Militärturnwesen

[832] Militärturnwesen (Militärgymnastik). Das militärische Turnen ist ein hervorragendes Mittel zur körperlichen Ausbildung des Soldaten und zur Anerziehung von Entschlossenheit und Selbstbeherrschung. Es werden Frei-, Gewehr-, Rüstübungen und angewandtes Turnen, bestehend im Überwinden künstlicher Hindernisse (s. Eskaladierwand), getrieben. Um das M. hat Rothstein (s. d.), Direktor der Militärturnanstalt, großes Verdienst. Letztere (bis 2. Juni 1881 Zentralturnanstalt), 1847 in Berlin gegründet, untersteht dem Inspekteur der Infanterieschulen, hat einen Stabsoffizier als Direktor, Offiziere als Lehrer und bildet jährlich in zwei fünfmonatigen Kursen über 200 Offiziere als Turn- und Fechtlehrer praktisch und theoretisch aus (bis 1874 auch Unteroffiziere). Österreich-Ungarn hat ein ähnliches Institut im Militärfecht- und Turnlehrerkurs in Wiener-Neustadt. Vgl. »Turnvorschrift für die Infanterie« (Berl. 1895–97); Nebel, Die königliche Militärturnanstalt (das. 1902); v. Ditfurth, Gymnastik und ihre militärische Verwertung (das. 1905). – In Frankreich gedenkt man für das M. und für die Gymnastik an Volks- und höhern Schulen eine gemeinsame Methode aufzustellen. Die militärische Ecole de gymnastique in Joinville-le-Pont ist nach ganz ähnlichen Grundsätzen organisiert wie die Deutsche Militärturnanstalt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 832.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: