1901); Brigham, An Index to the Islands of the Pacific Ocean (Honolulu 1900); Sievers und Kükenthal, Australien, O. und die Polarländer (2. Aufl., Leipz. 1902); Weule, Australien und O. (in Helmolts »Weltgeschichte«, Bd. 2, das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 280-283.
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